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Literaturforum:
Schreiben für die Nachwelt
Forum > Literaturgeschichte & -theorie > Schreiben für die Nachwelt
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Autor
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Thema: Schreiben für die Nachwelt
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Joseph_Maronni
Mitglied
489 Forenbeiträge seit dem 20.07.2007
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20. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 02:21 Uhr |
Von der Thema-Abdriftung in Foren...
Werden sicherlich schon Arbeiten drüber geschrieben. (für die Nachwelt...)
Wir sind hier Objekt.
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baerchen
Mitglied
822 Forenbeiträge seit dem 02.08.2007
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21. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 02:22 Uhr |
Wir alle sind Objekte. Das ist unser Schicksal.
Sorge Dich nicht, wenn Du schreiben kannst. Schreibe, schreibe, schreibe...
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Taxine
Mitglied
52 Forenbeiträge seit dem 29.07.2007
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22. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 11:52 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Taxine um 12:01:39 am 03.10.2007 editiert
Man kann in einer gewissen Art und Weise vorausschauend schreiben, aber trotzdem bleibt es eine reine Vorstellung, kein Fakt.
Oder, mal anders gefragt an die Leute, die glauben, für die Nachwelt zu schreiben: Was sind denn die Bedingungen?
Dann müsste man eigentlich so schreiben, dass das heutige "Publikum" keinen Deut davon versteht. Denn, wie wohl reagiert der Mensch auf neue Einflüsse? Weil im ersten Moment nicht erfasst, wird die "neue Idee" in erster Linie verworfen. Der Kenner bevorzugt das Erkennende.
Dann ist der zeitgemäße Schreiber ein "Jetzt-Festhalter", und der moderne Schreiber ein Weiterdenker. Und das ist für mich: Mutmaßung. ;-)
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LX.C
Mitglied
1770 Forenbeiträge seit dem 07.01.2005
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23. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:12 Uhr |
Diese Nachricht wurde von LX.C um 14:15:31 am 03.10.2007 editiert
[Quote]Oder, mal anders gefragt an die Leute, die glauben, für die Nachwelt zu schreiben: Was sind denn die Bedingungen?[/Quote]
Falls du mich meinst, da ich der einzige hier bin, der sagt, dass es möglich scheint. Ich sagte nicht, dass ich glaube, für die Nachwelt zu schreiben. Daher sollte ich, mich so angesprochen, die Frage gar nicht beantworten.
Dennoch zum näheren Verständnis mal folgende Textstelle zu Feuchtwangers "Erfolg":
[Quote]Neu und ungewöhnlich ist die Erzählhaltung, die unter anderem durch Formulierungen wie „in jenen Jahren“, „in jener Epoche“ betont eine Zeitliche Distanz zu den Ereignissen herstellt, die in Wirklichkeit erst drei oder vier Jahre zurückliegen. Das geschieht vorwiegend dann, wenn der Autor die Romanhandlung unterbricht und zum Beispiel eine Art Landeskunde vermittelt oder sitten-, rechts- oder zeitgeschichtliche Fakten handlungsübergreifenden Charakters mitteilt. Was es damit konkret auf sich hat, ließ Feuchtwanger seine Leser zehn Jahre später in einem Nachwort zu dem Roman „Exil“ wissen: dass er sich „bei der Konzeption von „Erfolg“ vornahm, den Roman so zu halten, als schriebe ihn ein Autor des Jahres 2000“ […]
Daß es ihm dabei um den historische Roman auch als Methode und nicht als durch den Stoff definiertes Genre geht, wird deutlich in seinem ein halbes Jahr später im „Berliner Tagesblatt“ (7. Juni 1928) veröffentlichten Beitrag „Historische Gegenwart“, in dem er auf sein im Entstehen begriffenes Buch „Erfolg“ aufmerksam macht. Es werde, obwohl es in Bayern und in den Jahren 1922/23 spiele, „kein aktueller Roman sein und kein politischer, sondern ein historischer“, also die Gegenwart historisch fassen, eine Historie dieses Jahrzehnts werden: „Die Schicksale von fünfzig oder sechzig bayrischen Menschen versuche ich einzuspannen in den größeren Rahmen des deutschen und in den großen des Weltgeschehens. Bemüht, das Bayern der jüngsten Vergangenheit aus großer Distanz zu betrachten […]"
Quelle: Lüttig, Gisela (Nachwort), in: Feuchtwanger, Lion: Erfolg, Aufbau-Verlag, Berlin 1993, S. 870/871.
[/Quote]
Dabei musste Feuchtwanger in Kauf nehmen, dass sein Roman zunächst für fast zwei Jahrzehnte ein Misserfolg wurde.
Ähnliches in anderer Form, nämlich mittels Montage, machte auch Döblin in "Berlin Alexanderplatz". So dass man den Roman auch als historischen Roman lesen kann. Er schafft immer wieder Distanz und weiß ein Bild seiner Zeit zu vermitteln, ohne zu werten.
Das sind keine Generallösungen / -methoden oder -bedingungen, nur Beispiele, dass es möglich zu sein scheint, wenn man über sein kümmerliches Dasein hinaus denkt.
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Gast873
Mitglied
1457 Forenbeiträge seit dem 22.06.2006
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24. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:37 Uhr |
LX.C hat als einziger den Eros annähernd richtig erfasst! Ansonsten fröhliches Weiterfischen imTrüben, wünscht
ein Narr!
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Taxine
Mitglied
52 Forenbeiträge seit dem 29.07.2007
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25. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:38 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Taxine um 14:42:29 am 03.10.2007 editiert
Zitat:
Daher sollte ich, mich so angesprochen, die Frage gar nicht beantworten.
Nein, ich habe allgemein gefragt. Das Thema erscheint mir interessant. Warum hier ständig so zickig reagiert wird, leuchtet mir allerdings nicht ein. Man könnte sich auch einfach unterhalten.
In meinen Augen sollte man schreiben, wie es einen in den Sinn kommt, nach eigenem Anspruch, nicht um zu hinterlassen. Was sich durchsetzt, wird bleiben, alles andere schwindet eben. Darauf hat man aber keinen Einfluss und muss sich somit auch darüber keine Gedanken machen. (Sonst wirkt es auf mich, als schreibe man aus Berechnung.)
Und selbst, wenn man über sein kümmerliches Dasein hinausdenkt, heißt es noch lange nicht, dass dieses Denken dann Allgemeingültigkeit erreicht.
Grüße
Taxine
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Persephone
Mitglied
115 Forenbeiträge seit dem 24.02.2006
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26. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:48 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Persephone um 14:50:46 am 03.10.2007 editiert
was ist schreiben für die nachwelt überhaupt? ich schreibe so, dass die gegenwart mich nicht versteht, oder lesen mag, aber ich rechne damit, dass mich später irgendwann jemand versteht oder lesen mag. vielleicht ist das aber auch alles nicht von bedeutung und schreiben für die nachwelt ist nur eine möglichkeit, mich über ausbleibenden sofortigen erfolg hinweg zu trösten und trotzdem weiter zu schreiben. sicherlich ist narzißmus nicht alles, aber er spielt m.e. immer eine rolle ---
(taxine? ich stimme dir zu, diese zickigen reaktionen immer gehen mir auch auf die nerven, wobei ich nicht glaube, dass lx.c das irgendwie negativ gemeint hat)
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Taxine
Mitglied
52 Forenbeiträge seit dem 29.07.2007
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27. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 14:57 Uhr |
Man sucht schon nach der "neuen Idee", wenn es sie denn gibt, aber man sollte sich auf das Schreiben konzentrieren, nicht auf das "Nachwirken".
Persephone - mag sein, dass es nicht negativ gemeint war, aber meine allgemein gestellte Frage ist doch persönlich genommen worden (mit der "zickigen" Absicht, auf so eine Frage nicht zu antworten). Das eben leuchtet mir nicht ein, weil meine Frage zuvor keineswegs in böser Absicht formuliert wurde.
Mich interessiert wirklich, was ein Mensch, der glaubt, für die Nachwelt zu schreiben, für Kriterien an sich selbst stellt. Hätte ja sein können, dass jemand hier so denkt.
Grüße
Taxine
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Persephone
Mitglied
115 Forenbeiträge seit dem 24.02.2006
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28. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 15:04 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Persephone um 15:08:06 am 03.10.2007 editiert
taxine, vielleicht äußert sich ja auch noch wer dazu ;)
wenn ich "besser" schreibe, wenn ich mich dabei auf die konzentriere, die es lesen sollen, wenn ich dabei daran denke, dass ich gelesen werde und das meine schreib-motivation ist, macht mich das dann zu einem schlechteren schriftsteller, als jemand, der aus anderen gründen schreibt und vielleicht nur seine idee zu papier bringen möchte und in kau nimmt dass jemand das liest?
warum "sollte" man sich auf´s schreiben konzentrieren und nicht auf das nachwirken? "sollte" man nicht vielmehr das tun, wodurch man "am besten" schreibt und wodurch man sich gut fühlt? (sorry, ich drifte gerade in eine etwas zu allgemeine ebene ab)
und ob es möglich ist, für die nachwelt zu schreiben? es ist möglich, sich einzubilden, das zu tun und es ist möglich, dass bücher auch 200 jahre nach ihrem erscheinen noch gelesen werden. ob das gerade die sind, die für die nachwelt geschrieben worden sind, weiß ich nicht.
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Taxine
Mitglied
52 Forenbeiträge seit dem 29.07.2007
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29. Antwort - Permalink - |
Abgeschickt am: 03.10.2007 um 15:13 Uhr |
Diese Nachricht wurde von Taxine um 15:23:56 am 03.10.2007 editiert
Naja, als Motivation scheint mir das fast gefährlich, denn, was passiert, wenn der Erfolg ausbleibt? Hört man dann auf zu schreiben?
Man entfaltet doch im Schreiben seine Idee, setzt sie um, baut sie aus. Man müsste sich nicht anspornen, dass all das auch nachwirken wird, denn durch solche Motivation gerät man schnell in Selbstzweifel, wenn es mal nicht so klappt, wie man es gerne hätte. Man sollte sein Schreiben immer ohne den Gedanken an ein Danach verfassen, finde ich. Das lässt sich in alle Gebiete ausweiten. Auch in der Kunst, wird ein Bild nicht besser, bloß, weil man es an einen Markt oder an eine Zukunft anpasst, also ein Motiv wählt, das die Menschen anspricht. Man muss malen, weil es einen aus der Idee heraus an die Leinwand drängt, nicht, in der Hoffnung, irgendwann einmal Anerkennung zu erfahren.
Aber, was mir an Deinem Gedanken gefällt, Persephone, ist, dass Du so schreibst, dass Dich die Gegenwart nicht versteht. Das ist immer eine gute Voraussetzung. :-)
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