„It's not the violence that makes the strength of a man, but the distance he is prepared to go“, meint Forrest (Tom Hardy) zum jüngsten der drei Bondurant-Brüder, Jack. Die drei Bondurants haben mit der Alkoholproduktion in großem Stil angefangen und die „Gleise immer gut geschmiert“, wie ein Bild für Korruption beschreibt. Bis der grausame und perverse Special Agent Charlie Rakes (Guy Pearce) ihr Territorium betritt, läuft auch tatsächlich alles wie geschmiert, aber der selbsternannte Vertreter von Moral und Sitte mischt „das feuchteste Land der Welt“ mit viel Gewalt und Rücksichtslosigkeit auf und zerschlägt so die ganze Bondurant-Familie. Der Enkel des jüngsten der drei Bondurant-Brüder, Matt Bondurant, arbeitete das bewegte Leben seines Großvaters, der in der Prohibitionsära große Mengen Alkohol schmuggelte, in einer Art historischen Roman auf und John Hillcoat verfilmte in Zusammenarbeit mit dem Autor und großen Schauspielern wie Tom Hardy, Guy Pearce, Shia LaBeouf, Gary Oldman, Mia Wasikowska u.a. diese Heldenlegende aus den Tagen des Alkoholverbots oft mit sehr drastischen und brutalen Bildern. Nick Cave schrieb das Drehbuch und er dürfte auch für die vielen Gewaltszenen verantwortlich sein, schließlich heißt eines seiner Alben nicht umsonst „Murder Ballads“.
Moohshiner und Bootlegger gegen das Gesetz
So wird eines Tages ein Bootlegger geteert und gefedert auf die Veranda der Bondurants gelegt oder es wird gezeigt wie Rakes dem jungen Freund Jacks der Hals umgedreht wird. Auch sonst ist Rakes nicht gerade zimperlich, eine Figur die dem Teufel ziemlich nahe kommt, so drastisch legt Pearce seine Rolle an. Aber eigentlich ist es gar nicht seine Schuld, dass die Bondurants auffliegen, sondern – wie könnte es bei Nick Cave anders sein – die Frauen. Erst verliebt sich Forrest in die ehemalige Stripteasetänzerin Maggie und bezahlt dafür fast mit seinem Leben, und dann passiert es auch noch Jack, dass er sich in die Mennonitentochter Bertha verliebt und damit das ganze Familienunternehmen in die Luft sprengt. Natürlich ist es auch Maggie, die Forrest, der schon selbst an seinen Unsterblichkeitsmythos glaubt, das Leben rettet. Sie bezahlt für ihre Rückkehr einen ebenso hohen Preis wie Forrest, aber im Gegensatz zu ihm, spricht sie nie darüber. Es gibt nämlich auf dem Land genauso viele Halunken wie in der Stadt aus der sie geflüchtet ist und deswegen will sie gehen, aber Forrest lässt sie nicht. Verliebte machen eben Fehler und dann müssen meistens andere dafür zahlen.
The „wettest country in the world“
„Nothing can kill him, he will never die, `cause no matter what happens, he is just be prepared to stand up again. Lil´ more bound, lil´ more twisted though, but nevertheless…“. Die Bondurants als Familienunternehmen der drei Brüder Forrest, Howard und Jack scheitert in dem Moment, als Forrest Maggie im Ausschank anstellt. Der Zusammenhalt unter der Brüdern bröselt unter dem verstärkten Druck von außen zusammen und auch Jack`s Kontakte zum Oberboss Floyd (Gary Oldman) können die Konfrontation mit Rakes nicht verhindern. Das große Shoot-out oder Duell am Ende des spannenden, fast zweistündigen Abenteuers endet an einer Brücke. Und erst als auch die Farmer der umliegenden Äcker des „wettest country in the world“ zu Hilfe eilen, lenken auch die Sheriffs ein. Rakes muss weg und der jüngste, ambitionierteste unter den drei Bondurants darf den Job auf den alle schon sehnsüchtig gewartet haben endlich erledigen. Virgina sei damals so etwas wie die „new goldrush area“ gewesen, sagt Regisseur John Hillcoat im Interview. Durch die Prohibition sei die Nachfrage noch mehr angestiegen und die Behörden seien mit der Strafverfolgung einfach überfordert gewesen. Selbsternannte Gesetzeshüter wie Rakes wurden aus Mangel an anderem Personal angeheuert und diese handelten oft auch in Selbstjustiz. Der Willkür wurden Tür und Tor geöffnet und so sorgte die Prohibition letztlich genau dafür, wogegen sie eigentlich gekämpft hatte: mehr Verbrechen, mehr Tote, mehr Scheinheiligkeit. Beim Soundtrack haben sich Nick Cave und Warren Ellis übrigens sehr zurückgehalten, am meisten singt die wunderbare Emmylou Harris.
Lawless – Die Gesetzlosen
Koch Media Entertainment
DVD 116 Minuten
Nach einer wahren Geschichte, Romanvorlage Matt Bondurant, Drehbuch Nick Cave
Extras: Audiokommentar von John Hillcoat, Matt Bondurant und Interviews zu the „wettest country of the world“ Franklin County, Virginia
2014
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-01-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.