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Patti Smith - Just Kids Die Geschichte einer Freundschaft
Buchinformation
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Smith, Patti:
Just Kids Die Geschichte
einer Freundschaft

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(Bücher frei Haus)

„Jesus died for somebody’s sins but not mine“ singt Patti Smith in einem ihrer bekanntesten Lieder, „Gloria“, der zwar aus der Feder von Van Morrison stammt, aber dem die Ausnahmekünstlerin Zeilen ihres „Oath“-Gedichtes hinzufügte. Patti Smith hatte ihre Karriere als Spoken Word Artist begonnen, aber mit jenem legendären Satz das Credo einer ganzen Generation vorweggenommen: „Ich hatte diese zeile ein paar Jahre zvor als Manifest der Selbstbehauptung niedergeschrieben, in dem ich gelobte, die Verantwrotung für mein handeln fortan selbst zu tragen. Jesus war ein Mann, gegen den zu revelliren sich lohtne, denn er war der Inbegriff der Rebellion“.

“Wise men fish here“
Die Ikone der Punkbewegung hatte im CBGB in New York ihre ersten Auftritte und natürlich stand an der Wiege der neuen Bewegung auch ein paar Helden der alten Ära: His Bobness soll einem ihrer Gigs persönlich beigewohnt haben und sie spürte es: „Ich empfand diese Nacht wie eine Initiation, in der ich in Gegewnwart dew Menschen, nach dessen Vorbild ich mich erschaffen hatte, endgültig isch sbelt wrude.“ Gemeint war natürlich Bob Dylan, einer der wenigen Zeitgenossen und Vorläufer Patti Smiths, der heute noch lebt. Denn Patti Smith war Zeit ihres Lebens von vielen Toten begleitet, zuerst fiel in die Zeit ihrer Adoleszenz der mysteriöse Tod der Trinitá, des „J-Clubs“, wie sie die viel zu jung Verstorbenen Jimi, Janis und Jim bezeichnete. Aber dann fielen nach und nach auch ihre Freunde.

Bonnie & Clyde
Mit Robert Mapplethorpe, dem der vorliegende Roman gewidmet ist, verbindet Patti Smith eine Freundschaft über den Tod hinaus, denn der inzwischen weltberühmte Fotograf war einer der ersten Aids-Toten der New Yorker S/M- und Schwulenszene. Smith schreibt voller Zärtlichkeit über den Mann, der sie die ersten Jahre ihrer Freiheit in New York begleitete und bringt sehr viel Verständnis für seine Veranlagungen und Experimentierfreudigkeit auf. Gemeinsam hatten sie im berüchtigten Chelsea-Hotel gewohnt und sich Brotkrumen geteilt, denn zu Beginn ihres Erwachsenenlebens waren sie bettelarm. Patti Smith arbeitete in mehreren Buchhandlungen und fütterte Robert durch, aber selbst als der Durchbruch kam, standen sie immer noch freundschaftlich zueinander. Mit „Because the Night“, den Patti mit Springsteen geschrieben hatte, wurde sie sogar kurz vor Mapplethorpe reich und berühmt. Robert sollte es erst nach seinem Tod werden.

Zeitzeugin und Aktivistin
Beeindruckend ist nicht nur Smith’s Sprache, sondern auch die Art und Weise wie sie die Dinge, die Jahrzehnte zurückliegen, auch heute noch erzählen kann. Sie ist inzwischen über 70 Jahre alt, aber erinnert sich an ihre Jugend, als sei das alles gestern passiert. Von all seinen Werken sei er selbst das schönste, schreibt sie in einer Art Abschiedsbrief, erzählt von ihren ersten Gehversuchen als Künstlerin, von Andy Warhols Factory, den Rolling Stones oder ihrer Begegnung mit Janis Joplin, für die sie den Namen „Pearl“ (Titel von Joplins letzten Album) erfunden hatte. Sie war auch dabei, als Janis mit Kris Kristofferson „Me and Bobby McGee“ einübte.

Crazy Horse Strategy
„Auch wir wollten zu den Waffen greifen“, schreibt Smith über die bewegte Zeit der Siebziger, „den Waffen unserer Generation, der elektrischen Gitarre und dem Mikrofon.“ Salvador Dalí soll sie einmal „eine Krähe aus einem Schauerroman“ genannt haben, sie selbst hatte aus einer Biographie über den Indianerhäuptling Crazy Horse gelernt: Wer im Kampf siegreich leiben will, darf nicht innehalten, um auf dem Schlachtfeld Beute an sich zu nehmen sonst ist er verloren. Ein atemberaubendes Buch einer begnadeten Poetin.

PATTI SMITH
Just Kids
Die Geschichte einer Freundschaft
Kiepenheuer&Witsch
Titel der Originalausgabe: Just Kids
Aus dem amerikanischen Englisch von Clara Drechsler und Harald Hellmann
Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Privatarchiv von Patti Smith und Robert Mapplethorpe
ISBN: 978-3-462-04228-3
336 Seiten, gebunden

[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-06-09)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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