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Literaturforum: Kafka-Biografie


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Forum > Lesesaal > Kafka-Biografie
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 Autor
 Thema: Kafka-Biografie
Matze
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 06.08.2008 um 09:24 Uhr

Es sind Anzeichen aufgetaucht, dass es sich bei Franz Kafka um ein menschliches Wesen handelte, nicht um einen Heiligen, meint der Kafka-Biograf James Hawes laut einem Bericht von Dalya Alberge in der Times. Hawes ist der erste Forscher, der in seinem kommenden Buch Bildmaterial aus Kafkas Pornosammlung veröffentlicht. Hawes sagt dazu: "Das sind keine neckischen Postkarten vom Strand. Das ist richtiger Porno, ganz einfach. Einiges davon ist recht finster, mit Fellatio durch Tiere und lesbischen Szenen. Es ist unschön." Leider gibt´s keine Bilder - die kommen erst mit Hawes´ Buch "Excavating Kafka", das noch im August erscheint.

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JH
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1. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.08.2008 um 20:52 Uhr

So interessant wie ein leeres Glas Mayonnaise.


MASSONI
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Matze
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2. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.08.2008 um 21:06 Uhr

Ist halt Sommerloch. Selbst der Spiegel hat sich drauf verbissen: http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,570381,00.html

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Hermes
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3. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 06.08.2008 um 21:55 Uhr

Und wenn schon.
Kafka privat mit nem Stapel Pornohefte unterm Arm - Das macht ihn nicht eben unsympathischer.


Diffuses Halbwissen.
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JH
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4. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.08.2008 um 19:58 Uhr

Zitat:

Ist halt Sommerloch. Selbst der Spiegel hat sich drauf verbissen:

Selbst der Spiegel? Die Quelle der Weisheit aller 14jährigen Chatroombesucher und schnell-quoter? Selbst spiegel.de - die Alternative zur Wikipipipediamedia-WLAN-Welterklärung? Natürlich die, nicht selbst die.


MASSONI
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Matze
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5. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 09.08.2008 um 11:07 Uhr

Ja höchstselbst nun auch: http://blog.zeit.de/seitenblick/2008/08/08/kafkas-pornoschrank_89

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almebo
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6. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 10.08.2008 um 10:33 Uhr

Ihr schreckt aber auch vor Nichts zurück den lieben guten alten Kafka in`s
"schlechte Licht" zu rücken.

Wen juckt es denn noch, solchen Zinnober
zu lesen ? !

Wird ihm nachträglich noch der "PROZESS"
gemacht ?

Wie amüsant


Al


Lieber ein eckiges Etwas, als ein rundes Nichts
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Matze
Mitglied

719 Forenbeiträge
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7. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 10.08.2008 um 16:42 Uhr

Zitat:

I Wen juckt es denn noch, solchen Zinnober
zu lesen ?

In diesem Zusammenhang eine brilliante Frage!

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Samvel
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4 Forenbeiträge
seit dem 28.07.2009

     
8. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 28.07.2009 um 07:09 Uhr

Zitat:

Ihr schreckt aber auch vor Nichts zurück den lieben guten alten Kafka in`s
"schlechte Licht" zu rücken.

Schlechtes Licht? Kafka war nur ein Mensch.

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Mintsch
Mitglied

3 Forenbeiträge
seit dem 08.06.2011

     
9. Antwort   - Permalink - Abgeschickt am: 08.06.2011 um 09:22 Uhr

Ihr schreckt aber auch vor Nichts zurück den lieben guten alten Kafka in`s
"schlechte Licht" zu rücken.

Wen juckt es denn noch, solchen Zinnober
zu lesen ? !

Wird ihm nachträglich noch der "PROZESS"
gemacht ?

Ich weiss, der letzte Beitrag ist lange her.


Initiiert ist das Buch `Der Prozess` durch die von K selbst uneingestandenen, also verdrängten Wünschen an Fräulein Bürstner. Als Jugendliche kannten oder brauchten wir “fuck” noch nicht, wir nannten es meist “bürsten“!
Lies jetzt trotzdem weiter! - Wäre dies der einzige Anhaltspunkt, dass Kafkas Humor so auch war, würde ich obiges nicht erwähnen.
Fräulein Bürstner ist ihm aber leider nicht erreichbar, das hinkende Fräulein Montag wird vorgeschoben und weist ihn ab. Montag, der Tag, an dem man wieder in den Stollen einzufahren hat - in Montagsstimmung.
In "Ein Bericht an eine Akademie schrieb Kafka : Komme ich spät nachts von Banketten, aus wissenschaftlichen Gesellschaften, aus gemütlichem Beisammensein nach Hause, erwartet mich eine kleine halbdressierte Schimpansin und ich lasse es mir nach Affenart bei ihr wohlgehen. Bei Tag will ich sie nicht sehen; sie hat nämlich den Irrsinn des verwirrten dressierten Tieres im Blick; das erkenne nur ich, und ich kann es nicht ertragen.
Liegt die Vermutung nicht nahe, dass er diesen Blick auch immer wieder in den Augen seiner Verlobten sah? Er war jung, geil und hin und her gerissen.
Kafkas Art ist es, die Hindernisse welche ihm in seinem Prozess begegnen, ähnlich in der Art Cervantes (Don Quijote) zu schildern, der diesen oft verprügeln lässt. Kafka allerdings differenziert mehr, seinem "Held" werden "psychische Prügel."
Hier aber noch etwas aus 1. Kapitels des Schlosses:
Der Turm hier oben - es war der einzig sichtbare -, der Turm eines Wohnhauses, wie es sich jetzt zeigte, vielleicht des Hauptschlosses, war ein einförmiger Rundbau, zum Teil gnädig von Efeu verdeckt, mit kleinen Fenstern, die jetzt in der Sonne aufstrahlten - etwas Irrsinniges hatte das -, und einem söllerartigen Abschluß, dessen Mauerzinnen unsicher, unregelmäßig, brüchig, wie von ängstlicher oder nachlässiger Kinderhand gezeichnet, sich in den blauen Himmel zackten. Es war, wie wenn ein trübseliger Hausbewohner, der gerechterweise im entlegensten Zimmer des Hauses sich hätte eingesperrt halten sollen, das Dach durchbrochen und sich erhoben hätte, um sich der Welt zu zeigen.

»Guten Tag, Herr Lehrer«, sagte er. Mit einem Schlag verstummten die Kinder, diese plötzliche Stille als Vorbereitung für seine Worte mochte wohl dem Lehrer gefallen. »Ihr sehet das Schloß an?« fragte er sanftmütiger, als K. erwartet hatte, aber in einem Tone, als billige er nicht das, was K. tue. »Ja«, sagte K., »ich bin hier fremd, erst seit gestern abend im Ort.« - »Das Schloß gefällt Euch nicht?« fragte der Lehrer schnell. »Wie?« fragte K. zurück, ein wenig verblüfft, und wiederholte in milderer Form die Frage: »Ob mir das Schloß gefällt? Warum nehmt Ihr an, daß es mir nicht gefällt?« - »Keinem Fremden gefällt es«, sagte der Lehrer. Um hier nichts Unwillkommenes zu sagen, wendete K. das Gespräch und fragte: »Sie kennen wohl den Grafen?« - »Nein«, sagte der Lehrer und wollte sich abwenden. K. gab aber nicht nach und fragte nochmals: »Wie? Sie kennen den Grafen nicht?« - »Wie sollte ich ihn kennen?« sagte der Lehrer leise und fügte laut auf französisch hinzu: »Nehmen Sie Rücksicht auf die Anwesenheit unschuldiger Kinder.«

Was wäre da alles , wenn - der Turm ein Phallus, das Efeu, das ihn gnädig verdeckt einer Episode des biblischen Sündenfalls entspreche. Die ganze Beschreibung könnte einen Schwanz nachzeichnen, der eigentlich in Hosen hätte gesperrt werden sollen. Warum sonst sollte Rücksicht auf die Kinder genommen werden? Verdrängen diese ihre Sexualität, fügen sie sich besser in den Unterricht, später selbst Montags wieder ins Arbeitsleben. Das die Kinder "Mit einem Schlag verstummten" sagt dies nicht, dass ein brennendes Thema angesprochen ist? Und wird hier nicht der Lehrer verspottet, als verklemmt, weit davon entfernt, das Verstummen der Kinder zu verstehen.
Andere Beispiele finden sich auch in “Forschungen eines Hundes”, in “Ein Landarzt” oder in “Brief an eine Akademie.”

Das Schloss ist das letzte, ausgereifteste seiner Bücher. Da steht auch:
...fern war ihm Bewunderung oder gar Neid, denn nicht Klamms Nähe an sich war ihm das Erstrebenswerte, sondern daß er, K., nur er, kein anderer mit seinen, mit keines anderen Wünschen an Klamm herankam und an ihn herankam, nicht um bei ihm zu ruhen, sondern um an ihm vorbeizukommen, weiter ins Schloß.
Klamm, ein Name, der auf einen körperlichen Zustand verweist, auf Verdrängungen, psychische Widerstände und chronische Verkrampfung? Klamm ist zuständig für K`s Anstellung als Landvermesser (vermisst er psychische Landschaften?).
Später wird ihm allerdings der Dorfvorsteher als unmittelbar Vorgesetzter zugeteilt.
Vorsteher! Aber wechseln wir das Thema.

Im Prozess schreibt er: "Wollte etwa sein Körper revolutionieren und ihm einen neuen Prozess bereiten, da er den alten so mühelos ertrug?"
Einen neuen Prozess also!!!!
Lies noch mal die ersten Seiten des siebten Kapitels. Wenn der Anwalt nicht, zumindest teils, ein verarschter Psychoanalytiker ist, fresse ich einen Besen, wie wir hier in der Schweiz sagten. Meint er darum im ”Prozess“, dass "der Prozess eine Richtung nimmt, wo der Advokat nicht mehr mitkommen darf. Der Prozess und der Angeklagte und alles wird dem Advokaten einfach entzogen.”
Kafka hielt den “ therapeutischen Teil der Psychoanalyse für einen hilfslosen Irrtum.”
Sein Prozess war auch ein körperlicher, wie folgende Zeilen aus seinem Tagebuch beweisen:
“Mein geistiger Niedergang begann mit kindischem, allerdings kindisch-bewusstem Spiel. Ich liess zum Beispiel Gesichtsmuskeln künstlich zusammenzucken, ich ging mit hinter dem Kopf gekreuzten Armen über den Graben. Kindlich-widerliches, aber erfolgreiches Spiel.”
Sein Niedergang beginnt durch Manipulationen am Kopf, wie die Vegetotherapie Wilhelm Reichs, der (Jahre später) schreibt:
`Der verkrampfte Muskelkomplex enthüllt erst dann seine Funktion, wenn die Aufrollungsarbeit ihn in ´logischer Weise´ erreicht hat. Man wird vergebens versuchen, etwa eine Bauchspannung gleich im Anfang zu zersetzen. Die Auflösung der muskulären Verkrampfung folgt einem Gesetz, zu dessen Erfassung noch nicht alle Voraussetzungen vorliegen. Soweit man sich nach den bisherigen Erfahrungen ein Urteil erlauben darf, beginnt die Lösung der muskulären Panzerung gewöhnlich an den Stellen, die von der genitalen Apparatur am weitesten entfernt sind, meist am Kopf´.
Otto Gross war ein Schüler von S. Freud, Psychoanalytiker, von dem Kafka schrieb: „Otto Gross habe ich kaum gekannt; dass hier aber etwas Wesentliches war das wenigstens die Hand aus dem `Lächerlichen` hinausstreckte, habe ich gemerkt.“
Betrachtete Kafka die Psychoanalyse möglicherweise als lächerlich?
Gross wollte die Erkenntnisse der Psychoanalyse politisch umsetzen; am 1. Psychoanalytischen Kongress in Salzburg einen Vortrag über kulturelle Perspektiven halten. Sigmund Freud kritisierte allerdings dessen Sichtweise: "Wir sind Ärzte, und Ärzte müssen wir bleiben."
Über Kafkas gallebittere Kritik an unserer Gesellschaft wurde schon oft geschrieben. Darum lasse ich es hier.

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