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Literaturforum: Globale Orgasmen


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Forum > Politik & Gesellschaft > Globale Orgasmen
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 Thema: Globale Orgasmen
1943Karl
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20. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 30.07.2008 um 13:23 Uhr

Lieber Matthias,
danke vor allem auch für deine Küchenwissenschaftlichen Betrachtungen.
Schlimm finde ich vor allem, dass Mahlzeiten immer weniger der Kommunikation dienen. An den mediterranen Essgewohnheiten genieße ich vor allem auch die Essensgemeinschaft am Tisch, die immer irgendwie zu fiern scheint und damit den Genuss erheblich steigert. Schon beim Stillen hat der Säugling bekanntlich in der Regel vor allem die menschliche Nähe zu seiner Mutter genossen. Sie gehört m.E. zur Sättigung untrennbar dazu.
Deine Meinung zu unseren Politpsychopathen teile ich. Ihnen geht schon allein zumeist die Fähigkeit zur persönlichen Kommunikation ab. Sie sind oft nur über ihr Amt in der Lage, Kontakte zu knüpfen (kommt bei unseren Schulpädagoginnen und - pädagogen auch nicht so selten vor). Politiker nehmen also über Machtverhalten Kontakt auf. Auf Liebe basierende (schreckliche Wortwahl) Kommunikation ist ihnen offenbar nicht sicher und beherrschbar genug.
In diesem Sinne alles Liebe
Karl


Bei jedem Irrtum gewinnt die Wahrheit Zeit.
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Matze
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21. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 31.07.2008 um 05:25 Uhr

Lieber Karl,

bei aller Abgeklärtheit, Reife und Übersättigung sind wir ein Leben lang Wahrnehmende mit der Fähigkeit, das Wunderland des Konkreten täglich neu zu entdecken: kommunikativ, intellektuell, kreativ, emotional.

quote] Politiker nehmen also über Machtverhalten Kontakt auf. Auf Liebe basierende (schreckliche Wortwahl) Kommunikation ist ihnen offenbar nicht sicher und beherrschbar genug.

Ich vermisse in Deutschland immer noch die selbstverständliche, breite, alltägliche Debatte über den Wert der Künste. Wie die Forschung sind sie bereichernd für die subjektive Entwicklung und für die Visionskraft der Gemeinschaft. Diese Debatte wäre ein Zeichen für die gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern – auch und gerade dann, wenn die Ergebnisse unbequem sind und uns herausfordern, irritieren oder schockieren. Man kann die Welt durch die Linse einer Digicam betrachten. Man kann sie auch in mathematische Formeln aufspalten. Man kann Rede und Antwort stehen, wenn man über sie interviewt wird. Oder man kann sie sich selbst in Sonettform erzählen. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Komplexität der Dinge und die des eigenen Lebens herunterzubrechen auf ein Maß, mit dem man sich arrangieren kann. Wirklich leichter wird es dadurch nicht. Auch nicht in einem Essay. In der Begegnung mit der Natur, mit dem Gegenüber, mit der Kunst. Neues, das aus Gewordenem nicht folgt ist anders gesagt: Freiheit. Augustinus´ Wort „initium ergo ut esset, creatus est homo“ (der Mensch ist geschaffen, damit ein Anfang sei) ist mein Leitmotiv. Ich sehe den modernen Menschen einer zunehmend ausgreifenden Kontroll– und Orientierungswut seitens gesellschaftlicher Instanzen ausgesetzt. Der Typus Ignorant folgt läuft willig den Trends; im Kunstbetrieb sucht er vor allem eine Bestätigung der eigenen Lebensmaximen. Der unterdrückte Mensch, von dem wir alle etwas in uns haben, ergibt sich in die Sklaverei des Systems. Im ganz konkreten Tun, im tätigen Leben, in der vita activa, wie es Hannah Arendt auf den Begriff brachte. Mehr und mehr Menschen zeigen sich der Herausforderung des Überrascht–Werdens durch den allgegenwärtigen Reichtum der konkreten Welt nicht mehr gewachsen. Sie verfügen nicht mehr über die Konzentrationsfähigkeit und das Fokussierungsvermögen, um z.B. die Poesie einer verrosteten Dachrinne zu entdecken. Die Formel der Kulturkritik, die Hinwendung zum eigenen Leben ist nur noch nur Affirmation, das abgeschmackte Ergebnis einer dekadenten Spaßgesellschaft, in der die Werte verfallen und der Egoismus regiert. Die Medien katapultieren einen bestimmten Kreis an Künstlern vorübergehend derartig in den Markt, daß es zu diesen hohen Preisen kommt. Und dafür sorgt entscheidend die ungeheure Öffentlichkeit, die Kunst in den letzten Jahren gefunden hat. Welche Zeitung, welches Magazin man heute auch aufschlägt, überall sind Bilder zu sehen, meist auch mit Künstlern. Auch das ist der Genialität von Warhol zu verdanken, der sich permanent selbst vermarktet hat. Er war der Erste, der ununterbrochen auf Partys ging, sich mit Journalisten umgab, die am nächsten Tag berichteten. Damals war das eine Strategie, eine künstlerische Idee, um E und U aufzubrechen und austauschbar zu machen. Als Auswirkung hat man eine Eventkultur, von der man sich nur abwenden kann.

Damit will ich es für dieses Thema bewenden lassen.

Auf den nächsten Austausch freut sich, Matze

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1943Karl
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22. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 01.08.2008 um 17:38 Uhr

Lieber Matze,
da bin ich ausnahmsweise einmal nicht deiner Meinung, denn ich lerne in meiner Arbeit als Supervisor immer mehr Leute kennen, die sich die gesunde (vielleicht auch kindliche) Neugier nicht bewahren konnten. Ich muss verdammt oft in jene trüben, leblosen Augen gucken, die aussehen, als würden sie nur noch durch jene Milchglasscheiben wahrnehmen, die einst in psychiatrischen Kliniken sowohl den Einblick als auch den Ausblick behinderten.
Lieber Matthias,
wenn du doch jene breite, alltägliche Debatte (und du schriebst mir schon häufiger davon) über den Wert von Künsten vermisst, sollten wir dann nicht überlegen, wie wir dazu beitragen können, jene Debatte anzustoßen und uns daran zu beteiligen. Immerhin entdeckt sogar die Politik (wenn auch als wirtschaftlichen weichen Standortfaktor) die Kultur gerade wieder mehr und mehr. Das Internet ließe sich doch für Anfragen an die Kulturpolitik hervorragend nutzen.
Ich bin ab 7. August d.J. nicht mehr in den öffentlichen Diensten der Stadt Köln und hätte daher Zeit dafür, eine solche Debatte anzustoßen. Und dich schätze ich inzwischen als einen äußerst kreativen Menschen, der sicherlich eine Menge Ideen zur Ausweitung der Debatte hat. Und ganz bestimmt bist du in der Lage, zehn provozierende Fragen zur Thematik zu formulieren. Vielleicht braucht man dafür auch ein eigenes Forum. Außerdem könnte man bestehende Kunst- und Kulturforen in die Debatte einbeziehen und schließlich eine umfangreiche Dokumentation dazu anfertigen..
Was hältst du davon?
Aus dem o.g. Gründen, würde ich mich vior allem natürlich auch freuen, wenn wir unsere Debatte fortsetzen könnten.
Herzliche Grüße
und meinen Dank vorerst bis hierhin
Karl


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JH
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23. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 02.08.2008 um 20:46 Uhr

Zitat:

Lieber Matze,
da bin ich ausnahmsweise einmal nicht deiner Meinung, denn ich lerne in meiner Arbeit als Supervisor immer mehr Leute kennen, die sich die gesunde (vielleicht auch kindliche) Neugier nicht bewahren konnten. Ich muss verdammt oft in jene trüben, leblosen Augen gucken, die aussehen, als würden sie nur noch durch jene Milchglasscheiben wahrnehmen, die einst in psychiatrischen Kliniken sowohl den Einblick als auch den Ausblick behinderten.
(...)

Warum schreibst du dann nicht darüber? Oder habe ich was übersehen? Im Stil von Genazinos Abschaffel-Trilogie? Das ist es! Eine moderne (längst überfällige) Abschaffel-Version.


MASSONI
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1943Karl
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24. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.08.2008 um 20:13 Uhr

Lieber JH,
über solche "Milchglasaugen-Menschen habe ich schon einige Kurzgeschichten geschrieben. Allerdings handelt es sich dabei um Geschichten, die bereits in einem Buch veröffentlicht wurden ( "AngstAugen", Dittrich Verlag, Köln 1997) und die ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht mehr in dieses Forum einstellen kann.
Herzlichen Grüße
Karl


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