
|
Rezensionen  
|
Asfa-Wossen Asserate - Die neue Völkerwanderung
War der große Strom von Flüchtlingen, der im vergangenen Jahr nach Europa und hier hauptsächlich nach Deutschland kam, noch den Konflikten, Kriegen und Notständen in den Ländern des Nahen Ostens geschuldet, kommt in der letzten Zeit eine Wanderungsbewegung ungleich größeren Ausmaßes in den Blick der Gesellschaften in Europa.
Zunächst nur von den Fachleuten wirklich wahrgenommen, haben sich schon Hundertausende von Menschen aus den Ländern Afrikas in Richtung Mittelmeer aufgemacht, um von dort mit Booten nach Europa überzusetzen. Und täglich kommen mehr dazu. Im herkömmlichen Jargon werden sie „Wirtschaftsflüchtlinge“ genannt und viele Politiker und Menschen lehnen ihre Aufnahme in ihren Ländern ab. Ja, wenn man auf die bevorstehenden Wahlen in Österreich, in Frankreich und auch in Deutschland schaut, muss man befürchten, dass es immer mehr werden, die einer vollständigen Abschottung ihrer Länder und Europas das politische Wort reden.
Als langjähriger Afrika-Berater deutscher Unternehmen kennt Prinz Asserate, der Autor des vorliegenden Buches, die Missstände genau. Er beschreibt detailliert die Ursachen. Sein Buch ist ein flammender Appell an die europäische Politik, ihre Afrikapolitik grundlegend zu ändern, denn durch westliche Handelsbarrieren und Agrarprotektionen verliert Afrika jährlich das Doppelte dessen, was es an Entwicklungshilfe erhält. Es sind gerade die jungen gebildeten Menschen, die ihren Ländern den Rücken kehren und gehen, Menschen, die diese Länder dringend für ihre Entwicklung bräuchten.
Den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler zitierend, der sagte, „Europa (sei) der Lackmustest, an dem sich Europas Humanität erweist“ appelliert Asserate in seinem Buch an die europäischen Staaten, Afrika endlich als gleichberechtigten Partner gerade in wirtschaftlicher Hinsicht zu behandeln, Handelsbarrieren abzubauen, beim Aufbau demokratischer Strukturen zu helfen und so Millionen von fluchtbereiten Afrikanern eine menschenwürdige Zukunft auf ihrem eigenen Kontinent zu ermöglichen.
„Europa wird sich nicht abschotten, können, wenn es sein Gesicht nicht verlieren will“, schreibt er abschließend in der Hoffnung auf einen Sinneswandel.
Doch was ist, so gebe ich skeptisch zu bedenken, wenn Europa sein Gesicht schon verloren hat, bzw. mitten dabei ist, es zu tun? Was unter dem Namen Frontex z.B. in der letzten Zeit schon alles an hochgerüsteten Abwehrmaßnahmen ergriffen wurde und die Äußerung aller maßgeblichen Politiker deuten in diese Richtung.
Doch Asserate sagt, es gibt keine Alternative. Denn die Millionen von fluchtbereiten jungen Afrikaner werden sich auch durch Waffengewalt, Mauern oder Zäune nicht abhalten lassen….
Ich persönlich glaube nicht daran, dass Europa in den nächsten Jahren in der Lage sein wird, diese zukunftsweisenden Veränderungen umzusetzen. Man wird weiter auf Abschottung setzen, so wie es rund um die Welt zwischen den Reichen und den Armen immer gängigere Praxis geworden ist.
Asfa-Wossen Asserate, Die neue Völkerwanderung, Propyläen 2016, ISBN 978-3-549-07478-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-11-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.
-> weitere Bücher von Asfa-Wossen Asserate ansehen
-> Möchten Sie eine eigene Rezension
veröffentlichen? [ weitere Rezensionen : Übersicht ]
|
|
Aus unseren
Buchrezensionen
 
Dowley, Tim: Der Atlas zur Reformation in Europa „Eine Karte ist nicht einfach eine abgemessene Darstellung der Welt. Eine Karte erschließt Welten und erschafft Bedeutung. Sie formt eine Brücke zwischen dem Hier und dem Dort, zwischen zwei ungleichen Gedanken, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie zusammengehören.“
Dieses Zitat des Schriftstellers Reif Larsen („Die …[...]
-> Rezension lesen
|
| Rathgeb, Eberhard: Cooper Meistens denken wir nicht daran. Wir leben unser Leben und unseren Alltag mehr oder minder glücklich und zufrieden. Doch wie zerbrechlich alles Glück sein kann, das beschreibt mit einer knappen sehr metapher- und bildreichen Sprache der Schriftsteller Eberhard Rathgeb in seinem neuen schmalen Roman mit dem Titel „Cooper“.
Er …[...]
-> Rezension lesen
|
Hayat, Philippe: Wie ein Licht im Wind Ausgezeichnet mit dem begehrten französischen „Prix du Premier Roman“ ist das Debüt des Franzosen Philippe Hayat, im Hauptberuf, Ingenieur und Unternehmer, tatsächlich ein beeindruckendes Stück Literatur. Auf einer wahren Geschichte basierend, lässt er seinen vierzehnjährigen jüdischen Ich-Erzähler Maurice Moscowitz ein …[...]
-> Rezension lesen
|
| Biddulph, Rob: GRRRRR! „Kumpane fürs Leben, Pranke drauf!“ heißt der versöhnliche Abschluss dieses spannenden Wettkampfs, wer denn der beste und lauteste Bär im Wald sei. Für Fred den Bär ist es eigentlich schon sicher: Auch dieses Jahr wird er im Wettbewerb um den Titel „Bester Bär des Waldes“ ungeschlagen bleiben, aber kurz vor dem großen Tag …[...]
-> Rezension lesen
|
|
|