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Karin Schreiner - Ein Paar - Zwei Kulturen. So gelingt die Liebe in einer globalisierten Welt
Buchinformation
Schreiner, Karin - Ein Paar - Zwei Kulturen. So gelingt die Liebe in einer globalisierten Welt bestellen
Schreiner, Karin:
Ein Paar - Zwei
Kulturen. So gelingt die
Liebe in einer
globalisierten Welt

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(Bücher frei Haus)

Die Herausforderungen für ein interkulturelles Paar sind ungleich höher, da es vor allem vom jeweils eigenen Umfeld stark unter Druck gesetzt wird. Die interkulturelle Beziehung könne deswegen nur gelingen, wenn sich das Paar auch eine eigene „dritte Kultur“ und gemeinsame „Sprache“ erarbeite und das gelinge am besten durch Kommunikation und viele Gespräche, die Missverständnisse ausräumen können, statt sie zu verhärten. Normen und Erwartungen der Herkunftsfamilie stellen die interkulturellen Paare aber immer wieder vor große Herausforderungen, sei es in Fragen der Kindererziehung oder der Zubereitung von Speisen. Aber auch die gesellschaftliche Akzeptanz interkultureller Gemeinschaften, die nicht auf religiöser oder staatlicher Macht basierten, war in der Vergangenheit nicht besonders groß.

Against all Odds
So wurde etwa erst 1973 (!) der „Kuppelei-Paragraf“ in Deutschland gestrichen, der es bis dahin unverheirateten Paaren unmöglich gemacht hatte, gemeinsam ein Hotelzimmer zu buchen, da dies für den Vermieter eine Verurteilung wegen Prostitution nach sich ziehen hätte können. Auch wenn dies per se nichts über „interkulturelle“ Gemeinschaften aussagt und auch intrakulturelle Paare betraf, illustriert es doch anschaulich, wie hoch das Konfliktpotential ist, wenn es um den „rein privaten“ Bereich geht. Denn gerade dieser ist zutiefst politisch, wie auch die vorliegende Publikation zeigt, die sich vorrangig interkulturellen und interreligiösen Paaren widmet und zeigt, wie man es trotzdem – „against all odds“ – schafft, als interkulturelles und intrakulturelles Paar glücklich zu werden. Denn nichts ist wohl so bereichernd und schön, wie Beziehungen mit verschiedenen Kulturen und Ländern und Menschen.

Inter- oder intrakulturell?
„Interkulturell“ bedeute in erster Linie eine Verständigung zwischen zwei Kulturen, in Deutschland und der Schweiz dominiere aber der Begriff „binational“, in Österreich wiederum eher „bikulturell“, also Paare die aus verschiedenen Kulturen, Nationen oder Religionen (interreligiös) stammen und dennoch zueinander finden. Der „monolinguale Habitus“ unserer deutschsprachigen Kultur sei ein Zeichen „unreflektierter Kulturdominanz“, der u.a. auch zur Diskriminierung der Sprache des ausländischen Partners führe, statt auf Vielfalt und Mehrsprachigkeit zu setzen. „Eine kulturell vielfältige Gesellschaft müsste Mehrsprachigkeit akzeptieren und leben“ und - meines Erachtens - auch fördern, da es in einer zunehmend globalisierten Welt nicht nur ein wirtschaftlicher Vorteil ist, sondern vor allem auch ein sozialer. Eine weitere Sprache eröffnet schließlich auch eine neue Sicht der Welt und neue Perspektiven und nicht zuletzt deswegen haben interkulturelle Paare anderen Paaren sicherlich einiges voraus, wenn auch oft alle mit denselben Problemen kämpfen. Für interkulturelle Paare kommen aber eben noch einige Probleme hinzu und genau damit setzt sich die vorliegende Studie, die auf 25 Interviews mit Paaren oder Einzelpersonen aus unterschiedlichen Ländern basiert, auseinander.

Sowohl-als-Auch statt Entweder-Oder!
Die Vermittlung unterschiedlicher Wirklichkeiten sei auch die größte Herausforderung interkultureller Partnerschaften. Oder wie es die Soziologen Kellner/Berger ausdrücken: „Die Ehe ist in unserer Gesellschaft ein dramatischer Vorgang bei dem zwei Fremde aufeinander treffen und sich neu definieren.“ Als weitere Tipps für das Funktionieren des interkulturellen Zusammenlebens als Paar erwähnt Schreiner die Tatsache, dass es sich immer wieder als wohltuend erwiesen habe, wenn man mit dem jeweiligen Partner auch sein Heimatland gemeinsam besuche, da dies wesentlich zum Verständnis der jeweils anderen Kultur beitrage. „Je reicher eine Kultur, desto reicher die Auswahl an Antworten – und natürlich an Identitäten.“ Wichtig sei eben auch, von einem „Entweder-Oder“-Denken zu einem gemeinsamen „Sowohl-als-Auch“ zu kommen. „Ein Schwarz-Weiß-Denken ist dabei nicht hilfreich, weil es auf einem Entweder-Oder beruht, das ein Sowohl-als-Auch, also eine Integration beider Positionen, von vornherein ausschließt.“ Schreiner formuliert aber auch ein Beziehungscredo, das an den Flug eines Vogels erinnert: „Bin ich offen und kann loslassen, dann lass ich sie ihre Runden drehen und lausche anschließend neugierig dem, was sie in der Zwischenzeit erlebt hat. Ich vertraue darauf, dass sie wieder zurückkommt. Bin ich aber unsicher und habe Angst, sie könnte nicht mehr zurückkommen, dann neige ich dazu, ihre Flügel zu stutzen und sie zu kontrollieren, indem ich sie nicht aus den Augen lasse.“

Fazit: „Die eigene Kultur muss also gelebt werden können“ und das bezieht sich selbstverständlich nicht nur auf interkulturelle, sondern auch intrakulturelle Paarbeziehungen. Schreiner erklärt in welchen Bereichen besonders erstere Probleme bekommen können und wie sie zu meistern sind. Denn es ist sicherlich ein Trost, zu wissen, dass es auch andern schon so gegangen ist. Im Anhang befindet sich auch ein ansehnlicher Fragenkatalog und Ratgeber, mit dem sich die eigene Beziehung verbessern lässt und den man - vielleicht bei Gelegenheit - mit dem eigenen Partner mal durcharbeiten sollte, wenn man nicht ohnehin schon – aufgrund seiner Interkulturalität - genügend Gesprächsstoff hat.

Karin Schreiner
Ein Paar – Zwei Kulturen. So gelingt die Liebe in einer globalisierten Welt.
Fischer & Gann Verlag
18,50 €

[*] Diese Rezension schrieb: juergen weber (2016-03-05)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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