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Biographie: Konstantinos Kavafis


 
(* 29.04.1863 – † 29.04.1933)

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(Bücher frei Haus)
Konstantinos Kavafis, einer der berühmtesten Wegbereiter der modernen Lyrik Griechenlands, wurde am 29. April 1863 in Alexandria im Zeichen des Stiers geboren und starb genau 70 Jahre später, an seinem Geburtstag, an den Folgen einer Kehlkopfkrebserkrankung. Die Stellung Kavafis’ in der neugriechischen Literaturgeschichte ist auffallend; stets stand er abseits der literarischen Bewegungen der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts, etwa der von Kostis Palamas geführten ‘Neuen Schule von Athen’.

In Alexandria arbeitete Kavafis 30 Jahre lang als Angestellter im Ministerium für Wasserwirtschaft. Er führte ein nach außen hin unauffälliges, gleichförmiges Leben. Tagsüber widmete er sich seiner Arbeit, anschließend besuchte er das Kafenion (Kaffeehaus für Männer), wo er Kaffee und Cognac trank und Zeitung las. Die Nächte verbrachte er meistens allein in seiner Wohnung, in seinen Erinnerungen schwermütig schwelgend und Verse schreibend.

Die Angestellten des Ministeriums für Wasserwirtschaft berichteten, Kavafis habe sich von Zeit zu Zeit in seinem Büro eingeschlossen und habe dort mit erhobenen Händen und geschlossenen Augen gesessen, den Kopf im Nacken und habe Gedichte geistig empfangen und in der Folge niedergeschrieben. Allerdings war Kavafis kein abgehobener [Zensiert] gewesen, sondern jemand, der sich vor allem als Handwerker, Historiker und Realist verstand. Sein pragmatischer Realitätssinn veranlasste ihn wohl auch dazu, seine Gedichte sehr streng zu beurteilen. So hat er bis zu seinem Tode lediglich 154 Gedichte veröffentlicht und zwar vor allem in Form von feuilles volantes, Flugblättern, die er an Freunde weiter gab…In seiner Selbstzensur war er gnadenlos. Pro Jahr ließ er für lange Zeit nur maximal 5 Gedichte gelten, die seinen sehr hohen Ansprüchen genügten. Das Angebot seines englischen Freundes E.M. Forster, einen Lyrikband mit eigenen Gedichten herauszubringen, lehnte er ab.

Kavafis war ein notorischer Einzelgänger, der sich kaum um den damaligen Literaturbetrieb kümmerte, ja, er mied die literarische Szene sogar und zeigte wenig Interesse an einer Veröffentlichung seines Werkes. Dennoch war er sich seiner Stellung unter den neugriechischen Dichtern damals bewusst und sein Ansehen wuchs mit der Zeit weit über die Grenzen des griechischen Sprachraums hinaus.

Die wesentlichen Motive seiner Lyrik hat Kavafis selbst als philosophische, historische und erotische definiert, drei Komponenten, die nicht getrennt voneinander betrachtet werden dürfen. Die Sprache Kavafis’ ist recht eigenwillig und originell. Er bedient sich der griechischen Volkssprache Demotiki und vermischt diese mit Elementen der gehobenen Sprache Katharevousa, oft gemischt mit Archaismen und alexandrinischen Elementen, wobei er immer darum bemüht ist, schlicht und verständlich zu schreiben. So soll er sich manchmal bei den Arbeitern Alexandrias erkundigt haben, ob gewisse Redewendungen verständlich sind, bevor er sie benutzte.

Konstantinos Kavafis war homophil. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn er nicht so sehr darunter gelitten hätte und diese Eigenart und ihre Folgen in sein Werk eingeflossen wären. Er liebte schöne Knaben und suchte zuweilen deren Nähe in schummrigen Zimmern, die über zweifelhaften, ungepflegten Tavernen lagen und in dunkle Gassen blickten. Dort erlebte er seltene Momente einzigartiger Wollust, von denen er noch viele Jahre zehrte und in seinen Gedichten erzählte und zwar auf eine Art und Weise, die weder peinlich, noch abstoßend, sondern zutiefst verständlich und anrührend ist, wie das folgende Gedicht abschließend zeigen soll:

Eine Nacht

Die Kammer war armselig vulgär,
versteckt, über einer suspekten Taverne.
Vom Fenster sah man die Gasse,
die schmutzige, enge. Von unten
drangen die Stimmen von Arbeitern,
die Karten spielten und lachten, zu uns.
Und dort im einfachen, gemeinen Bett,
hatte ich den Körper des Eros, hatte ich die Lippen,
die sinnlichen und rosenroten Lippen des Rausches -
die rosenroten Lippen eines solchen Rausches, dass ich noch jetzt,
da ich dies schreibe, nach so vielen Jahren!
Hier in meinem einsamen Haus, mich wieder berausche.

Konstantinos Kavafis

Aus dem Griechischen: Jasmin Carow, Athen, Freitag, 4. März 2005


Diese Biographie schrieb: Jasmin Carow (2005-03-04)

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