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Sergio Leone - Für eine Handvoll Dollar
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Leone, Sergio:
Für eine Handvoll
Dollar

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(Bücher frei Haus)

„Make three coffins ready“, sagt Joe (Clint Eastwood) in einer der ersten Einstellungen des Films zu Piripero, dem Sargmacher. Letzterer ist der einzige, der in San Miguel, einem kleinen Dorf in New Mexiko, wirklich viel zu tun hat. Die anderen leben nur, um zu töten und reich zu werden: die Baxters sind Waffenhändler, die Rojos Alkoholschmuggler. Der einsame Rumtreiber, Mann ohne Namen, der dann von Piripero später doch einen bekommt, Joe, dient sich beiden Familien an und kassiert 100.-Dollar für die ersten drei Leichen. „What are you laughing at?“, sagt er zu den drei Revolverhelden, „my mule doesn’t like laughing, it gets upset you could be laughing about him. Unless you say you didn’t mean it.“ Aber wer entschuldigt sich schon gerne bei einem Muli? Oder bei einer „scarecrow“, wie Joe von den Baxters genannt wird. Eben.

Die heilige Trinità
Piripero bekommt noch viel zu tun in diesem Film, einem ganze Division der mexikanischen Armee stirbt im Feuer von Ramon Rojos (Gian Maria Volontè), der sich als amerikanischer Nordstaatler ausgegeben hat, um an das mexikanische Gold ranzukommen. Er kennt keine Skrupel, aber es gibt doch eine Schwäche, die auch ihn das Leben kosten wird. Eine Frau. Sie heißt Marisol (Marianne Koch) und Ramon hat sie beim Spiel gewonnen. Ihr Ehemann Julio, der das Spiel verloren habe, lebt nun alleine mit dem gemeinsamen Sohn Jesus am Rande der Stadt. Da Ramon ihm vorwirft, beim Spiel betrogen zu haben, ist er froh, überhaupt noch am Leben zu sein, aber Jesus darf seine Mutter nie sehen. Als Joe in der Eingangsphase des Films unter einem Galgen vorbeireitet, platzt er mitten hinein in eine Szene, in der Jesus seine Mutter sucht. Am Ende wird er Vater, Mutter und Sohn wieder zusammenführen, diese Wiederherstellung der heiligen Trinità, kostet ihn aber beinahe sein Leben. Sir Christopher Frayling, der in einem Interview in der Bonussektion der vorliegenden BluRay den Film analysiert, meint, Sergio Leone wollte keine Heldinnen, ihm habe die Rolle der Frauen in amerikanischen Western nicht gefallen, sie waren ihm immer zu loyal zu den Helden. Bei Leone seien die Frauen aber auch zwei Rollen reduziert: entweder Huren oder Heilige. Marisol spielt sogar quasi die Jungfrau Maria, denn ihr kleiner Sohn heißt im Film nicht zufällig „Jesus“.

A new kind of hero
„Why are you doing this for us?“ frägt ihn Milena und Joe antwortet: „I once knew someone, when there was noone to help around“. Aber mehr erfährt man nicht über seine Herkunft. „Feel like home“, meint Esteban von den Rojos zum „Fremden ohne Namen“, aber dieser antwortet nur zynisch: „Well, I never found home that great“. Das könnte heißen, dass er schon als einsamer Held geboren wurde und eigentlich keine Heimat hat. Oder er meint nur, seine Herkunft sei weniger gut gewesen, als die ihm von den Rojos angebotene Gastfreundschaft. In jedem Fall verzichtet er darauf, denn er fühlt sich mehr zu den Ausgestoßenen hingezogen, die nirgendwo dazu gehören. Piripero zum Beispiel, oder der Mexikaner Silvestro, der die Bar betreut. „He’s fast at the trigger but also intelligent, that makes him too fast for you“, so wird Joe von seinem größten Widersacher Ramon charakterisiert. Die Liebesszenen wurden aus allen drei Leone-Western der Dollar-Trilogie rausgenommen, es passte nicht mehr zur Charakterisierung des Helden, ihn in intimen Situationen zu zeigen. An einer anderen Stelle rettet er die Frau, Gentleman der er ist, statt sich mit dem Gold davon zu machen. „Locked inside, self-reliant and in a suit of armor“, meint Frayling, wie ein „Matador“. Das Rauchen nur als Symbol der Selbstkontrolle, denn Joe will nicht zu viel sprechen, das war Eastwoods Beitrag zu der Rolle, abgesehen vom Poncho natürlich…

“A Symphony of tension“
Er (Joe, JW) sei der Inbegriff des süditalienischen Machismo, aber nicht nur cool, sondern auch tough, etwa wenn er von den Rojo verprügelt wird, aber er steht wieder auf (O-Ton: „He resurrects“). Clintwood sei mehr als nur ein Designer-cowboy, ein „stylish mid sixties hero“, ein „hero…they walk through fire and have a few ruises…He has his personal style. The hero is not a crusader anymore, but a stylish statement“, einer der mehr auf sich selbst schaut, ein Individualist, der versucht zu überleben. Der moderne Action-Held wurde mit diesem Film erfunden, so Frayling. Aber er ist doch auch ein Gerechter. Am Ende erfährt man auch warum er diesen berühmten Poncho trägt und wie praktisch er besonders bei einem Duell sein kann. Weitere Specials auf dieser BluRay sind ein location comparison zwischen 1964 und 2004 in der spanischen Provinz Almería (insbesondere auf der Halbinsel Cabo de Gata). Die Szenen auf der Hauptstraße von San Miguel entstanden in Hoyo de Manzanares bei Madrid. Akira Kurosawa, der 1961 mit „Yojimbo“ die Vorlage zu diesem erstklassigen „Maccaroni-Western“ (so sagt man in Japan) drehte, gefiel Leones Adaptation seines Stoffes zwar, aber er warf ihm Plagiarismus vor. Allerdings hatte Kurosawa selbst den Stoff seines Filmes von dem Roman Rote Ernte von Dashiell Hammett (1927) als Vorlage verwendet.

Sergio Leone
Für eine Handvoll Dollar
(Per un pugno di dollari)
Techniscope Italien, Spanien, Deutschland 1964
Sprachen: Italienisch, Englisch, Spanisch
BluRay 100 Minuten plus Bonusmaterial
Musik: Ennio Morricone unter dem Pseudonym Dan Savio
Kamera: Massimo Dallamano
Universum Film www.tobis.de
Mit Clint Eastwood, Gian Maria Volontè, et al

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-08-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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