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Rezensionen


 
Willi Baer - Mumia Abu Jamal
Buchinformation
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Baer, Willi:
Mumia Abu Jamal

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(Bücher frei Haus)

„Guilty or innocent is irrelevant”, meint Noam Chomsky in einem Interview im Film “in prison my whole life” (R: Marc Evans) über den zum Tode verurteilten Mumia Abu Jamal, “a civilized society is not allowed to have the state to have the power to kill people“. Auch der berühmte MIT-Professor weiß, dass die Frage um Schuld oder Unschuld längst unwichtig geworden ist, im Kampf gegen die Todesstrafe, die einer zivilisierten Gesellschaft unwürdig sei. Eine solche sollte keinem Staat der Welt so viel Macht geben, Menschen zu töten, so Chomsky. Aber Wesely Cook, der schon als High School Besucher den Black Panther beitrat, später zu einem engagierten Journalisten und MOVE-Sympathisanten wurde und sich bald den Kisuaheli Namen Mumia Abu Jamal Namen gab, passt einfach zu gut in das Feindbild der Achtziger Jahre. Aufgrund gekaufter Zeugenaussagen und fraglicher anderer Beweise wurde Mumia Abu Jamal zum Tode verurteilt und wartet nunmehr seit 29 (!) Jahren auf die Vollstreckung des Urteils. Kann sich das jemand vorstellen? Sein Leben lang in einer Zelle nicht größer als ein WC auf seine Hinrichtung warten zu müssen? Allein dafür verdient Mumia Abu Jamal schon Bewunderung, denn jeder andere wäre unter diesem Druck bereits innerlich zugrunde gegangen, aber dank der internationalen Solidarität kämpft auch Mumia Abu Jamal weiter, für sein Recht, in Freiheit zu leben und gegen die Todesstrafe.

Phildelphia – the city of brotherly love
Aller Wahrscheinlichkeit nach sitzt Mumia Abu Jamal „unschuldig“ im Gefängnis – wie zahlreiche Personen oder Institutionen erklären, nachdem sie sich mit dem „Fall Mumia Abu Jamal“ näher beschäftigt haben. Mumia Abu Jamal wird zwar „der kaltblütige Mord“ (O-Ton FOP) des Polizisten Daniel Faulkner, der am 9. Dezember 1981 bei einem Schusswechsel nach einer Verkehrskontrolle starb, zur Last gelegt. Aber kontrollierte Fahrzeuglenker war gar nicht er selbst, sondern Billy, der Bruder von Mumia. Dieser arbeitete zu dieser Zeit als Taxilenker und fuhr zufällig gerade im Taxi vorbei, als er sah, wie sein Bruder von einem Polizisten nicht nur perlustriert, sondern auch verprügelt wurde. Mumia soll geschossen haben, aber wer zuerst geschossen hat, der Polizist oder Mumia ist bis heute nicht ganz geklärt. Jedenfalls konnte er mit einer von Blut gefüllten Lunge nicht mehr sprechen, das bestätigt auch der damals tätige Arzt in der oben erwähnten Dokumenation. Akribisch recherchiert wird auch der Tathergang gezeigt und illustriert, dass Mumia gar nicht geschossen haben kann. Der damals mit dem Vorsitz in diesem Verfahren betraute Richter, soll zu Beginn des Prozesses vor Zeugen erklärt haben: „I`m gonna help you fryin` that Nigger.“ Rassismus war vor 29 Jahren ein großes Thema in Philadelphia, der „city of brotherly love“. In den 70ern wurden dort mehr Leute erschossen als in New York, das damals viermal so groß war, wie die „Stadt der brüderlichen Liebe“. Selbst das Justizministerium klagte die Stadt wegen Rassismus vor Gericht an! Man sprach von „Phillie“, dem Polizeistaat, nicht –stadt, Amerikas.

Aufschub heißt nicht Aufhebung
Der Band 14 der Bibliothek des Widerstands gibt nicht nur einen Überblick über die Aktivitäten der Solidaritätsbewegung, die seit Jahrzehnten immer wieder neu um das Leben von Mumia Abu Jamal kämpft, sondern ermöglicht auch die Lektüre von Texten und Stellungnahmen Mumia Abu Jamal selbst, Todd Steven Burroughs, Angela Davis, Amy Goodman, Leonard Peltier, Suzanne Ross, Annette und Michael Schiffmann, Alice Walker, Lin Washington und zahlreichen Einzelpersonen aus der Solidaritätsbewegung gegen die Todesstrafe und zu Mumia Abu Jamal. Ein erstes positives Ergebnis, abgesehen davon, dass Mumia überhaupt noch lebt, konnte die Solidaritätsbewegung mit der Aufhebung des Todesurteils, am 26. April 2011, und dessen Bekräftigung durch das 3. Bundesberufungsgericht verbuchen. Allerdings bleibt Mumia Abu Jamal weiter im Todestrakt. Das US Supreme Court kann diese Entscheidung jederzeit wieder aufheben die Gefahr besteht also real fort. Das Unterstützungskomittee für Mumia besteht nicht nur aus prominenten Unterstützern wie etwa Angela Davis oder dem Filmproduzenten Colin Firth, sondern auch aus vielen Mitgliedern, die die Todesstrafe im Allgemeinen und das Urteil von Mumia Abu Jamal im Speziellen ablehnen. Wer also die Solidaritätsbewegung gegen Todesstrafe, Polizeibrutalität und rassistische Diskriminierung unterstützen möchte, kann dies unter anderem durch eine Spende an die Rote Hilfe e.V Stichwort „Mumia“ tun, Kontonummer über die Homepages des Laika Verlages, tun.

The courtsystem, is, what is on trial!
Das Vorgehen gegen MOVE und seine SympathisantInnen in Philadelphia und anderswo, war Teil eines Programmes, in dem sich der Staat als wahrer Terrorist erwiesen habe, wie Noam Chomsky im Interview behauptet. Cointelpro, das Counter Intelligence Program, lieferte falsche Beweise, erpresste Zeugen oder legte sogar Feuer, wie das Abfackeln eines ganzen Blocks in dem die Move-Kommune lebte, nahe legt. „In prison my whole life“ interviewt nicht nur viele Zeitzeugen und Beteiligte von beiden Seiten, sondern wartet übrigens auch mit einer kleinen Sensation auf: So gelingt es dem Regisseur den Fotografen, der an jenem furchtbaren Dezembertag 1981 die ersten Tatfotos schoß, aufzuspüren und seine Fotos werden im Film das erste mal seit 25 Jahren gezeigt. Die Staatsanwälte hatten sich nicht dafür interessiert. Der Film von Marc Evans (2007), sowie zwei weitere Filme mit dem Titel „Hinter diesen Mauern“ von Jule Burjes und Heike Kieffner (BRD 1996) sowie „Justice on Trial“ von Kouross Esmaeli (USA 2010) sind auf einer DVD dieser sehr informativen und ausgewogenen Publikation aus dem Hause Laika beigelegt und zeigt – so wie auch die Texte - wer hier wirklich vor Gericht stehen sollte: „The courtsystem, is, what is on trial!“, drückt es eine der Aktivistinnen aus. Staatsanwaltliches Fehlverhalten, Rassendiskriminierung bei der Auswahl der Jury und viele andere der Skandale von Polizeikorruption, Beweismanipulation zeigen die wirklichen Probleme der amerikanischen Strafjustiz. Die massenhafte und oft fehlerhafte Inhaftierung in den USA zählt zu einem der größten Menschenrechtsprobleme, wie schon andere Beobachter feststellten

LAIKA Verlag
BIBLIOTHEK DES WIDERSTANDS Band 14:

Das Buch / DVD
Mumia Abu Jamal
ISBN: 978-3-942281-84-3
272 Seiten

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-01-11)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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