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Pim de la Parra - Besessen - Das Loch in der Wand
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de la Parra, Pim - Besessen - Das Loch in der Wand bestellen
de la Parra, Pim:
Besessen - Das Loch in
der Wand

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(Bücher frei Haus)

„Und vergeude Deine Zeit nicht, mit dem Loch hier!“, meint Nils Janssen’s Freundin Marina als sie ihn in seiner kleinen Einzimmerwohnung in downtown Amsterdam auf einen Quickie besucht. Der Medizinstudent Nils ist nämlich besessen von seinem Nachbarn, den er durch ein kleines Loch in der Wand beobachtet. In dessen Wohnung spielen sich seltsame Szenen ab, immer wieder bringt der Nachbar andere Frauen in sein Appartement und verabreicht ihnen irgendwelche Drogen, darunter Halluzinogene wie JW239, aber wohl auch Heroin, denn es sind Spritzen und Pistolen im Spiel, außerdem bindet er einige seiner Frauen nackt an der Duschstange in der Badewanne fest. Einmal schleicht sich Nils in die Nachbarwohnung und befreit eine Frau aus ihrer misslichen Lage und schläft mit ihr. Später wird Marina ihn mit ihr auf einem Sofa auf einer Party schmusen sehen. Kein schöner Anblick. Aber wer „besessen“ ist, der kann eben leicht einmal seinen Kopf darüber verlieren, auch wenn es manchmal nur ein Auge ist.

Nils und Marina in Obsession
Nils Freundin Marina ist währenddessen mit der Aufklärung des Verschwindens von Petrucci beschäftigt, der eine Freundin von ihr, Stella Olsen, entweder umgebracht oder entführt hat. Bei einem ihrer Besuche bei Nils entdeckt sie natürlich auch seine neue Obsession und ist bald so eifersüchtig, dass sie das Loch kurzerhand zugipst. Auch dies ein starker Verweis auf Freud, der hier wohl das Lustprinzip durch Mutter und Freundin kontrolliert und kanalisiert sehen würde, denn eine Obsession kann wie ein Fetischismus interpretiert werden: an die Stelle „normaler“ Sexualität zur Fortpflanzung tritt eine abnorme lustvolle kompensatorische Form der Sexualität. Natürlich will weder Marina noch Nils’ Mutter, dass Nils seiner Obsession frönt. Als sich dann die Suche nach Petrucci mit Nils Obsession auf einer Party eines alten Freundes von Marina plötzlich verbinden lassen, erfolgt die unweigerliche Kulmination, die alsbald zum blutigsten und traurigsten Ende der Liebesgeschichte zwischen Nils und Marina führt.

Die Strafe für Devianz
Nils’ Obsession wird bestraft und sie stirbt mit ihm. Zuvor gibt es noch eine Duschszene einmal anders zu sehen, nämlich mit Trenchcoat. Und einige Verweise auf die Kunstgeschichte machen aus dem Thriller eine willkommene Interpretationsdüne. So befindet sich am Anfang des Films der (am Ohr beschnittene) Van Gogh in Selbstporträt vor dem Loch, dann die afrikanische Maske. Daneben aber hängt immer ein Bild von Fritz Kahn, der in den Dreißiger Jahren die Organe des Menschen als Maschinenteile auf Graphiken darstellte (Nils studiert Medizin). So könnte man auch das „Loch in der Wand“ verstehen: als Metapher auf die Unerklärbarkeit menschlicher Obsessionen. Denn Nils könnte mit Marina glücklich sein, doch er sucht nach Zerstreuung.

Gruselmeisterwerk als Hommage
Mit eindeutigen Anspielungen auf andere cineastische Meisterwerke wie Peeping Tom oder Hitchcocks Fenster zum Hof ist der vorliegende Suspense-Thriller ein Meisterwerk seiner Klasse, denn die Atmosphäre ist so gekonnt und authentisch geschildert, dass dem Zuseher bald einmal das Gruseln aufsteigt. Zudem spielen auch psychologische Elemente eine wichtige Rolle wie etwa die afrikanische Maske vor dem Loch, die das Freud’sche Unbewusste, Animalische symbolisiert oder der Hut, den Nils Mutter ihm schenkt, um vor sich selbst seine Scham über seinen Voyeurismus zu verstecken. Martin Scorsese als Drehbuchautor und der Soundtrack von Bernard Herrmann sind weitere Elemente, die diese Story zu einem einmaligen Erlebnis machen, das seine Wiederentdeckung längst verdient hat.

Pim de la Parra
Besessen – Das Loch in der Wand
Originaltitel: Bezeten – Het gat in de muur
D/NL 1969
DVD/BluRay 87 Minuten
Musik: Bernard Herrmann
Koch Media Home Entertainment
Deutsch/Englishc

[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-06-01)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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