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Hila Blum - Der Besuch
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Blum, Hila:
Der Besuch

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(Bücher frei Haus)

Das von der großen Zeruya Shalev in Israel gefeierte Debüt der 1969 geborenen Schriftstellerin Hila Blum ist ein Roman über ganz normale Menschen, die in einer ganz normalen Patchworkfamilie versuchen, ihren Alltag zu bewältigen. Hinter diesem vordergründigen Alltag lauert die ganze Zeit, der Ich-Erzählerin meistens bewusst, etwas Abgründiges.
Der normale Lebensablauf ist bedroht. Hila Blum macht das deutlich zum einen daran, dass sie die Handlung des Buches in eine Woche legt, in der in Israel ein Junge vermisst wird. Denis Bukinow ist verschwunden, niemand weiß, wer ihn möglicherwiese entführt und vielleicht ermordet hat. Mehr als in anderen Ländern sind solche Nachrichten Teil des Lebens von Eltern in Israel, ein Land, das permanent von Anschlägen bedroht ist. Hila Blum erwähnt es immer mal wieder fast beiläufig.

Zum anderen bereitet sich das Ehepaar Schoenfeler auf einen Besuch vor, von dem sie nicht wissen, was er für sie und ihr weiteres Leben bedeuten wird. Als Nataniel, genannt Nati, Schoenfeler, ein mittlerweile 44-jähriger Computerexperte und seine Ehefrau, die literarische Übersetzerin Nili, sich vor neun Jahren gerade kennengelernt hatten, flogen sie für einen kurzen Urlaub nach Paris. Dort hatten sie in einem der teuersten Restaurants ein Erlebnis mit einem Mann namens Duclos, der den beiden die Rechnung übernahm und auch dafür sorgte, dass die verlorenen Brieftasche Natis wieder auftauchte.

Jahrelang haben sie nichts gehört von ihm, obwohl er sich bald melden wollte. Und doch ist nach der Ankündigung seines Besuchs wieder alles präsent. War das alles nur ein perfides Spiel? "Eines dieser Spiele, die man erst während des Spiels versteht, ein Spiel der neuen Generation, bei dem die Spieler ihre eigenen Regeln finden müssen. Aber um welche Labyrinthe und Drachen geht es. Um was für eine Odyssee."

Der Besuch bringt das Leben der Patchworkfamilie in Aufruhr. Eine Unwucht, eine Unordnung, die die ganze Zeit schon da war, aber erfolgreich verdrängt werden konnte. Das geht jetzt nicht mehr: "Ein Gleichgewicht, das mit viel Mühe erreicht worden war, wurde gestört. Etwas ist in Gefahr."

Und diese Situation ist Anlass für Nili, die vergangenen Jahre in Rückblicken zu betrachten. Immer wieder kehrt sie zu den Tagen des ersten Parisurlaubs des jungen Paares zurück und zu den ersten Jahren, als nach der Geburt der eigenen Tochter Asia, mittlerweile vier Jahre alt, das Zusammenleben mit Dida, einer mittlerweile elfjährigen Tochter aus Natis erster Ehe die Familie vor so manche Herausforderung stellte. Ein Bogen wird da gespannt, den viel Paare kennen: von der Leichtigkeit der ersten Wochen und Monate, über die Übernahme von Verantwortung für Familie und Kinder bis hin zur der alltäglichen Praxis, die Gefühle wach und die Familie irgendwie am Leben und Funktionieren zu halten.

Da geht es um Wahrheit und versteckte Wahrheit, um Loyalität und um die Risse im Leben der Menschen, die ihr Glück bedrohen.

Hila Blum hält die Spannung bis an das Ende, als Duclos endlich in Israel landet und Nati und Nili eine auch für den Leser sehr überraschend Mitteilung macht …

Ein gelungenes literarisches Debüt, von Mirjam Pressler, einer ausgewiesenen Kennerin der israelischen Literatur, wie gewohnt sicher ins Deutsche übersetzt.

Hila Blum, Der Besuch,Berlin Verlag 2014, ISBN 978-3-8270-1194-7

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-09-10)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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