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-- Philosophie
--- Schicksal

LX.C - 23.10.2007 um 13:33 Uhr

[Quote]Schickung regiert die Welt, unter festen Gesetzen steht alles,
feste Bestimmungen prägen die langen Jahre des Lebens.
Ab der Geburt droht der Tod, und das Ende hängt schon am Anfang.
Dort entspringt Reichtum und Macht und noch häufiger Armut,
ward den Geschöpfen Begabung sowie der Charakter verliehen,
Laster und Tugenden auch und Gewinn und Verlust des Vermögens.
Niemand kann den Geboten entkommen, Versagtes erreichen
oder das störrische Glück mit seinen Gebeten erzwingen
oder, wenn’s kommen will, fliehen: seine Schicksal muss jeder ertragen.

(Manilius, Astronomica, IV 14-23)
[/Quote]


[Quote]Wir sind Schicksalsgelenkt dem Schicksal gebt nach.
Keine Sorgen noch Mühen kann der Fäden Lauf
verändern dort, wo die Spinden entschied. […]
Alles geht auf genau vorgezeichnetem Pfand,
und der erste Tag legt den letzten auch fest:
keine Gottheit kann verändern den Lauf,
wenn’s in sich verwebt seine Ursachen trägt.
Jedem läuft sein Gesetz – und kein beten hilft –
unabänderlich ab: vielen schadete schon
gerade die Angst, in sein Schicksal lief
schon mancher schon aus Schicksalsfurcht.

(Seneca, Oedipus, 980-994)
[/Quote]

[Quote]Es führt einen das Schicksal, wenn man zustimmt,
wenn man sich weigert, schleppt es einen fort.

(Seneca, Moralische Briefe, 107, 11)
[/Quote]




LX.C - 24.10.2007 um 13:05 Uhr

Eine mögliche Sichtweise. Die der Stoa, ums aufzuschlüsseln.

Die Philosophie des Aristoteles weiß dem Schicksal anders zu begegnen.

Und auch hierin (ein Textausschnitt der Moderne) findet sich eine ganz andere Art und Weise, mit dem Schicksal umzugehen:

[Quote]Wach sein, wach sein, man ist nicht allein. Die Luft kann hageln und regnen, dagegen kann man sich nicht wehren, aber gegen vieles andere kann man sich wehren. Da werde ich nicht mehr schrein wie früher: das Schicksal, das Schicksal. Das muß man nicht als Schicksal verehren, man muß es ansehen, anfassen und zerstören.

Döblin, Alfred: Berlin Alexanderplatz, Winkler 2003, S. 501.
[/Quote]

Vielleicht aber gibt es ja auch gar kein Schicksal?




raimund-fellner - 08.01.2012 um 09:44 Uhr

Die Grundfrage ist, ob Gott regiert oder das Schicksal. Die Grundfrage ist, ob Gott, der das Gute des Menschen will, eingreift, eingreifen kann. Oder ob alles determiniert nach strenger Naturkausalität abläuft. Oder wenn man eine geistige Gesetzmäßigkeit annimmt, ob alles streng nach dem Gesetz des Karma abläuft, also böse Taten Böses nach sich ziehen, gute Taten Gutes. Oder ob es eine Vergebung der Schuld durch die Barmherzigkeit Gottes gibt, so dass das üble Karma durch Gottes Gnade nicht ertragen zu werden braucht, weil Gott die üblen Taten (Sünden) vergeben hat.
Ich meine, es ist erfreulicher und hoffnungsvoller an einen barmherzigen und guten Gott zu glauben, als an das gnadenlose Schicksal.
Meine Erfahrung ist, wenn ich an diesen Gott glaube, erweist er sich mir auch, weil ich für ihn empfänglich bin. (Siehe meine Beiträge im Form Philosophie.)
Beim strengen Schicksalsglauben gibt es keine Hoffnung, die einzige Tugend die dem Menschen geblieben ist aus der Büchse der Pandora. (Griechische Mythologie.)




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