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Rezensionen


 
Deutscher Taschenbuchverlag - dtv Literarischer Kalender 2012

„Nach Süden flog ich über's Meer“, so schrieb einer einmal, der nicht nur in Venedig und Genua (Städte am Meer), sondern auch in Turin (Stadt ohne Meer) zuhause war. Und er fügte noch hinzu: „Es giebt (sic!) keinen besseren Freund Italiens als mich.“ Wem hätten Sie diesen Satz zugetraut? Eventuell Goethe? Ja, sicher! Aber Nietzsche? Tatsächlich war Friedrich Nietzsche ein großer Bewunderer Italiens und ich wäre der letzte, der ihm das zugetraut hätte, spricht doch sein Werk von so ganz anderen Geschöpfen als denen Italiens, mehr arbeits- und leistungsorientiert als dolce far niente und eben solche vita. Nietzsches „leidenschaftliche Sympathie für Turin“, die hymnischen Beschreibungen der Paläste von Genua oder des Palazzo Pitti in Florenz waren lange Zeit ein Desiderat der Forschung und das von Germanisten geprägte Vorurteil „die stark visuell dominierte Kultur Italiens in Bau- und bildender Kunst interessierte Nietzsche überhaupt nicht“ war lange Zeit vorherrschend. Aber Nietzsche lebte immerhin drei Jahre (1880 bis 83) in Genua und unternahm von dort aus Reisen in benachbarte Städte Oberitaliens. Seine „Dachstuben-Einsamkeit-Existenz“ hält ihn nicht davor zurück im April 1883 zu resümieren: „Ich bin Genuese“.

Ort der Träume und Phantasien
„Wenn ich ein anderes Wort für Musik suche, so finde ich immer nur das Wort Venedig.“, so zärtlich hat wohl noch niemand einen Nietzsche von etwas sprechen hören. Doch die „Geburtsstadt des Tristan“ die Klänge von Richard Wagner, die venezianischen Gondellieder und die Kaffeehausmusik auf der Piazza San Marco hatten es auch dem deutschen Philosophen angetan. „Aber auf dem Markusplatz sitzen und Militärmusik hören, bei Sonnenschein. Alle Festtage höre ich die Messe bei San Marco. Die öffentlichen Gärten will ich ablustwandeln. Gute Feigen essen. Auch Austern.(...) Größte Stille, Ein paar Bücher bringe ich mit.“, das gehörte zu Nietzsches Tagträumen. Und das gehört wohl auch zu den Tagträume von vielen anderen, wie der vorliegende literarische Kalender zeigt, ist der Süden von je her, Form und Inhalt der Phantasie gewesen.

Literarische Zitate unterschiedlichster Provenienz
Weitere literarische Zitate stammen von einem französischen Philosophen, Albert Camus: „Alles hier lässt mich gelten, wie ich bin; ich gebe nichts von mir auf und brauche keine Maske: Es genügt mir, dass ich, geduldig wie eine schwierige Wissenschaft, die so viel wichtiger ist als all die Lebenskunst der andern, lerne: zu leben.“ Wie jedes Jahr erscheint der beliebte literarische Taschenkalender des dtv in hochwertiger Ausstattung, gelbes Leinen mit eingeprägtem Bild, Lesebändchen und zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen. 2012 kreist er um die Geschichte und den Mythos des Südens, ein literarischer Begleiter durch das Jahr - mit den wichtigsten literarischen Jubiläen und Daten für 2012 und die Vergangenheit. Ein elegantes Gebrauchs- und Lesebuch, ein ideales Geschenk für sich selbst und andere, zudem enthält er ein übersichtliches Wochenkalendarium, Jahresplaner, Ferienkalender.

Die Seiten und Saiten zum Klingen bringen: Ferien das ganze Jahr!
Ferien! Welch ein Traum zu sprechen davon im Dezember! Auf einer seiner fünf Reisen nach Venedig wohnte Nietzsche übrigens in einem Zimmer in einem Haus mit Blick auf die Rialto-Brücke. Damals war das Ufer links davon, das Rotlichtviertel, und Nietzsche bemerkte zu einem seiner Freunde eines Morgens: „Ich glaub ich wohn` bei einer Hure! (...) Teufel auch, zur Feier von Zarathustra`s Fertigwerden bei einer putana veneziana wohnen, das ist toll!“ Wie er selbst sagte: „Die Dinge rühren unsere Saiten an, wir aber machen die Melodie daraus.“ Ob man in den Seiten dieses Kalenders blättert und die Saiten damit zum Klingen bringt, hängt also allein von einem selbst ab, dem braucht man wohl nichts mehr hinzuzufügen.

Deutscher Taschenbuchverlag
Nach Süden flog ich über's Meer –
dtv Literarischer Kalender 2012

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-11-30)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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