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Simon Cellan Jones - Klondike - Die komplette Serie
Buchinformation
Jones, Simon Cellan - Klondike - Die komplette Serie bestellen
Jones, Simon Cellan:
Klondike - Die komplette
Serie

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(Bücher frei Haus)

„Father, what am I going to do?“, frägt die Prostituierte den Priester im Klondike-Camp nach einem Dialog über Angst und Liebe. Und dieser antwortet: „You are going to learn how to love…“. Angst ist so wie Liebe auch nur ein Gefühl, sagt er, und wenn jemand Angst hat, dann sieht man das kleine Kind in ihm und deswegen könne er nur alle Menschen lieben. Aber besonders in Klondike, der amerikanischen Goldgräberkolonie in Alaska resp. an der Grenze zu Kanada (Yukon-Territorium) fällt selbst einem Priester dies besonders schwer, da das Gold aus den Menschen Tiere macht, die nur durch Habsucht und Gier, Neid und Eifersucht innere Wärme in den eisigen Wintern erzeugen können. Natürlich sind die drei Protagonisten da anders, obwohl sie dasselbe Ziel wie alle anderen auch haben: Bill (Richard Madden) und Byron (Augustus Prew) machen sich wie so viele andere auch auf den beschwerlichen Weg durch das Mount Logan Gebirge, begleitet von Belinda (Abbie Cornish) und dem angehenden Autor Jack London (Johnny Simons) und wer letzteren Namen liest, der weiß natürlich auch gleich, dass es sich um ein Abenteuer der Extraklasse handelt, schließlich wurde dieser Autor tatsächlich sehr berühmt mit Werken wie „Wolfsblut“, „Ruf der Wildnis“, „Der Seewolf“, „Lockruf des Goldes“, „König Alkohol“. Produziert wurde die Serie zudem von Regie-As Ridley Scott für den Discovery Channel. Der

Liebe und Hass
„You can always choose.“, mahnt der Priester in der zweiten Episode dieser Serie rund um den Goldrausch des 19. Jahrhunderts, aber die Antwort die er zu hören kriegt, ist auch nicht ohne: „No, not when God’s gravity is pullin‘ on ya.“ Die Serie zeigt auch, was man mit einem Buttermesser, das zwar kein Steak schneidet, aber dann doch sehr scharf sein kann, alles anstellen kann. Der Aufbau der Szene, in der der Count, der alles aufkauft und einer der brutalsten Männer ist und bleibt, sein Steak verzehren will, als es gerade zu einem Aufstand seiner Männer kommt, ist schlichtweg genial und so einprägsam, dass sie noch lange in den Knochen steckt. Auch eine andere, weichere, gefühlvoller Szene hat es aber in sich: Als Bill und Belinda dann endlich in die unvermeidliche Liebesszene schlittern, diskutieren sie bei offenem Feuer erst über Natur, dann Zivilisation, denn in jenen Tagen hatte die Natur noch mehr Macht über die Menschen als vielleicht heute. Das Reden über Zivilisation während man sich dem letzten noch verbleibenden Rest von Natur im Menschen widmet – nämlich der körperlichen Liebe – ist eine der Höhepunkte dieser Serie, die eine ist, wie man sie tatsächlich bisher noch nirgends gesehen hat. Vielleicht ist das der größte Fluch von Klondike, dass man verlernt den Menschen zu vertrauen, man weiß nie was in ihnen steckt oder wie sie zu einem stehen. „Wenn du jemanden tötest kann er dich nie mehr bedrohen, aber wenn du jemanden liebst, dann kann er dir alles wegnehmen: das Gold, das Land, die Seele“, fährt der Erzähler dramatisierend fort.

Tougher than rubber, stronger than iron
Der Erzähler der Geschichte um Klondike könnte Jack London sein, auch wenn dieser sich in Epidose 3 auf die letzte Fähre haut, um sich in Sicherheit vor dem Winter zu bringen. Er ist ein Alkoholiker der im Klondike herumhängt und Geschichten sammelt und vielleicht hat er auch diese über Bill Haskell geschrieben, obwohl am Ende der Serie betont wird, dass sie sich wirklich so abgespielt habe. „Hilfe am Abend, Hölle am Morgen“ ist jedenfalls das, was auch er sich vom Alkohol verspricht. Immer wieder tauchen respektable Regieeinfälle auf, etwa wenn Meeker (Tim Blake Nelson), der zweite Freund von Bill, auf dem Pot sitzt und folgenden Monolog ablässt: „Better than confessions, shittin‘… No offense, Lord, but it purges all that is ungodly and adulterate out of a man.“ Bill Haskell wiederum weiß diese kleinen Freuden des Lebens weniger zu schätzen. Er ist von seiner Rache derart besessen, dass er dafür auf Gold, auf die Liebe und auch auf ein glückliches Leben verzichtet. Haskell will unbedingt den Mörder seines Freundes zur Strecke bringen, aber am Ende nimmt Gott ihm sogar das ab: „I aint going to heaven. I burnt these bridges down a long time ago“, antwortet Belinda auf den fragenden Gesichtsausdruck in seinen zerfurchten Augen.
„Such pain, such loss“, heißt es und am Ende stehen philosophische Betrachtungen: Machen uns die Widrigkeiten zu besseren Menschen oder lassen sie nur Narben zurück? Kann aus diesen Widrigkeiten Gutes entstehen? „The truth is you dont anything. Except maybe some hope.“ Bill züchtet am Ende die Orangen von denen sein Freund immer geträumt hat und muss vielleicht auch etwas Belinda rechtgeben, die sagte: „There is nothing noble in a fight. Only in survival there is.“ Dass alles auf einem Zufall beruht, bekommen auch die beiden Bösewichte der Serie, der Count und Soapy zu spüren. Und einzig der Mountie trifft vielleicht die richtige Entscheidung, denn der weise alte Indianer hatte recht: „Was nützt es uns, wenn wir alle Reichtümer dieser Welt gewännen und am Ende doch unsere Seele schaden nähme?“

Simon Cellan Jones
Klondike – Die komplette Serie (DVD)
Mit Richard Madden, Tim Roth, Abbie Cornish
Koch Home Entertainment

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-12-10)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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