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Wolkenduft - 05.05.2010 um 18:02 Uhr

Weit weg bist du
du du du

Du sprichst nicht meine Sprache.
Aber ich spreche deine. Und ich liebe sie.
Ich bin nicht Teil deines Lebens.
Du aber ein Teil von meinem.
Du teilst nicht meine Hobbies, Interessen.
Ich aber teile deine.
Du denkst nicht an mich.
Ich denke an dich.
Du bist viel zu alt für mich.
Ich bin viel zu jung für dich.
Ich habe versucht auch ein Teil deines Lebens zu werden. Nicht aufdringlich. Und du hast die Chance hin- oder wegzuhören.
Du hast weggehört.
Hast mich nicht gehört oder nicht hören wollen.
Und das liegt nicht daran, dass ich zu leise gesprochen hätte. Höchstens zu ehrlich. Zu offen. Zu unverblümt, unverstellt. Ich habe dir einfach das mitgeteilt, was ich mitzuteilen hatte.
Und das ist auch ein Unterschied.
Ich möchte nichst lieber, als dich hören, dir zuhören, hören, was du zu sagen hast, was du verschweigst, hören, hören, dich hören.
Du hörst mich nicht. Hörst mich, hörst mich nicht.
Ich werde dich nicht anschreien, ich werde dich bestimmt nicht anschreien.
Vielleicht werde ich dich irgendwann vergessen können. Oder zumindest damit leben, dass du mich nicht hörst, hörst. Aber ein wenig der Traurigkeit wird immer bleiben, in dem Glauben, dass meine Worte dies eine, dies eine wichtige Mal, dumpf gefallen sind.

Ich höre dich. Du hörst mich nicht.
Ich will dich nicht mehr hören wollen. Solange du schweigst, schweigst, deine Ohren verschließt, schließt, deinen Mund, deine Ohren, ich kann nicht hören, was du hörst, du schweigst.
Soll ich die Sprache aufgeben, die ich so sehr liebe?
Die Sprache, die ich leben will und deren Klang aus meinem Mund, aus irgendeinem Mund mir immer wieder, unerbittlich, dein Lied, dein Bild in die Ohren, Augen träufelt?
Dein Bild, das mich innerlich aufreißt, als stünde ich an einer Klippe und eine Hälfte von mir stürzt hinab in die Fluten während die andere Hälfte lächelnd vom warmen, hellen Sonnenlicht beschienen wird es ist die rechte Hälfte, die stürzt, stürzt, stürzt, so gewaltvoll abgetrennt von mir durch deinen lieben, lieben, warmen, gefühlvollen, einsamen Blick.
Soll ich mein Hobby aufgeben, mein liebstes, liebstes Hobby, mein Leben, meine Musik, die ich durch deine, deine Musik erst entdecken, hören, endlich voll zu hören gelernt habe? Nur weil ich immer, immer, immer an dich denken werde, immer, wenn ich dieses verfluchte, herrlichste Instrument aller Instrumente berühre, höre - höre ...

Ich will sie nicht aufgeben; nicht meinedeine Sprache, nicht meinedeine Musik.
Vielleicht kann ich mich daran festklammern:
Du bist zu alt für mich. Ich bin zu jung für dich.
Vielleicht, vielleicht denke ich dann nicht mehr so oft an dich, vielleicht, vielleicht schaffe ich es.
Denn an eines kann ich mich nicht klammern:
Du denkst nicht an mich.
Genau das weiß ich nämlich nicht. Ich weiß es nicht. Nicht.
Ich habe gesprochen, gesprochen.
Und der einzige wirkliche, tiefe, offene, verzweifelte Versuch, mich hörbar zu machen bleibt ohne Echo.
Echo. Es kommt keines. Nein.
Vielleicht kommt es noch. Noch, irgendwann und umso lauter.
Aber ich glaube es nicht mehr und ich weiß auch nicht ob es hoffen soll.
Verrückte sollten manchmal lieber schweigen.
Sonst wird ihre Verrücktheit nur in tausendfacher Weise bestätigt.

Habe ich ins Leere gesprochen / sind meine Worte in Nebel gefallen / sind deine Ohren taub, taub für mich / warum habe ich überhaupt je gewagt, mich zu artikulieren




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