Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 



Save Ukraine!
Save Ukraine!


Love all Animals

 
Von Oberfläche und Tiefe
Autor: S. Steinebach · Rubrik:
Kurzgeschichten

An der Oberfläche gleiten ist angenehm. Ohne Konsequenzen. Ein Lachen macht Fehler gut. Den Rücken kehren löst Probleme. Dahingleiten. Ohne Gefühle. Ohne Schmerzen oder Kummer. Ohne Ängste oder schlaflose Nächte. Nur sich selbst fokussierend. Nur sich selbst liebend. Locker, fröhlich, inhaltslos.

Manchmal beneide ich diese Menschen, die an der Oberfläche leben und scheinbar mühelos durchs Leben gleiten. Ich denke, es bleibt ihnen so vieles erspart. All das Leid und die Abgründe. Aber dann denke ich, sie erleben auch so vieles nicht. Zum Beispiel die tiefe Liebe für einen anderen Menschen. Das tiefe Gefühl der Freundschaft. Die wahre Lebensfreude, schöne Stunden mit anderen zu teilen. All das möchte ich nicht missen. Niemals.

Abtauchen.

In die Tiefe. Die Oberfläche ist als schimmerndes Etwas erkennbar. Die Dunkelheit lauert in der Tiefe. Stille. In den Ohren rauscht es. Ich sinke tiefer und tiefer. Dem Grund entgegen. Aber ich habe keine Angst. Denn ich weiß, ich bin nicht allein. Die Dunkelheit erhellt sich und ich fühle eine Hand. Sie leitet mich, zeigt mir den Weg. Die Tiefe verliert nun ihre Schrecken. Zeigt neue Bilder und neue Erkenntnisse. Ich schaue in Spiegel und sehe mich selbst.

Tauchend. In der Tiefe des Wassers, der Gefühle, der Erkenntnisse. Ein unbeschreibliches Erlebnis. Ich möchte für immer hier bleiben. In der Dunkelheit und der Reinheit des Meeres. Mit den Fischen schwimmen. Zu ihnen gehören und bleiben. Immer. Aber deine unerbittliche Hand zieht mich schon wieder nach oben. Zum Licht. Zur Oberfläche. Langsam, ganz langsam tauchen wir auf. Unter uns die kristallene, geheimnisvolle Tiefe, die uns nur kurz geduldet hat. Und doch haben wir, habe ich einen Teil davon mitgenommen. Diesen Teil, der mich nicht mehr ganz so unbeschwert lachen lässt, aber auch diesen Teil, der die menschliche Wärme in mir hat wachsen lassen.

Das Boot nimmt uns auf. Die Sonne scheint. Aber ein kleines Stück von uns ist dort unten geblieben. In der Tiefe. Du nimmst nochmals meine Hand. Streichst sanft über mein nasses Haar. Ich lächle dir zu. Es ist gut, dich an meiner Seite zu spüren. An der Oberfläche und in der Tiefe.

S. Steinebach 2006


Einstell-Datum: 2009-07-09

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt die Meinung seines Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung der Betreiber von versalia.de übereinstimmen.

Dieser Text wurde noch von niemandem bewertet.

 

Kommentare


Zu diesem Objekt sind noch keine Kommentare vorhanden.

Um einen Kommentar zu diesem Text schreiben zu können, loggen Sie sich bitte ein!

Noch kein Mitglied bei versalia?



Vorheriger Text zurück zur Artikelübersicht Nächster Text


Lesen Sie andere Texte unserer Autoren:
Zornige Träume · Der Schutzengel · Die letzte Vorstellung ·

Weitere Texte aus folgenden Kategorien wählen:
Anekdoten · Aphorismen · Erotik · Erzählungen · Experimente · Fabeln · Humor & Satire · Kolumne · Kurzgeschichten · Lyrik · Phantastik · Philosophie · Pressemitteilungen · Reiseberichte · Sonstiges · Übersetzungen ·

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?


Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.005274 sek.