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-- Philosophie
--- Philosophie ist ein Haus, dem jeder Baumeister ...

ohrengold - 20.02.2010 um 00:13 Uhr

...ein neues Dach aufsetzen will.



zugast - 26.02.2010 um 15:02 Uhr

Diese Nachricht wurde von zugast um 15:09:02 am 26.02.2010 editiert

Diese Nachricht wurde von zugast um 15:08:11 am 26.02.2010 editiert

Zur Zeit der alten Griechen war Philosophie sicher ein Mittel des modernen Denkens. Sie ermöglichte es durch Prämisse, Annahmen , Beobachtungen usw. Schlussfolgerungen zu ziehen, die es gestatteten die reale Außenwelt begrifflich zu durchdringen und im "Groben" zu verstehen, quasi als Ersatz für die noch unentdeckten Naturwissenschaften.
Den Gegensatz dazu stellte das mystische Denken dar, dass heute noch bei einigen Naturvölkern vorherrscht. Dieses mystische Denken kreist zirkelhaft um sich selbst und ist nicht auf Erkenntnisse gerichtet.
Die meisten Philosophen ( auch die der Neuzeit) schließen allerdings an die alten Athener an. Im Groben wenigstens.
Wenn man also die Griechen als Begründer des modernen Denkens betrachtet und somit als philosophisches Fundament ( Aristoteles Staatslehren sind im Grunde immer noch Fundament für Staatsrecht und Verwaltungswissenschaft), so gibt es eigentlich nicht viele radikale Abweichler.
Friedrich Nietzsche ist wohl der größte Querulant in der Riege der Philosphen.

Philosophie hat aber in den letzten Jahrhunderten immer mehr an Bedeutung verloren und ist wohl heute am Nullpunkt angekommen. Wer "dem Haus ein neues Dach aufsetzen" will, beschäftigt sich sicher nicht mit Philosphie.
Dazu bedient man sich neuer angemessenerer Mittel: Z. B. der Soziologie, Volkswirtschaftslehre, Psychologie, eben des Bereiches, dessen Erkenntnishorizont man erweitern oder verändern möchte.
Philosophie ist wohl zu einer Art Esotherik verkommen, der sich die Jungs im hiesigen Stadtpark bei ´ner Lage Karlsquell Pilsener hingeben.

Vor einer Woche habe ich im Fernsehen eine Sendung über Anthropologie verfolgt. Da wollten tatsächlich ein paar Schlaumeier dem Haus ein neues Dach aufsetzen. Hirnforscher hatten nämlich herausgefunden, dass es gar keinen freien Willen gibt, sondern dass das, was uns als eigener freier Wille erscheint, in Wahrheit fest determiniert ist und eine Entscheidung bereits auf neuronaler Ebene stattgefunden hat, bevor diese uns als vermeintlich frei getroffene ins Bewusstsein übermittelt wird.

Faszinierend, - und ich glaube jedes Wort.

zugast




Namesi - 27.02.2010 um 14:44 Uhr

Zitat:

Vor einer Woche habe ich im Fernsehen eine Sendung über Anthropologie verfolgt. Da wollten tatsächlich ein paar Schlaumeier dem Haus ein neues Dach aufsetzen. Hirnforscher hatten nämlich herausgefunden, dass es gar keinen freien Willen gibt, sondern dass das, was uns als eigener freier Wille erscheint, in Wahrheit fest determiniert ist und eine Entscheidung bereits auf neuronaler Ebene stattgefunden hat, bevor diese uns als vermeintlich frei getroffene ins Bewusstsein übermittelt wird.

... was für die Rechtsprechung bedeutet, die Schuldfrage neu zu stellen ...




rosabel - 27.02.2010 um 15:57 Uhr

Diese Nachricht wurde von rosabel um 16:38:41 am 27.02.2010 editiert

Zitat:

Vor einer Woche habe ich im Fernsehen eine Sendung über Anthropologie verfolgt. Da wollten tatsächlich ein paar Schlaumeier dem Haus ein neues Dach aufsetzen. Hirnforscher hatten nämlich herausgefunden, dass es gar keinen freien Willen gibt, sondern dass das, was uns als eigener freier Wille erscheint, in Wahrheit fest determiniert ist und eine Entscheidung bereits auf neuronaler Ebene stattgefunden hat, bevor diese uns als vermeintlich frei getroffene ins Bewusstsein übermittelt wird.

Ja, nur dass das Gehirn ein chaotisches System ist. Sein Verhalten ist zwar determiniert, der Komplexität dieses systems wegen ( über 100 Milliarden miteinander interagierender Neuronen) nur sehr eingeschränkt vorhersagbar ist. Der Begriff des freien Willens beschreibt so gesehen nicht die Nichtdeterminiertheit menschlichen Handelns, sondern seine Nichtvorhersagbarkeit. Aber wenn man von der neuronalen runter auf die quantenphysikalische Ebene geht, kann man der Unschärferelation wegen nicht mal mehr von Determiniertheit sprechen. Falls das ein Trost ist. ;-)




zugast - 28.02.2010 um 00:56 Uhr

Antwort zu Namesi: Das ist der Alptraum der Rechtswissenschaften. Sie müssten ihre Schuldtheorien überwerfen. Gute Überlegung deinerseits! Ich habe das hier an anderer Stelle ausgeführt ( ich glaube ohne dass dies verstanden wurde, aber schau mal nach, ich habe hier fundierte Dinge dazu geschrieben).
zugast




zugast - 28.02.2010 um 01:21 Uhr

Diese Nachricht wurde von zugast um 01:36:06 am 28.02.2010 editiert

Zitat rosabel:Ja, nur dass das Gehirn ein chaotisches System ist. Sein Verhalten ist zwar determiniert, der Komplexität dieses systems wegen ( über 100 Milliarden miteinander interagierender Neuronen) nur sehr eingeschränkt vorhersagbar ist. Der Begriff des freien Willens beschreibt so gesehen nicht die Nichtdeterminiertheit menschlichen Handelns, sondern seine Nichtvorhersagbarkeit. Aber wenn man von der neuronalen runter auf die quantenphysikalische Ebene geht, kann man der Unschärferelation wegen nicht mal mehr von Determiniertheit sprechen. Falls das ein Trost ist. ;-)

Diese Erkenntnis bedeutet, dass du meinen Artikel schlecht findest( oder nicht) , noch bevor es dir selbst bewusst ist.
Der springende Punkt ist, dass einige (Hirnforscher) meinen, dein "freier Wille" ist nicht frei.
Was du gut findest und was nicht, steckt in dir. - Binsenweisheit!
Der Witz ist: Was du glaubst in argumentativem Diskurs herausgefunden zu haben, ist vorab schon als neuronales Ergebnis vorhanden und erwartet Bestätigung.
Der Gedanke ist aber jetzt nicht so schwer, dass ich das jetzt noch weiter erläutern möchte.
Wer´s wirklich nicht versteht, hat mein Mitgefühl.

zugast




raimund-fellner - 13.01.2012 um 15:15 Uhr

Ich meine jede Philosophie muss sich daran messen lassen, wie sehr sie zum Glück eines Menschen beiträgt. Denn ich meine, Sinn und Zweck allen Nachdenkens und allen Philosophierens (= sich um Weisheit bemühen) ist, ein glücklicher Mensch zu werden.
Wenn es allerdings so ist, dass im vornherein alle Gedanken und damit alles Bewusstsein durch das Gehirn völlig determiniert ist, dann hilft nichts anderes, als sich in sein Schicksal ergeben. Denn entweder hat einer das Hirn eines Glücklichen oder eben das eines weniger Glücklichen oder gar Unglücklichen. Dann kann auch niemals gelten das Sprichwort: "Jeder ist seines Glückes Schmied."




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