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Rezensionen


 
Sergio Sollima - Der Gehetzte der Sierra Madre
Buchinformation
Sollima, Sergio - Der Gehetzte der Sierra Madre bestellen
Sollima, Sergio:
Der Gehetzte der Sierra
Madre

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(Bücher frei Haus)

„La vittima non è sempre davanti la pistola“, sagt der Pater zum gerechtigkeitsliebenden Kopfgeldjäger Jonathan Corbett (Lee Van Cleef) und drückt damit aus, dass wohl auch dieser ein psychisches Problem haben dürfte, wenn er einen Flüchtling bis hinter die mexikanische Grenze verfolgt. Dann sei es nämlich keine Sache des Gesetzes mehr, sondern eine persönliche Angelegenheit und diese stehe außerhalb des Gesetzes. Also breche auch er die Gesetze, nicht nur der Gesetzlose. Der flüchtende Ganove Cuchillo Sanchez (Tomas Milian, diesmal ohne Prinz Eisenherz Frisur) kann sich hinter einem Mormonentrack verstecken und gelangt so bis an die mexikanische Grenze, als er das erste Mal von Corbett gestellt wird. Cuchillo wird beschuldigt ein minderjähriges Mädchen vergewaltigt zu haben und Corbett stellt ihn just in dem Moment, als er scheinbar etwas Ähnliches mit einer jungen Mormonin vorhat. Also diese jedoch Corbett für einen Räuber hält und ihn hinterrücks niederschießt, kann Cuchillo flüchten. Corbett wird nur verletzt und stammelt dem herbeieilenden Mormoninnenvater zu: „Ich wollte Ihre Tochter schützen.“ Doch dieser antwortet ihm:„Meine Tochter? Das ist meine vierte Frau.“

„Wir sind ja hier nicht in Texas!“
„La resa dei conti“ (Deutsch etwa: die Begleichung einer alten Rechnung) atmet aber nicht nur diese Art süffisanten Humors, sondern auch viel Sarkasmus, etwa wenn der mexikanische Sheriff Corbett wegen Aufruhrs festnimmt: „Aber Sie (Corbett) muss ich auch einsperren, wir sind ja hier nicht in Texas!“ Im Gegensatz zum berüchtigten Texas, geht es in Mexiko nämlich mit Recht und Ordnung zu, und nicht alle sind käuflich, wie einem die (nord-) amerikanische Propaganda glauben machen möchte. Das muss bald auch der Eisenbahnmagnat Brokston (Walter Barnes) feststellen, der seine Rechnung buchstäblich ohne den Wirt macht. Denn er glaubt er könne Corbett vor seinen Karren für eine politische Kampagne spannen, indem er ihm eine Nominierung für einen Senatorenposten verspricht, wenn er den vermeintlichen Mörder und Vergewaltiger der Minderjährigen stellt. Doch Cuchillo ist nicht der wahre Schuldige und Corbett kein Dummkopf. Eine weitere illustre Rolle kommt aber auch einem gewissen Baron von Schulenberg (Gérard Herter) zu, „un vero barone austriaco“, wie er im Film hervorgehoben wird. Diese Figur ist tatsächlich sehr witzig und schrullig porträtiert, ganz so, wie man sich einen echten österreichischen Baron im Wilden Westen halt so vorstellt.

Grandioses, einzigartiges Doppelduell im Finale
In einem Dialog – den ich hier auf Englisch wiedergeben möchte, da die DVD auch in drei Sprachen ist, soll es auch die Rezension sein – kommt deutlich zum Ausdruck, was dem Baron später selbst zum Verhängnis werden wird. Wer seine Geheimwaffen verrät und zuviel plaudert, kann eben nur verlieren: Baron von Schulenberg: „When you are about to kill a man, what do you look at? I've asked this question of other men, and do you know what they always say? They look at his hands. I don't. I look at his eyes, (…) because a moment before he moves his hand, his eyes betray him. And you can always read death in them: yours or his.“ Und als er sein Glas hebt, der Baron, sieht er Corbett tief in die Augen und spielt weiter Beethovens „Für Elise“ auf dem Klavier. Und noch einen weiteren Höhepunkt hat „The Big Gundown“ zu bieten: ein Duell, das beinahe das Dreier-Duell aus Sergio Leones „Il bueno/brutto/cattivo“, dem besten Vorzeigefilm des Genres, übertrifft. Einerseits gibt es da einen ungleichen Kampf mit Messer und Pistole, der für das Messer entschieden wird, andererseits einen zwischen Noblesse und Charme. Doch wer dieses Duell gewinnt, soll hier offen bleiben. Vielleicht sollte man aber vorher noch den Essay zu Lee van Cleef, „the man you love to hate“, lesen, der in dem schön gestalteten Booklet beigelegt wurde, um bessere Aufschlüsse über das Finale zu bekommen.

Der vorliegende, vielfach ausgezeichnete Italo-Western von Sergio Sollima kommt mit einem Ennio-Morricone-Soundtrack, einem umfangreichem Booklet mit vielen Fotos und Informationen zum „cattivo par exellance“ Lee „Adler“ van Cleef und zwei Bonus-DVDs: eine Blu-Ray (110 Minuten)“ und eine DVD mit Extras, insgesamt also drei in einer wunderschönen und liebevoll gestalteten Kartonbox, ganz ohne Plastik.
http://www.alive-ag.de/index.php?page=artikel&ArtikelNr=6413924

SOLLIMA, SERGIO
DER GEHETZTE DER SIERRA MADRE - SPECIAL EDITION (BLU-RAY + 2 DVDS)
La resa dei conti, 1967
Al!ve Explosive Media
Italo-Western

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-10-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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