Wir schreiben das 1913 . Die jüdische Familie Treynowsky aus Bialystok/Russland, flieht vor den dortigen Pogromen und will über Hamburg nach Südafrika auswandern. Durch einen Trick des Vaters fahren sie aber nicht nach Südafrika, sondern nach Amerika. Wie so viele Auswanderer in dieser Zeit, leben sie dort in ärmsten Verhältnissen.
Die Hauptperson des Romans, Malka ist 1913 7 Jahre alt. Ihr Leben ändert sich völlig, als sie bei einem Unfall mit dem Pferdegespann eines Eismannes schwer verletzt wird. Neben Brüchen an Beinen und Rippen erleidet sie eine Gehirnerschütterung. Zum ihrem Glück bringt sie der Eismann, der italienische Einwanderer Dinello, in ein Krankenhaus. Da sie nun eine Belastung für ihre Familie ist, wendet sich ihre Mutter von ihr ab. Und wieder hat sie Glück. Nach ihrer Genesung kommt sie nicht in ein Heim für Krüppel, sondern wird von der Familie Dinello aufgenommen. Dort muss sie, wie alle in der Familie, in der Eisfabrikation mit arbeiten und lernt so alles über die Herstellung von Eis.
Doch ihre eigene Familie zerbricht. Der Vater verschwindet einfach, die Mutter kommt in eine Irrenanstalt. Eine Schwester stirbt an Thyphus, eine arbeitet weit weg in einem Haushalt und die dritte kann Malka, die nun Liliane heißt, eine Zeit lang unterstützen, bis auch diese Schwester spurlos verschwindet.
Lilianes (Malka) Glück scheint perfekt, als sie Bert Dunkle kennen lernt. Ein von den Frauen begehrter Mann. Er ist Legastheniker und findet in Lilian eine Helferin und Freundin, in die er sich dann verliebt und der er auch einen Antrag macht.
Nach ihrer Hochzeitsreise hat Rocco Dinello sich mit den Konkurrenten zusammen getan, die eigene Firma geschlossen und Liliane entlassen.
Das junge Ehepaar schleppt sich nunmehr recht als schlecht durchs Leben, bis Liliane auf die Idee kommt, selbst in das Eisgeschäft einzusteigen. Mit einem alten Laster, den sie zur Eisbude umgebaut haben, fahren sie über Land und verkaufen ihr Eis portionsweise.
Durch einen Zufall entdecken sie, wie man Softeis macht. Dies steigert ihren Erfolg, zumal Bert, als begnadeter Mechaniker, die Eismaschinen selbst baut.
Als Amerika in den Zweiten Weltkrieg eintritt, bekommen sie einen Regierungsauftrag, die Truppen mit Eis zu versorgen. Dafür sollen sie anderen Herstellern von Eis, in Lizenz, ihr Rezept geben und die Maschinen dazu stellen. Auch ihr ehemaliger „Ziehbruder“ Rocco Dinello soll mit im Boot sein. Dies wiederstrebt Liliane sehr. Mit einem Trick denunziert sie ihn bei der Regierungsbehörde, und seine Firma wird vom Staat geschlossen.
Liliane ist sich nicht im Klaren darüber, ob sie froh und erleichtert sein soll oder aber beschämt. Aber als harte Geschäftsfrau nimmt sie die Situation an wie sie ist und wird zur „Eiskönigin von Amerika“
Sprachlich anspruchsvoll, kann das Buch von Anfang an gut unterhalten, vermag allerdings die Spannung des ersten Teils später nicht ganz aufrechtzuerhalten. Auf jeden Fall darf man der Autorin für ein solches Debüt, gratulieren.
Susan Jane Gilman, Die Königin der Orchard Street, Insel 2015, ISBN 978-3-458-17625-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-04-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.