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Literaturforum: Jadup und Boel


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Forum > Aesthetik > Jadup und Boel
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 Thema: Jadup und Boel
LX.C
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:21 Uhr

Zum Feiertag der Deutschen Einheit gibt’s nun wieder die dollsten Filme, schön auf Hochglanzkulisse poliert, welche die DDR ins kritische Licht rücken sollen, ohne den unterhaltenden Filmkitsch zu vernachlässigen.

Doch beherrschte so manch DDR-Filmemacher, aus seinem eigenen Land heraus, dieses Handwerk als Kritikplattform selber ausgezeichnet. So möchte ich die Gelegenheit nutzen, mal auf einen, aus meiner Sicht, sehr authentischen Film aufmerksam zu machen:

"Jadup und Boel", eine DEFA-Produktion aus dem Jahr 1980, vom damaligen Regime bis 1988 verboten. Und ja, versetzt man sich in das damalige Regime, zu Recht. Denn etwas offeneres habe ich in DDR-Filmen nie erlebt. Dagegen ist "Paul und Paula“, der ja auch der Zensur zum Opfer fiel, ein Klacks.
Hemmungslos führt "Jadup und Boel" die Dichotomie eines Arbeiter- und Bauernstaates, der offiziell die Diskussion forderte, und dem tatsächlichen Regime, das von Gleichschaltung und Kritikunfähigkeit geprägt war, vor.
Das Milieu, in dem sich die Protagonisten bewegen, ist eine Kleinstadt in der DDR, in welcher der unaufhaltsame Verfall ganz offensichtlich ist.
Während Bürgermeister Jadup eine lang umkämpfte Markthalle, in der es nichts zu kaufen gibt, unter betretenen Gesichtern einweiht, stürzt nur ein paar Meter weiter, ohne Vorwarnung, ein altes Fachwerkhaus zusammen. Dies könnte als symbolisches Leitmotiv des Films verstanden werden.
Allgemein werden die patriotisch sozialistischen Losungen und Versprechungen erstaunlich subtil entlarvt und der Widerspruch zwischen Propaganda und Realität förmlich vorgeführt.
Verfall des Medizinischen Wesens und verfallende Warenwirtschaft werden angeprangert. Die Angst und Resignation, die Wahrheit auszusprechen wird vom kleinen Bürger bis zum Bürgermeister skizziert. Und parallel dazu anhand eines historischen Beispiels, welches mit dem Schicksal Boels verknüpft ist, in Erinnerung gerufen, was es für Folgen haben kann, zu schweigen.
Im Mittelpunkt steht die Charakterentwicklung einzelner Individuen der Aufbaugeneration, in einer sich zunehmend demaskierenden sozialistischen Diktatur, bis hin zu deren Kindern, die kein "davor" mehr kennen.
Der Bürgermeister Jadup befreit sich aus seiner Unmündigkeit, die als Befehlsempfänger der Partei von ihm bedingungslos vorausgesetzt wird. Und beflügelt so auch seinen kleinen Sohn, dem eigenen Verstand zu gehorchen, zu glauben, was man sieht und nicht zu sehen, was man glauben soll.

Kritischen Feiertag allerseits.


.
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Joseph_Maronni
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:32 Uhr

Zitat:

Kritischen Feiertag allerseits.

Ja, das ist zu wünschen. Aber wie viele wissen denn schon nicht mehr, "um was es ging"?

Geschichte sickert in den Sand. Frag mal in einer Mittelstufenschulklasse rum.

Die wissen was Wii ist, und XBOX, und weiter?

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baerchen
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:48 Uhr

Wie? Was ist denn X-Boxen? Ich kenne nur Stereo-Boxen.
:-)


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Joseph_Maronni
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:49 Uhr

Zitat:

Wie? Was ist denn X-Boxen? Ich kenne nur Stereo-Boxen.
:-)

Und zur Sache?

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baerchen
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:54 Uhr

LX.C schreibt eine tolle Zusammenfassung.
Das liest sich sehr angenehm und ich freue mich auf weitere Texte von ihm.

Allerdings weiß ich nicht, ob das, was als Regimekritik herüberkommt, sich nicht doch im Bewußtsein langsam nur noch als nOSTalgie-Kitsch niederschlägt.

Und davon wären nicht nur die jungen betroffen.


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LX.C
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 01:56 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 01:56:54 am 03.10.2007 editiert

[Quote]Und zur Sache?[/Quote]

Zur Sache kann ich dir nur zustimmen, will es aber nicht weiter ausführen, da ich das ja schon oft angeprangert hab.


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Joseph_Maronni
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 02:00 Uhr

Ja, so trolln wir uns foral-demokratisch dahin.

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LX.C
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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 02:01 Uhr

[Quote]Allerdings weiß ich nicht, ob das, was als Regimekritik herüberkommt, sich nicht doch im Bewußtsein langsam nur noch als nOSTalgie-Kitsch niederschlägt.[/Quote]

Schade, eigfentlich sollte gerade deutlich werden, dass der Film nichts mit nOSTalgie-Kitsch zu tun hat.


.
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baerchen
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8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 02:11 Uhr

>Schade, eigfentlich sollte gerade deutlich werden, dass der Film nichts mit nOSTalgie-Kitsch zu tun hat. <
Das ist deutlich geworden.
Doch wird sich auch dieser Film und seine Aussagen mit den Jahren im Auge des Betrachters wandeln und eingehen in eine (dann sicherlich andere) Nostalgie.


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LX.C
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9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:21 Uhr

Ja, richtig. Vielleicht aber auch in ein historisches Verständnis. Das würde ich dem Film glatt zutrauen.


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