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-- Lektüregespräche
--- August 2020

Kenon - 08.08.2020 um 09:52 Uhr

Platon - Apologie des Sokrates

Der Prozess gegen Sokrates ist fast 2500 Jahre her. Das klingt nach einer langen Zeit, aber es ist nicht genug Zeit gewesen, dass sich der Mensch grundlegend ändert, und so ist die von Platon literarisch gestaltete Verteidigung des Sokrates von fortdauernder Aktualität. Sie zeigt uns den Konflikt zwischen der Sehnsucht nach weltlichem Erfolg, der mit allen Mitteln errungen werden soll, und dem eines tugendhaften Lebens, in dem man bewusst nichts unrechtes tut. Der Prozess ist ein Ringen zwischen weltlicher und geistiger Macht. Die geistige Macht mag physisch unterliegen - Sokrates muss den Schierlingsbecher leeren - aber durch medialen Transport leben ihre Gedanken über den Tod hinaus bis in unsere Zeit. Auch die weltliche Macht kann ihren Tod überdauern, allerdings ist ihr Medium in der Regel kaum mehr als Sand, siehe die baulichen Hinterlassenschaften der kommunistischen Regime.

Vieles in der Apologie ist zu Allgemeinplätzen geworden:

Zitat:

Ich scheine also um dieses wenige doch weiser zu sein als er, daß ich, was ich nicht weiß, auch nicht glaube zu wissen.

Sokrates war zum Zeitpunkt des Prozesses ein alter Mann, der den Tod nicht fürchten musste, so dass er wie folgt schließen kann:

Zitat:

es ist Zeit daß wir gehn, ich um zu sterben, und ihr um zu leben. Wer aber von uns beiden zu dem besseren Geschäft hingehe, das ist Allen verborgen außer nur Gott.




Kenon - 20.08.2020 um 22:57 Uhr

Victor Hugo - Die Elenden

2020 ist ein gutes Jahr - für Bücher, die bei mir schon lange herumliegen. So auch “Die Elenden”, die ich vermutlich vor mehr als 15 Jahren mal gekauft habe. Drei Bände. Wenn man damit anfängt, kommt man erst einmal zu nichts anderem mehr. Das gefällt mir im Moment. Das Buch wie die Tatsache.

Zitat:

Der Se­na­tor [...] war ein klu­ger Mann, der un­be­küm­mert um ge­wis­se Hin­der­nis­se, wie Ge­wis­sen, Treu und Glau­ben, Ge­rech­tig­keit und Pf­licht, sein Schiff­lein aufs Trock­ne ge­bracht hat­te. Nie war er von dem rich­ti­gen Wege ab­ge­wi­chen, der ihn zu sei­nem Zie­le, der För­de­rung sei­ner In­ter­es­sen, führ­te. Die­ser ehe­ma­li­ge Staats­an­walt, den der Er­folg ge­mäch­lich ge­macht hat­te, war kein schlech­ter Mensch, denn er er­wies sei­nen Kin­dern, sei­nen Schwie­ger­söh­nen, sei­nen Ver­wand­ten, ja so­gar sei­nen Freun­den alle nur mög­li­chen Ge­fäl­lig­kei­ten. Er hat­te nur das, was das Le­ben An­ge­neh­mes bie­tet, Ver­gnü­gun­gen, Glücks­gü­ter, Ge­le­gen­hei­ten sich em­por­zu­brin­gen, sei­ner Be­ach­tung wert ge­fun­den. Al­les Üb­ri­ge kam ihm dumm vor.




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