Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 



Save Ukraine!
Save Ukraine!


Love all Animals

Literaturforum: Johannes Robert Becher


Aktuelle Zeit: 19.04.2024 - 03:37:54
Hallo Gast, Sie sind nicht eingeloggt!
Suche | Mitglieder | Neu | Statistik

Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Johannes Robert Becher
Seite: 1 2 3 4
[ - Beantworten - ] [ - Drucken - ]
 Autor
 Thema: Johannes Robert Becher
Jasmin
Mitglied

406 Forenbeiträge
seit dem 21.11.2004

Das ist Jasmin

Profil      
10. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.11.2005 um 15:25 Uhr

Zitat:

Ich lese gerade Bechers Gedichtsammlung "An Europa" von 1916. Zu dieser Zeit ist der Dichter jung, wagt etwas sehr eigenständiges, ist genial.


Sehr sprachgewaltig. - Du schreibst, Becher wage hier etwas sehr eigenständiges und ich habe mich beim Lesen gefragt, welche Dichter Becher wohl beeinflusst haben mögen in seinem Schaffen. Weißt Du etwas darüber?

Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
11. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 03.11.2005 um 15:54 Uhr

Diese Nachricht wurde von Arne um 15:56:12 am 03.11.2005 editiert

Der erste Dichter, mit dem Becher in Berührung kam, war Richard Dehmel, dem er auch einmal seine Gedichte sandte. Bei einem Treffen riet Dehmel Becher (vermutlich, weil seine Eltern die Brief-Korrespondenz überwachten und Kontakt zu Dehmel aufnahmen) davon ab, seine literarischen Ambitionen weiter zu verfolgen. Elemente von Dehmels Dichtung habe ich bei Becher bisher nicht wiederfinden können, der Herr hatte auch, wie ich meine, einen sehr reservierten Stil, wohingegen sich Becher ja gerade in seinen frühen Gedichten oft als manisch-stürmender Lyriker produziert hat. Ein anderer Einfluss - der Zündfunke einer ganzen Dichtergeneration - war Jakob van Hoddis, insbesondere das Gedicht "Weltende", dem Becher später in einem eigenen Gedicht huldigt. Immer wieder Erwähnung findet auch Pindar.

Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
12. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 05.02.2006 um 18:03 Uhr

Der späte Becher, längst jenseits formalistischer Inhaltsleere:

Zitat:

Turm zu Babel

Das ist der Turm von Babel,
Er spricht in allen Zungen.
Und Kain erschlägt den Abel
Und wird als Gott besungen.

[...]

Gerüchte aber schwirren,
Die Wahrheit wird verschwiegen.
Die Herzen sich verwirren –
So hoch sind wir gestiegen!

Das Wort wird zur Vokabel,
Um sinnlos zu verhallen.
Es wird der Turm zu Babel
Im Sturz zu nichts zerfallen.

Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
13. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 00:25 Uhr

Heute ist der 115. Geburtstag von Johannes R. Becher. Der NDR bringt eine kurze Radio-Sendung zum Thema:

Geburtstag des Schriftstellers u. DDR-Kultusministers Johannes R. Becher

Sendezeit: heute von 20.15 bis 20.30 Uhr.

Nachricht senden Zitat
Namesi
Mitglied

82 Forenbeiträge
seit dem 09.11.2005

Das ist Namesi

Profil Homepage von Namesi besuchen      
14. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 13:48 Uhr

Nur ein Splitter zu Becher:

Am vergangenen Sonntag stellte Manfred Flügge in der Inforadio-RBB-Sendung "Quergelesen" seine Biografie von Heinrich Mann vor und bezeichnete dort Becher als "Führungsoffizier" Heinrich Manns in dessen "kommunistischer Lebensphase". Leider war ich durch mein Frühstücksei abgelenkt, so dass ich mich an nichts Genaueres mehr erinnern kann.


Wer ohne Narrheit lebt, ist nicht so weise wie er glaubt (La Rochefoucauld)
Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
15. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 18:22 Uhr

Zitat:

und bezeichnete dort Becher als "Führungsoffizier" Heinrich Manns in dessen "kommunistischer Lebensphase"

Das riecht ein wenig nach Polemik. Fakt ist, dass Becher gegen Mitte der 30er Jahre antifaschistische Kulturkräfte bündeln wollte und selbstverständlich auch Bürgerliche in das Vorhaben mit einbezog, um eine möglichst breite Front gegen den Hitlerismus zu schaffen.

Selbst Thomas Mann hat sich lobend über den Becher dieser Zeit geäußert:

Zitat:

Ich halte es [d.i. "Der Glückssucher"] für ein großes Buch - wahrscheinlich ist es das repräsentative Gedichtbuch unserer Zeit und unseres schweren Erlebens.

Heinrich Mann zum selben Buch:

Zitat:

Ihre Gedichte verdienen höchste Achtung und Bewunderung. Sie machen reine Poesie aus den realen Tatsachen der Zeit.

Wer Becher auf seine Rolle als DDR-Kultusminister und KPD-Mitglied reduziert, tut ihm ein großes Unrecht an. In erster Linie, so schrieb er es in seinem Testament, sei er ein deutscher DICHTER gewesen, und er schrieb darin ebenfalls, dass er gern sein Vermögen, sollte seine Frau nichts dagegen einzuwenden haben, für die Unterstützung echter Dichter, nicht reimender Agitatoren stiften möchte...

Nachricht senden Zitat
LX.C
Mitglied

1770 Forenbeiträge
seit dem 07.01.2005

Das ist LX.C

Profil Homepage von LX.C besuchen      
16. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 22:15 Uhr

"Wir werden es Heinrich Mann nicht ersparen: wir werden "Nein" sagen, zu manchen von seinen Ideen und Verkündungen. Aber wir achten und ehren den tapferen antifaschistischen Kämpfer", so Johannes R. Becher in seiner Rede am 26.08.1934 auf dem I. Allunionskongress in Moskau, in der es darum ging, Überzeugungsarbeit zu leisten, auch nicht kommunistische antifaschistische Kräfte für eine starke und wirkungsvolle Einheitsfront bündeln zu müssen. Es lässt sich aber auch nicht verschweigen, dass er stets davon ausging, dass diese sich in letzter Konsequenz für den Kommunismus entscheiden müssten, denn für Becher bedeutete ein freies Deutschland, ein kommunistisches Deutschland. Klaus Mann war übrigens anwesend. Heinrich sagte, wenn ich mich recht erinnere, ab.

Quelle des Zitates: Schmitt, Hans-Jürgen / Schramm, Godehard: Sozialistische Realismuskonzeption, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1974, S. 254.


.
Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
17. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 22:29 Uhr

Diese Nachricht wurde von Kenon um 22:31:06 am 22.05.2006 editiert

Zitat:

Wir werden es Heinrich Mann nicht ersparen: wir werden "Nein" sagen, zu manchen von seinen Ideen und Verkündungen.

Ich glaube, damit hat er unter anderem den Roman "Der Untertan" gemeint. Ich müsste aber länger nachlesen, um das belegen zu können.

Zitat:

Es lässt sich aber auch nicht verschweigen, dass er stets davon ausging, dass diese sich in letzter Konsequenz für den Kommunismus entscheiden müssten

Ahja, das ist das alte Problem: Kein Religiöser, Politischer, Süchtiger, der für sein Laster nicht missioniert, der nicht die ganze Welt damit infizieren möchte.

Nachricht senden Zitat
LX.C
Mitglied

1770 Forenbeiträge
seit dem 07.01.2005

Das ist LX.C

Profil Homepage von LX.C besuchen      
18. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 22:41 Uhr

Ich sehe darin kein Problem, aus der Distanz heraus, ich sehe nur diesen Fakt. Das war immerhin eine bessere Auffassung, als alle nicht kommunistischen (insbesondere die nicht proletarisch-revolutionären) Schriftsteller mit den Faschisten in einen Topf zu werfen, so wie es die sogenannten Orthodoxen (also jene Schriftsteller, die das marxistisch-leninistisch-stalinistische Dogma in strengster Form vertraten) zu diesem Zeitpunkt am liebsten getan hätten.


.
Nachricht senden Zitat
Kenon
Mitglied

1482 Forenbeiträge
seit dem 02.07.2001

Das ist Kenon

Profil Homepage von Kenon besuchen      
19. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 22.05.2006 um 22:52 Uhr

Zitat:

Das war immerhin eine bessere Auffassung, als alle nicht kommunistischen (insbesondere die nicht proletarisch-revolutionären) Schriftsteller mit den Faschisten in einen Topf zu werfen, so wie es die sogenannten Orthodoxen (also jene Schriftsteller, die das marxistisch-leninistisch-stalinistische Dogma in strengster Form vertraten) zu diesem Zeitpunkt am liebsten getan hätten.

Eine strategische Allianz.

Mit dem Untertan habe ich mich vertan, Becher hatte Heinrich Mann als
Zitat:

Untertan verhöhnt, weil dieser Hindenburg für den Damm hielt, der Hitlers Reichspräsidentschaft aufhalten könne.

Quelle: Jens-Fietje Dwars: Abgrund des Widerspruchs. Das Leben des Johannes R. Becher. Berlin 1998, S.381.

Aber das ist sicherlich eh wurscht.

Bechers Grabinschrift lautet übrigens - man sie kann ob der Verwitterung ja nicht mehr lesen -

Vollendung träumend hab ich
mich vollendet,
Wenn auch mein Werk nicht
als vollendet endet.
Denn das war meines Werkes
heilige Sendung:
Dienst an der Menschheit
künftiger Vollendung.


Aber das ist sicherlich eh wurscht. (Refrain)

Nachricht senden Zitat
Seite: 1 2 3 4
[ - Beantworten - ] [ - Drucken - ]
Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Johannes Robert Becher


  Ähnliche Beiträge
Gestartet von
Antworten Letzter Beitrag
Robert Walser und der Weltkrieg
ArnoAbendschoen
0 11.01.2021 um 11:03 Uhr
von ArnoAbendschoen
Über Robert Walser, Jakob von Gunten
ArnoAbendschoen
0 19.09.2020 um 11:56 Uhr
von ArnoAbendschoen
Über Robert Musil, Nachlaß zu Lebzeiten
ArnoAbendschoen
0 22.03.2019 um 23:29 Uhr
von ArnoAbendschoen
Johannes Urzidil - Die letzte Tombola
ArnoAbendschoen
0 20.03.2016 um 21:20 Uhr
von ArnoAbendschoen
Das Rätsel Robert Walser
ArnoAbendschoen
2 23.05.2011 um 23:02 Uhr
von ArnoAbendschoen


Sie möchten hier mitdiskutieren? Dann registrieren Sie sich bitte.




Buch-Rezensionen:
Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.025412 sek.