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Literaturforum: Mai 2006


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Forum > Lektüregespräche > Mai 2006
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 Thema: Mai 2006
LX.C
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50. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.05.2006 um 15:07 Uhr

Diese Nachricht wurde von LX.C um 15:19:41 am 25.05.2006 editiert

[Quote]da er ein stimmloser geworden ist, können sie nun alles aussprechen, was bis dahin vielleicht nicht ausgesprochen werden konnte[/Quote]

Nichts wird ausgesprochen, was vielleicht auch bei Abwesenheit des Lebenden hätte besprochen werden können. Nichts in einer erkennenden offeneren Art. Sein tyrannischer Charakter will nicht angesprochen sein, ohne gleichgewichtig wieder eine Art Liebe zu ihm zu bekunden, die offenbar jedoch nie hinreichend begründet werden kann. Zudem buhlen beide Angestellte paradoxerweise immer noch um eine längst hinfällige Gunst.

[Quote]In "Heldenplatz" ist der Professor ein Machtloser.[/Quote]

Das ist aus meiner Sicht nicht richtig, zumindest nicht bis zum Ende der ersten Szene. Macht und Respekt herrschen seinem Tode nach, das zeigt sich unter anderem in besagtem Bügeln und Zusammenlegen der Hemden. Eine Art blinde Untergebenheit und Rechtfertigung seines tyrannischen Handelns beherrschen das Gespräch. Wie die Befreiten eines Hitlerdeutschlands, welche die Befreiung nicht als eine solche erkennen wollten.

[Quote]Für mich stellt sich der Professor vor allem als ein am Lebensekel leidender Mensch dar, und dieser Lebensekel muss ja beinahe zwangsläufig in Ekel vor den Lebenden umschlagen.[/Quote]

Für mich scheint bisher der Professor selbst das Ekel. Ihn als ein leidendes Opfer der Lebensumstände darzustellen, scheint mir bisher noch falsch. Denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es natürlich auch hinaus. Bin ich eckelhaft zum Leben, ist das Leben natürlich auch eckelhaft zu mir.


.
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Kenon
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51. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 25.05.2006 um 15:25 Uhr

Zitat:

Nichts wird ausgesprochen, was vielleicht auch bei Abwesenheit eines Lebenden hätte besprochen werden können.

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass sie schon zu seinen Lebzeiten so über ihn geredet haben; erst jetzt sind die beiden stark genug, um über die blanken Fakten reden zu können. Das ist aber - wie ich gern zugebe - natürlich nichts anderes als meine persönliche Spekulation.

Zitat:

Zitat:

In "Heldenplatz" ist der Professor ein Machtloser.

Das ist aus meiner Sicht nicht richtig, zumindest nicht bis zum Ende der ersten Szene.

Seine Macht wirkt noch nach, aber sie erneuert sich nicht mehr.

Zitat:

"Nicht einmal meine Frau darf auf mein Begräbnis
hat er einmal gesagt
der Gedanke wäre mir unerträglich
dass diese Untermenschen alle an meinem Grab stehen"

Hier scheint Bernhard selbst durch. Man denke nur an sein eigenes Testament, in dem er die Aufführung seiner Stücke in Österreich untersagt hat.

Zitat:

Denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es natürlich auch hinaus.

Wie es in einen hineinruft, so schreit es aus auch heraus ;)

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LX.C
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52. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 26.05.2006 um 12:12 Uhr

[Quote]Seine Macht wirkt noch nach, aber sie erneuert sich nicht mehr.[/Quote]
Das denke ich mir.

In der zweiten Szene bekommt man tatsächlich wieder ein anderes Bild von dem verstorbenen Professor, bzw. es vervollkommnet, revidiert und neutralisiert sich. Andere Seiten kommen ans Tageslicht. Hier erscheint er mir viel mehr als ein unermüdlicher Kämpfertyp, der an den zermürbenden Widerständen der Welt zerbrochen ist. Mein Urteil war also zu vorschnell, aber es bezog sich ja nur auf die erste Szene. Und ich befürchte, auch diese Einschätzung hier wird sich wieder revidieren.


.
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Donatien
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53. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 10:33 Uhr

Hallo alle beisammen, zur Zeit lese ich:

Das Bild des Dorian Gray, Oscar Wilde (mal wieder),
desweiteren für alle Literaturfreunde sehr empfehlenswert Das Papierhaus von Carlos M. Dominguez und zuguterletzt etwas andere Kost
Hölderlins Hyperion
...meinetwegen kann es also so weiterregnen...

Mfg Donatien

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Kenon
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54. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 10:59 Uhr

Zitat:

Hölderlins Hyperion

Es gibt wohl kein anderes Werk eines deutschen Schriftstellers, das der harmonischen Verbindung von emotionaler Dichte, philosophischer Tiefe und sprachlicher Vollkommenheit, wie sie im Hyperion vorzufinden ist, gleichkäme - und doch wird dieses Buch von der Allgemeinheit kaum beachtet.

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LX.C
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55. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 11:41 Uhr

[Quote]Es gibt wohl kein anderes Werk eines deutschen Schriftstellers, das der harmonischen Verbindung von emotionaler Dichte, philosophischer Tiefe und sprachlicher Vollkommenheit, wie sie im Hyperion vorzufinden ist, gleichkäme - und doch wird dieses Buch von der Allgemeinheit kaum beachtet.Oder gerade deswegen. Werke mit solch Attributen sind doch meist nur etwas für eine elitäre Fangemeinschaft.


.
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LX.C
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56. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 11:58 Uhr

[Quote]In "Heldenplatz" ist der Professor ein Machtloser.[/Quote]
Du hast recht, der Professor ist ein Machtloser. Das wird immer deutlicher. (Gehe dem Ende zu.) Daher spielte er vielleicht seine Dominanz im engeren Kreis so tyrannisch aus. Aus diesem Grund weiß ich auch noch nicht, ob ich ihn jämmerlich finden soll. Den Lebensekel scheint mir jedoch viel mehr sein Bruder Robert zu haben. Der verstorbene Professor konnte sich dem Leben ja nie entziehen. Er liebte ja eigentlich Gesellschaft und Gesellschaften (wie es so schön heißt). Konnte nie alleine sein, hasste die Stille. Der Robert jedoch scheint ganz deutlich seinen Lebensekel zu zelebrieren.


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Kenon
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57. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 12:23 Uhr

Zitat:

Werke mit solch Attributen sind doch meist nur etwas für eine elitäre Fangemeinschaft.

Gegen diesen Einwand weiss ich vorerst nichts einzuwenden.

Zitat:

Der Robert jedoch scheint ganz deutlich seinen Lebensekel zu zelebrieren.

Ja.

So ein Stück müsste man wohl doch aufgeführt sehen, um es ganz erfassen zu können, und dann ist es natürlich nichts anderes als eine Interpretation.

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LX.C
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58. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 27.05.2006 um 12:31 Uhr

[Quote]und dann ist es natürlich nichts anderes als eine Interpretation.[/Quote]
Na ja, über Literatur zu diskutieren bedeutet nun mal auch, zu interpretieren. Sonst könnten wir es ja gleich sein lassen.


.
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