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-- Philosophie
--- Warten auf Godot

HermannSachs - 21.12.2004 um 19:53 Uhr

Was denkt sich dieser Beckett eigentlich, dieser irische Traumtänzer, ich lese sein warten auf Godot und mich schauderts, allein dieses Theaterstück ist ein Grund mit allem zu brechen und nur noch zu schreiben...

nichts zu machen




Winnie - 23.12.2004 um 19:25 Uhr

Lieber Herr Sachs!

Ich kann diese Empfindung, den durch "Warten auf Godot" ausgelösten Drang, zu Schreiben, nachempfinden. Leider habe ich noch keinen Weg gefunden, diesen meinerseits in Worte zu fassen, trage ihn mit mir fort bis diese an die Oberfläche sich durchgewunden haben.
Ich habe Ihre Beiträge zur Lyrik gelesen, und finde sie toll. Kann nicht ganz deuten, ob die Beckett - Anspielung in Ihrer Weihnachtsgeschichte sarkastisch gemeint ist, nichtsdestoweniger ich sie für sehr gelungen halte. Ihr persönlicher Stil hat mich sehr angesprochen.

Lesen Sie "Glückliche Tage" von S. Beckett!

Liebe Grüße, Winnie




HermannSachs - 23.12.2004 um 21:25 Uhr

Glückliche Tage, man muss immer lesen, immer wieder von vorne....Ich hab esdieses Jahr auch im Theater gesehen....
Beckett ist mein grosser Held, ganz ganz groß....




Winnie - 23.12.2004 um 22:38 Uhr

Sah es bisher nur im Theater, und war sofort begeistert.

Warten auf Godot habe ich in Bochum in der Inszenierung von Matthias Hartmann gesehen, mit Harald Schmidt in der Rolle des Lucky, einfach überwältigend!!

Seither bin ich ein großer Fan dieser Stücke und habe mir vorgenommen den Rest seines Werkes ebenfalls zu lesen.

Grüße, Louisa




tekkx - 29.01.2005 um 20:42 Uhr

Endlich mal jemand der Beckett
nicht nur kennt sondern auch liest.
Ich habe bisher Molloy, Malone stirbt
und die Geschichte mit / um / durch
Murphy gelesen, und bin gerade am
Namenslosen. Auf Samuel Beckett
bin ich durch Giacometti gestoßen
(die ganz Grossen scheinen sich immer zu
kennen), der das Orginal-Bühnenbild
zu Godot entwarf.

Ich komme zu dem Schluss,
dass Beckett in Molloy alles Unnütze
des Unnützen weglässt, dafür das
Wesentliche nennt, das Denken, schier
die neuronalen Querverweise und
Schöpfungen aufschreibt. Durch diese
analytische Natur seiner Schreibe steht
er für mich mit Kafka auf der Höhe
des Olymps der Literatur- und
Menschheitsgeschichte.
Als es in Molloy um Moran, den Vater
geht, scheint es mir, als ob der der
erste Teil von Murphy, sich hinter dem
zweiten einreihen lässt. Ich halte
Moran durchaus für schizophren, und
das ist Beckett in der Beschreibung
Morans, wie auch dem eigentlichen
Schreiben über ihn gelungen, im Inhalt
wie in der Form. Was nicht auszusprechen
war - Beckett hat es geschrieben, und
verweist die übrigen Versager-Autoren
auf ihre, verzeihen sie, die Muße spricht
aus mir, zurück in das Loch, aus dem
sie gekrochen sind.


"Dieses oberflächliche Haften an Äußerlichkeiten, während die Seele in ihren Lumpen jubelt, habe ich immer abscheulich gefunden"

"Manchmal schien seine Intelligenz das Mittelmaß zu erreichen. Er war eben mein Sohn"

"Ich diskutierte gerne mit mir selbst, wobei man sehen konnte, wie ich die Lippen bewegte"

"Machen wir´s kurz. Als ich an der Kirche vorüberkam, veranlaßte mich etwas, stehenzubleiben. Ich betrachtete das Tor, ein sehr schönes Tor im Barockstil. Es schien mir abescheulich."

"Tiere lachen nie, sagte er. Nur wir finden das komisch, sagte ich."

"Ich hatte das Alte Testament nicht umsonst studiert. Hast du geschissen, mein Junge? sagte ich zärtlich."


Die Lutschsteine lasse ich weg.





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