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--- Künstler und ihre Macken

Wolff - 06.10.2006 um 20:40 Uhr

Über Genie und Wahnsinn haben wir schon an anderer Stelle diskutiert. Jetzt habe ich zu den Macken der Künstler das hier entdeckt:

Zitat:

Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass kocht manchmal für tote Persönlichkeiten. Bei diesen "imaginierten Treffen" bereite er ein speziell zusammengestelltes Mahl zu, decke den Tisch für zwei und stelle sich die Tischgespräche vor, berichtete Grass am Freitag auf der Frankfurter Buchmesse.

Für den Essayisten Michel de Montaigne (1533-1592) habe er wegen dessen Nierenleidens zum Beispiel "etwas Leichtes" gekocht, Kalbsbries mit Pilzen. Auch der Autor Heinrich Mann und SPD-Politiker Willy Brandt seien schon bei ihm zu Gast gewesen, sagte Grass.


Quelle

Erinnert mich verdammt an "Diner for one": Same procedure as last year Miss Sophie?




bodhi - 06.10.2006 um 20:42 Uhr

Hab grad mal Mini-Pizzas in den Ofen geschoben. Nachher kommen Buk und Heine...



Sophie - 06.10.2006 um 21:56 Uhr

Habe Oscar Wilde zum Dinner gebeten und auch ein Bildnis von ihm übers Buffet gehängt. Er lehnte allerdings dankend ab, da ich nicht verheiratet sei.



Kroni - 06.10.2006 um 23:10 Uhr

Also - ich diniere fast jeden Abend mit der Schmuckdesignerin Marina v. Ketteler. Meistens gibt es Spaghetti mit einem leichten Tomatensösschen, grünen Salat dazu und eine Quarkspeise mit Früchten hinterdrein; manchmal auch ein Eis.

Marina v. Ketteler ist zwar nicht so bekannt, wie Montaigne oder Willy Brandt, hat aber dafür den Vorteil, daß sie lebt, und immer schön artig den Salat putzt und wäscht.




Gast873 - 06.10.2006 um 23:16 Uhr

Ich lade immer herzlich ein zum Symposium. Anwesend sind dann alle Literatur-Geister des Griechischen, Germanischen und Russischen Pandämoniums.



Nash D.Hendriks - 07.10.2006 um 04:27 Uhr

Meine Macke aus alten Feuilleton-Zeiten: Kann kein Konzert, keine Aufführung, keine Lesung etc. als Gast erleben, ohne mir im Kopf unwillkürlich Stichpunkte für eine Rezension oder Kritik zu notieren. Extrem nervig, da der pure, unschuldige Genuss stellenweise auf der Strecke bleibt!

Meine Musikermacke: Nachts aus dem Bett aufspringen und schnellstmöglich Halbschlaf-Eingebungen (Melodieverläufe oder gute Harmonien) notieren, notfalls auch mal mit dem Kajal meiner Angebeteten auf dem Badezimmerspiegel. Sie "freut" sich dann morgens immer, dass der Stift so platt gematscht aussieht und das fettige Zeug am Spiegel klebt.




hwg - 03.02.2007 um 15:13 Uhr

Ein mir gut bekannter Autor, noch relativ unbekannt (und jung an Jahren), hat oft
das Bedürfnis, während des Schreibens (mit einer Hand, weil er sich eines Bleistiftes bedient) zu onanieren und mag es, wenn ich ihm dabei zugucke. Ist das eine Macke oder bloß normaler Sexualtrieb?




LX.C - 03.02.2007 um 22:33 Uhr

Kommt darauf an, ob du gerne zuschaust :-P



bodhi - 03.02.2007 um 22:35 Uhr

...da geht´s um den uns allen bekannten mentalen Wixxx[Zensur]-Griffel...



hwg - 04.02.2007 um 07:21 Uhr

Den Gefallen tu´ ich ihm mitunter gerne. Schließlich bin ich nicht prüde - außerdem ist es ja nicht s o oft der Fall, dass ich bei
ihm zu Hause bin. Zudem befasst er sich
(auch) mit durchaus lesenswerter erotischer Literatur. Und er bekennt sich zu seiner Homosexualität. Derartige "ungekünstelte" Offenheit gegenüber einem guten Bekannten, wie ich es für ihn bin, schätze ich, sie beweist Charakter.




Kroni - 04.02.2007 um 13:02 Uhr

Es könnte sich um ein Phänomen handeln, daß ich an mir selbst kenne: die "Stressgeilheit".

Starker Stress kann eine subjektiv sehr merkwürdige Form von Geilheit auslösen, mit der umzugehen mitunter schwierig sein kann.

Ich habe beispielsweise bei meinem 2. Staatsexamen bei so gut wie jeder Klausur mehrmals die Toilette zum beseitigen der schon schmerzenden Latte aufgesucht - das hat mir sehr geholfen.




bodhi - 05.02.2007 um 21:38 Uhr

Zitat:

Ich habe beispielsweise bei meinem 2. Staatsexamen bei so gut wie jeder Klausur mehrmals die Toilette...

Der natürliche Weg. Besser als Valium schlucken.

Siehe auch: Konfliktbewältigung der Bonobos, dort unter "Lebensweise"...

Künstler und ihre Macken war das Thema? Läuft doch in der Tiefe immer aufs Selbe raus, oder so. Wir kleinen Evolutionspartikel.




Persephone - 07.02.2007 um 22:35 Uhr

Da hat das mit dem Sublimieren wohl nicht geklappt. Würden wir jetzt einen gewissen Wiener mit Gaumenkrebs und einer merkwürdigen Vorliebe für hysterische Damen auf Polstermöbeln fragen, würde er es pervers nennen ;)
Evolutonstheoretisch macht das natürlich alles durchaus Sinn: Wer Kultur schafft, bekommt schließlich das Weibchen




bodhi - 07.02.2007 um 23:17 Uhr

Zitat:

...einen gewissen Wiener mit Gaumenkrebs und einer merkwürdigen Vorliebe für hysterische Damen...

Wer hilft mal grad einem Ungebildeten auf die Sprünge? Wer isn des? Ich bekenne mich zum Nichtwissen. Guillotinen auf mich...




bodhi - 07.02.2007 um 23:39 Uhr

Ach, DER, hab´s grad selbst rausgekriegt... Naja. Der ist ja out. Er konnte ja auch noch nix wissen von FMRi und Funzelfunken in Schläfenlappen und Amygdalas und Dopaminen und Endorphinen und so weiter.



Persephone - 08.02.2007 um 10:17 Uhr

Sag das nicht! Ich habe auch nicht daran geglaubt, aber bei uns an der Uni, da sitzen sie noch. Sie haben das GLaubensbekenntnis abgelegt und sind Orthodox!. Und sie suchen Nachwuchs ---
Und die Sache mit den Endorphinen usw spielt für ihn keine Rolle. Die Psychoanalyse war och nie eine wissenschaftliche Theorie und ist nur bei uns Teil der akademischen Lehre. Man widerspricht sich nicht wirklich. Und man ist in sich geschlossen und unangreifbar. Das um mich wieder einmal schrecklich aufzuregen ---




Gast873 - 08.02.2007 um 12:45 Uhr

"Gewisser Wiener mit Gaumenkrebs", da gibt es nur einen: S. F. und der hats einfach drauf gehabt. Ich schätze ihn sehr.

Gruß
Hyperion




Persephone - 09.02.2007 um 19:34 Uhr

Ja sicher, man kann ihn schätzen. Mich stört ein bisschen, dass unser Sigismund Schlomo von seinen Jüngern mitunter zitiert wird wie die Bibel. Auch wenn ich nicht daran glaube und seine Theorie - vor allem was die weiblichkeit betrifft - erhebliche Lücken hat, muss man zugestehen: It works. Zumindest in einigen Fällen



LX.C - 09.02.2007 um 23:25 Uhr

Dass seine Theorien so abenteuerlich sind, ist doch auch sein Überlebenskonzept. Nur deshalb hält er sich so eifrig in der Weltliteratur. Die Wissenschaft hat ihn doch längst abgeschrieben. Dennoch, seine Leistung als Türöffner soll nicht geschmälert sein.



Persephone - 10.02.2007 um 17:03 Uhr

Diese Nachricht wurde von Persephone um 17:21:27 am 10.02.2007 editiert

Ich würde ihn nicht nur als Türöffner bezeichnen. Damals, als er seine Theorien entwickelt hat, war dad ja genau das, was die Gesellschaft brauchte, um die Sprachlosigkeit und die Tabus zu überwinden. Und Teile der Gesellschaft sind ja jetzt wieder auf dem Weg da hin. Vielleicht bekommen wir bald wieder Hysterikerinnen zu sehen! Und da funktioniert´s eben.

Und momentan versuchen die Gläubigen doch auch, die Erkenntnisse ihres Herrn und Meisters auf fMRI-Bildschirmen zu finden --- Gelingt ihnen das eigentlich so halbwegs? Ih werde mich ma informieren ---




bodhi - 10.02.2007 um 19:11 Uhr

Also ich selber bin nach zehn Jahren Psychoanalyse, hetzend von Couch zu Couch, zu der Erkenntnis gekommen, dass ich nur so hysterisch bin, weil ich als Dreijähriger mit ansehen musste, wie mein Onkel einem Huhn den Hals umdrehte.

Wenn ich mich heute in einen Kernspintomografen lege, erscheint in der bunten Vielfaltaufnahme meines Gehirnes das Abbild des rechten Hühnerfußes: das ist der Beweis!




LX.C - 10.02.2007 um 21:12 Uhr

[Quote]Damals, als er seine Theorien entwickelt hat, war dad ja genau das, was die Gesellschaft brauchte, um die Sprachlosigkeit und die Tabus zu überwinden.[/Quote]

Also doch ein Türöffner? Dafür, aber auch um die Psychologie Salonfähig zu machen. Die Psychologie ist ja eine junge Wissenschaft, sie ging zu Teilen aus der Philosophie hervor. z.B. Descartes. Glaub, Freud hat eben schon wichtiges geleistet, zur Anerkennung der Wissenschaft. Nichts desto trotz, sind seine Theorien inzwischen analytisch und therapeutisch wertlos. Oder sehe ich das falsch? Dann bitte, kläre man mich auf. Als ich jedenfalls Psychologie studierte, stand Freud nicht mehr zur Diskussion.




Persephone - 10.02.2007 um 22:56 Uhr

Bei uns steht er eben durchaus zur Diskussion. Wir haben ja das Institut für angewandte Psychoanalyse, was aber deutschlandweit einmalig ist, soweit ich weiß. Wissenschaftlich anerkannt war er noch nie, zumindest nicht seine Theorie. Aber als Methode ist die Psychoanalsye durchaus noch von Bedeutung. Sie wird auch noch durchgeführt. Mit welchem Erfolg weiß ich nicht so genau, aber man kann die Methoden von freier Assoziation bis hin zur Übertragung und Gegenübertragung heute noch anwenden. Und zwar gewinnbringend und - jedenfalls ein stückweit - unabhängig von der Theorie. Und es ist ja nicht so, dass die Psychoanalyse nicht weiteretwickelt wurde. Es gibt ja viele tiefenpsychologische Schulen, die durchaus ihren Einfluss auf die klinische Psychologie hatten.



Kroni - 11.02.2007 um 23:50 Uhr

Bewußt provokativ:

Daß die Theorien von Freud "analytisch wie therapeutisch wertlos" seien - sowas kann eigentlich nur aus dem Munde eines akademischen Psychologen kommen, womit zum Zustande dieses Faches eigentlich alles gesagt wäre.




LX.C - 12.02.2007 um 00:07 Uhr

Nun ja, kam es aber nicht *lol*



bodhi - 12.02.2007 um 00:19 Uhr

Hauptsache, et kömmt, und wenn´s aus dem Schlamm ist. Der Mensch will beschäftigt sein.



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