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-- Lyrik
--- Lied wider die eine Moral

birnenpalme - 22.08.2009 um 01:12 Uhr

Was willst du mich bekehren,
mir deinen Anstand lehren,
wieso es so sein soll im Leben,
so göttlich vorgegeben.
Du kannst dir deine Predigt sparn
und ohne mich gen Himmel fahrn.
Ich streu mir die Asche nicht
in mein Angesicht.

Ach was hab ich Spaß am Leben,
dazu wurd es mir gegeben,
ein Gefühl wie warme Haut,
die mir sich anvertraut.

Komm nie zu mir, um zu vorzurechnen,
meine Sünden, meine Schwächen.
Ich lieb das Laster und die Lust,
tu es ganz bewusst.
Denn wenn ich keine mehr Lust hab,
dann leg ich mich ins Grab,
decke mich mit Lorbeer zu,
nicht mit Reue, so wie du.

Ach was hab ich Spaß am Leben,
dazu wurd es mir gegeben,
ein Gefühl wie warme Haut, die mir sich anvertraut.

Ich sterb nicht heute und nicht fromm,
weil ich, erst tot, nicht wieder komm.
Genieße wann und wie ich will, laut oder still.
Liebend liege ich im Gras,
spiel hie und da mit dünnem Glas.
Und wenn es manchmal bricht,
stört mich das nicht.

Ach was hab ich Spaß am Leben,
dazu wurd es mir gegeben,
ein Gefühl wie warme Haut, die mir sich anvertraut.




walcua - 30.08.2009 um 20:50 Uhr

Eine gelungene Interpretation von Moral mit leicht bitterem Beigeschmack.
Dein Text erweckt in mir den Eindruck einer verbitterten Trotzreaktion gegen "Moralaposteln" die allzugerne - weil es "immer schon so war" und oft mit "erhobenem Zeigefinger" - über Andersdenkende und Lebenslustige Menschen ablästern. Die wichtigste Erkenntnis im Leben ist, sein Leben zu genießen, sich als Person anzunehmen und sein eigenes Leben selber in die Hand zu nehmen. Gefährlich ist eine Trotzreaktion gelenkt durch "Moralaposteln". Ist das wirklich mein Weg oder nur eine Reaktion auf von Aussen gesteuertem Trotz. Es lohnt sich da genauer hinzusehen.
lg. cuanita




birnenpalme - 01.09.2009 um 00:55 Uhr

Hallo walcua,
trotzig bin ich wohl und Moralapostel sind mir ein schwarzes Kopftuch, aber verbittert bin ich gewiss nicht, sonst wäre ja die Lebenslust erlogen. Wie singt Konstantin Wecker so schön, "wer nicht genießt ist ungenießbar". Ich denke, dass nur gesunde Selbstliebe und reichlich Selbsterfahrung die Basis für solidarisches Zusammenleben in Frieden und Freiheit sein kann und nicht die Leidens- und Aufopferungsphilosophie ständig missionierender Gutmenschen, die jedem schon ein schlechtes Gewissen machen wollen, der kein Dalai-Lama-Fan, Islam-Konferenzler oder Bibelpate ist. Von dort her weht der wirklich bittere Beigeschmack. Mein Text gehört übrigens noch im Refrain ergänzt mit: "Ja, ich habe Spaß am Leben und ich werde mich nicht schämen, wenn es mich ganz ungeniert in Versuchung führt."

Liebe Grüße, Wolfgang




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