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Kenon - 28.12.2016 um 23:27 Uhr

Der bettelnde Penner in der U-Bahn heute war böse.
Seine fettigen Haare quollen unter einer dicken Wollmütze hervor, seine rot-blauen, aufgedunsenen Alkoholikerpranken guckten aus einem oliv-verblichenem Wattemantel. Er schimpfte auf die Fahrgäste, schimpfte in Form von schmutzigen Gewaltphantasien, die ich hier nicht wiedergeben mag; dabei hatte er schon ein paar Münzen eingesammelt.
Der bettelnde Penner in der U-Bahn heute war so durstig.




ArnoAbendschoen - 29.12.2016 um 00:25 Uhr

Bettler in Berlin - ein weites Feld, noch nicht von Fontane beackert. Mich fasziniert jeden Sonnabend die bettelnde junge Frau vor dem Supermarkt nebenan - ich kann sie von meinem Fenster sehen, wenn ich gegen halb neun die Jalousie aufklappe. Und wenn ich mich sieben Stunden später zu einem Nachmittagsschlaf hinlege, trippelt sie immer noch gegen die Kälte ein paar Schritte hin und her. Sie bietet eine der "Fach"-Zeitschriften an, ohne großen Erfolg. Ist das angesichts ihrer Jugendlichkeit eine Lebensperspektive? Ich glaube, sie steht nicht freiwillig da, sondern wird sozusagen abgeordnet, immer nur sonnabends, wie nach einem Dienstplan. (Vgl. Brechts Dreigroschenroman.) Dagegen ist der Mann in der U-Bahn ein Freischaffender.

Wir wollen uns nicht lustig machen, nur angesichts der Zunahme dieser Phänomene feststellen: Da ist eine Dynamik am Werk, die kein gutes Zeichen ist.




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