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--- Ich bin dann mal weg Kerkeling

bigmamameh1988 - 10.03.2010 um 00:00 Uhr

Hallöchen,

ich lese geade Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" und finde es sehr unterhaltsam, da es einfach und witzig geschrieben worden ist!
Aber bin mir noch nicht so im Klaren, ob hinter der Erzählung noch mehr steckt !
Warum wurde dieses Buch gerade zum Bestseller?
Was haltet ihr davon?

Würde mich auf eine kleine, nette Diskussion freuen!

Grüßleee




SabrinaO - 19.01.2011 um 12:53 Uhr

Hallo bigmamameh1988,

bei mir ist es schon ein Weilchen her, dass ich es gelesen habe, ein Jahr vielleicht oder so.
Ich erinnere mich, dass ich es ebenfalls sehr unterhaltsam fand. Als ich mich mal mit einer Kollegin aus dem Literaturbetrieb darüber unterhielt, meinte sie, es sei langsam so ´ausgeleiert´ dieses ganze jakobswegthema - wegen Coelho etc, aber das finde ich eigentlich nicht. Im gegenteil, Hape hat einen ganz anderen Ansatz. Der sonst wegen seines Humors bekannte Autor zeigt doch hier wirklich eine ganz neue Nachdenklichkeit, die mich sehr positiv überrascht hat.
Ich finde es auch immer sehr spannend, wenn Menschen solche sehr persönlichen Entwicklungsphasen teilen.
Insofern denke ich dass dahinter eine Anregung steckt, im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn manchmal seine ausgetretenen Pfade zu verlassen.

Grüßchen
Sabrina




Hermeneutiker - 19.01.2011 um 21:49 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermeneutiker um 21:50:24 am 19.01.2011 editiert

Hallo,
mir ist folgendes aufgefallen (ob Kerkeling selbst der Zusammenhang bewusst ist, wage ich nicht zu beurteilen, wenn ja, ist es immerhin eine Story, wenn nein, steckt etwas mehr dahinter): Er berichtet am 30. Juni in León dass auf ihn geschossen wurde - ein paar Seiten später erzählt er von der Erinnerung an ein Reinkarnationsseminar und das erlebte Bild, als Mönch von Nazisoldaten in Polen erschossen worden zu sein. Kerkeling stellt sonderbarerweise keine Beziehung (außer dass sie direkt nacheinander erzählt werden) zwischen den Ereignissen her.
Ansonsten ist erscheint mir vieles in dem Buch sehr einfältig und seinen Bühnenauftritten merkt man von möglichen Erkenntniszuwächsen weiß Gott nichts an.




SabrinaO - 20.01.2011 um 16:33 Uhr

Da sagst du was, Hermeneutiker, ich stimme dir aber jedenfalls zu, dass ich ihm die erzählerische Raffinesse, diese Fährte zu legen und auf die Kombinationsgabe des Lesers zu vertrauen beziehungsweise es sonst wie aufzulösen auch nicht zutraue :-D
Bist du sicher, dass er das wirklich nicht noch einmal aufgreift? Ich hab wie gesagt das Buch vor langer Zeit gelesen und habs auch grad nicht hier.




Hermeneutiker - 25.01.2011 um 21:26 Uhr

Er räsonniert später noch einmal über den tibetischen Buddhismus und die Reinkarnationstheorie und gesteht, dass das entsprechende "hermetische" Wissen dem entspricht, "was er sich so denkt" und als wahr entdeckt hat. Kerkelings durchweg flache Plaudereien stellen allerdings eine ziemlich perfekte Verschleierung dieser Erkenntnisse dar. Nun gut, vielleicht bleibt er absichtlich auf dem Niveau seiner Shows bzw. will er sein Publikum gegebenfalls dort abholen, wo er es verortet und wo es zu einem guten Teil vermutlich auch ist. Kurz vor Schluss, anlässlich der Mitteilung, dass man in Santiago immer den Empfang bekommt, der einem zusteht, meint er, geschossen würde da ja wohl nicht auf ihn, das hätte er hinter sich. Das lässt darauf schließen, dass er doch nicht soviel verstanden hat, wie er glaubt meinen zu dürfen. Um so besser. Dann erzählt er mehr, als er weiß.



SabrinaO - 26.01.2011 um 12:45 Uhr


Was meinst du denn, hat er nicht verstanden? Das mit dem das habe er hinter sich kann man ja sowohl auf Léon als auch auf die Nazis beziehen, daher könnte das ja eine Andeutung sein, deren Auslegung er dem intellektuell etwas über seinem Durchschnittspublikum stehenden Leser überlässt?




Hermeneutiker - 26.01.2011 um 13:18 Uhr

Diese Nachricht wurde von Hermeneutiker um 13:25:00 am 26.01.2011 editiert

Diese Nachricht wurde von Hermeneutiker um 13:19:44 am 26.01.2011 editiert

Wenn er das nur auf die Nazis bezogen hätte wäre das ein Irrtum, da ja in Léon auf ihn geschossen wurde. Wenn es auf beides gemünzt war ist es zumindest kurzsichtig, da solche karmatischen Konstellationen ja nicht unbedingt mit einer einmaligen Wiederholung abgetan sind. Ich glaube, er hat sich den Zusammenhang nicht bewusst gemacht, sonst hätte er vermutlich mit mehr Respekt von seinem traumatischen Erlebnis gesprochen.




SabrinaO - 01.02.2011 um 16:09 Uhr

Also um es deutlich zu machen hätte er dann quasi sagen müssen, dass nicht wie in Léon oder in Polen auf ihn geschossen wurde.
Aber ich muss ihn trotzem nochmal in schutz nehmen - ich hatte den Eindruck, dass er vieles von dem, was der Jakobsweg in ihm an Reflexionsarbeit ausgelöst hat, auch gar nicht unbedingt kommunizieren wollte, sondern dass es in gewisser Weise auch seine persönliche Erfahrung bleiben sollte.




Literatura-Ann - 04.02.2011 um 20:02 Uhr

Ich bin auch gerade dabei. Unterhaltsam ist es auf jeden Fall und ich finde es schön, wie in diesem Buch an bekannte Themen ein wenig anders herangegangen wird.



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