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Literaturforum: Dame mit Fuchs


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 Thema: Dame mit Fuchs
ArnoAbendschoen
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Das ist ArnoAbendschoen

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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 25.01.2017 um 14:25 Uhr

Vom Eise befreit ist im Botanischen Garten nur der Hauptweg vom Eingang zu den Pflanzenschauhäusern. Unter bleigrauem Mittagshimmel führt er leicht ansteigend durch eine karge, erstarrte Winterlandschaft mit wenig Schnee, zugefrorenen Wasserflächen, kahlem Geäst und schweigendem Immergrün zu den Glaskuppeln und –dächern auf der Höhe des Gartens. Und der visuelle Höhepunkt dort und des Tages überhaupt ist die Halle mit den Kamelien: rot, rosa, weiß, zweifarbig: rotweiß, rosaweiß. Es ist ein ganzer Kamelienblütenwald, mitten im Januar, mit Bordüren von Zwergrhododendren, die zeitgleich in denselben Farben erglühen.

Die Schauhäuser schließen im Winter früh, noch vor der Dämmerung. Aber jetzt ist keine blaue, nur eine tiefgraue Stunde. Abwärts führt der fast menschenleere Weg, vereist und nicht zu empfehlen die Seitenwege. Doch auf einem von ihnen wandelt allein vorsichtig, umsichtig eine Frau in mittleren Jahren, blickt vor sich, blickt um sich. Kurz vor Erreichen der Hauptpromenade macht sie kehrt. Scheut sie den letzten glatten Abstieg?

Überrascht bemerkt man, die Dame ist nicht allein unterwegs. Ein Wesen auf vier Beinen folgt ihr von der nahen Wiese, nimmt ihre Spur auf. Was sich da ganz wie ein Hund zu verhalten scheint, der ausgeführt wird, ist allerdings ein Fuchs, kenntlich am buschigen Schweif und dem typischen Schnüren. Dann geht es rasch, ist offenbar eingeübt. Die Dame entzieht sich den Blicken in einer Art Boskettlaube, das Tier verschwindet in dem sie umgebenden Gebüsch – und kehrt nach einer halben Minute zurück. Es trägt jetzt einen großen, fuchsmundgerechten Bissen im Maul und strebt mit dem Riesenknödel dem nächsten Wäldchen zu. Die Dame wird nicht mehr gesehen, es gibt so viele Wege dort, vereist oder nicht.

Früher, als Adenauer noch Kanzler war, legten Damen sich gern einen ausgestopften Fuchs als losen Kragen um den schönen Hals. Heute füttern sie Vulpes vulpes in öffentlichen Gärten. Sieht so unser zivilisatorischer Fortschritt aus? Das wird man ja noch fragen dürfen.

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