Der italienische Schriftsteller Italo Calvino wurde am 15. Oktober 1923 in Santiago de las Vegas auf der Insel Kuba geboren. Sein aus Italien stammender Vater arbeitete dort seit einigen Jahren als Leiter einer experimentellen Landwirtschaftsschaftsschule, die Mutter war als Naturwissenschaftlerin am botanischen Institut der Universität Pavia tätig. Bereits mit 2 Jahren kam er nach Ligurien, dem Landstrich südöstlich der italienischen Hafenstadt Genua.
Nach dem zweiten Weltkrieg, in dem sich Calvino der Resistenza angeschlossen hatte, studierte er Literaturwissenschaften in Turin. In der Werbung und als Lektor verschiedener großer italienischer Verlage, hauptsächlich bei Einaudi, nahm er ersten Einfluss auf die italienische Literatur. Zwischenzeitlich arbeitete Calvino als Redakteur der Tageszeitung L'Unità und engagierte sich in der PCI, der kommunistischen Partei Italiens, von der er sich nach dem sowjetischen Einmarsch in Ungarn distanzierte.
Sein erster, 1947 erschienener Roman "Il sentiero dei nidi di ragno" (Wo Spinnen ihre Nester bauen) erzählt von einem Jungen, der die Zeit des Widerstands in einem ligurischen Dorf erlebt. Später wünschte sich Calvino, dieses Erstlingswerk nie geschrieben zu haben, da der erste Roman seinen Autor unwiderruflich auf eine Schreibweise festlegt. Mit seinen weiteren Büchern hat Calvino jedoch gezeigt, dass diese Festlegung durchaus auch vorübergehend ist, denn wie kaum ein anderer Autor seiner Zeit experimentierte Italo Calvino mit Stilen, Formen und Textsorten. Die Phantasie und ihre unvorhersehbaren Wege ließen viele kleine und gebrochene Texte entstehen, wovon hauptsächlich die Romane in dem Roman "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" sowie die "Cosmicomics" ("Le Cosmicomiche" - 1965, "Cosmicomiche vecchie e nuove" - 1985) zeugen.
Als Verleger und Autor, der sich engagiert mit der Theorie und Praxis der Literatur auseinandersetzte und immer nach neuen Formen des Schreibens suchte, hatte er Kontakt zu Roland Barthes, George Perec, Carlo Ginzburg, Gianni Celati, Umberto Eco und anderen Schriftstellern. Während seiner Arbeit für Eindaudi in Paris nahm Calvino an den Treffen der Literatengruppe OULIPO teil. In der "Werkstatt für potentielle Literatur" sollten bekannte Formen des literarischen Schreibens analysiert und neue entdeckt werden. Die Romane "Il castello dei destini incrociati" (Das Schloss, darin sich Schicksale kreuzen) von 1969 und "Le città invisibili" (Die unsichtbaren Städte) von 1972 lassen diese literarische Experimentierform erkennen.
Calvino entwickelte sein Schreiben weiter zu dem eines der bedeutendsten Protagonisten der literarischen Postmoderne. "Se una notte d'inverno un viaggiatore" ("Wenn ein Reisender in einer Winternacht"), 1979 erschienen, spielt denn auch sehr eindrücklich mit dem Verhältnis der Leser zum Text und den dort auftretenden Personen, einschließlich dem Autor, der sich in typisch postmoderner Manier selbst erschaffen scheint.
Am 19. September 1985 starb Italo Calvino in Siena. Kurz zuvor hielt er noch einen Teil der Vorlesungen der Tanner Lectures, die unter dem Titel "Lezioni Americane. Sei proposte per il prossimo millenio" (Sechs Vorschläge für die Literatur des nächsten Jahrtausends) erschienen sind.
Die bekanntesten Werke Italo Calvinos sind neben den oben erwähnten "Il visconte dimezzato", 1952 (Der geteilte Visconte), "Il barone rampante", 1957 (Der Baron auf den Bäumen), "Marcovaldo", 1963 und seine Sammlung italienischer Märchen "Fiabe Italiane", 1956.
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