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--- Trockener Januar

Kenon - 13.01.2022 um 19:53 Uhr

“Dry January” – was ist das? Nicht mehr als eine importierte Mode wie Halloween und Black Friday. Wer da mitmacht, versucht, den ganzen Januar über nichts zu trinken. Damit wir uns nicht missverstehen: Es geht um das Nichttrinken von Alkohol. Die persönlichen Gründe, die zu einer Teilnahme führen, können variieren: Die einen meinen, vor allem im Dezember des Vorjahres zu viel getrunken zu haben, um über all die Familienfeierlichkeiten hinwegzukommen, die anderen nutzen die Chance, einmal zu überprüfen, wie leicht ihnen der Verzicht noch fällt und wie ein Leben ohne Alkohol aussehen kann: Man schläft besser, ist tagsüber weniger müde und gereizt, die Gesichtshaut wird weicher und wenn man Glück hat und keine zuckrigen Ersatzsünden begeht, kann man sogar ein paar Gramm abnehmen. Ganz einfach durchzuhalten ist so ein trockener Januar nicht immer, und das liegt oft auch an unseren sozialen Kontakten, die uns verführen, in gesundheitsgefährdende Alltagsmuster zurückzufallen. Aber man kann hart bleiben. Ich denke, wenn Leni Riefenstahl heute lebte und sie wäre eine junge Filmproduzentin, müsste sie nicht darauf verzichten, einen Streifen wie “Triumph des Willens” zu drehen. Wir würden darin natürlich keine marschierenden Kolonnen mehr sehen, aber jede Menge zuversichtliche Menschen, die sich auferlegt haben, einen “Dry January” zu erleben. Ich bin ziemlich sicher, dieser Film wäre das bessere Kunstwerk, allerdings habe ich auch leichte Bedenken: er wäre immer noch verdammt lang – der Januar hat schließlich 31 Tage.



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