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Matze - 08.04.2012 um 14:26 Uhr

Am 27.10.2008 verstarb der Artist Peter Meilchen in Arnsberg, er wurde knapp 60 Jahre alt. Sowohl als bildender Künstler, wie auch als Autor ist Meilchen ein Beobachtungsvirtuose, der viele Preziosen zu bieten hat, Wahrnehmungen, die vielleicht nicht unbedingt lebenswichtig sind, aber gerade in ihrer Fokussierung des Nebensächlichen dem Leser Aha–Erlebnisse und Wiedererkennungseffekte verschaffen. Er nimmt sich und seinen Figuren kein Blatt vor den Mund, die Brutalitäten in Wort und Bild können uneingeschränkt defilieren. Dies gehört spätestens seit Rabelais zur Lust am Grotesken, dieses destruktiv–schöpferische Sich–gehen–Lassen, die verbale Ausschweifung.

Bisher sind aus dem Nachlass zwei DVDs und ein Hörbuch erschienen. Sowohl in seinem nachgelassenen Roman “Schimpfen”, als auch in dem Konvolut hinterlassener Reden, loser reflektierender Texte und Briefe zeigt er, dass das Entdecken und Nutzen des Kleinen und so offensichtlich Nebensächlichen tatsächlich manches Mal mehr über unsere Kultur und deren Wertigkeit zu vermitteln weiß, als die stete und stets langweilige Wiederholung von bereits bekannten Bildern, Motiven, Zeichen und zitierfähigen Kürzeln. Er webt mit Hilfe von Bild und Text an einer Realität, die als eine Überrealität uns zu fassen in der Lage ist. Das scheinbar Banale erhält hier eine Tiefe, die uns den Teppich unter den Füßen unserer Selbstgefälligkeit entzieht.

Plötzlich entdecken wir, dass eben jener Bodenbelag über einem großen Nichts lag. Schwarzes Loch. Mit dem Ausspruch “Da schau, schon wieder nichts.” bringt Peter Meilchen die Leere eines ganzes Kunstmarktes auf den Punkt, der sich in eklektizistischen Bildzitaten gefällt, der sich selbst zitiert und glaubt, hieraus könne eine Erkenntnis erwachsen. Erkennen aber ist gar nicht das Ziel von Kunst, sie genügt sich selbst, denn “Die Provinz hat nichts mit dem Ort zu tun, sondern mit dem Denken.”

Erst der Betrachter und Leser wird zu einer Erkenntnis gelangen, die über die Kunst und damit ihre Realität hinaus geht.

Wer von seinem Leben erzählt, erzählt immer eine Erfolgsgeschichte. Wer erzählt, lebt. Peter Meilchens Biografie endet nicht mit dem Tod, er lebt weiter – durch sein Werk.

Um Meilchens nachgelassenen Roman “Schimpfen” in 2013 publizieren zu können, bietet die Edition Das Labor ein ‚Bücherregal’ mit Publikationen an. Dieses Regal wurde gestaltet von Haimo Hieronymus und ist erhältlich über die Werkstattgalerie der Bogen. – Bereits jetzt ist auch eine Suscription von “Schimpfen” möglich. Jeder Förderer wird namentlich im Buch genannt.

Kontakt: http://www.der-bogen.de/




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