Was auf Anhieb verführt und besticht, ist seine Spreche: ihre Melodie, ihr Rhythmus, ihr weiter Atem. Als "Sprechsteller" bricht A.J. Weigoni die Sprache auf, dehnt sie ins Geräuschhafte und treibt sie durch seine assoziative Fantasie ins Expressive. Dieser Lyriker lebt in osmotischer
Beziehung zur Sprache, die er als etwas Lebendiges und Tödliches auffasst.
Das Sprachmaterial, mit dem er Umgang pflegt, dringt selbstverständlich durch die Membran, wobei die Transformationsprozesse, denen er es gleichzeitig unterzieht, besonders intensiv sind. Seine Lyrik lebt vom Paradox der raumschaffenden Verdichtung, nicht als Formspiel, sondern als formsprengende Lust an der Sprache. Es geht ihm in der Poesie primär um eine Haltung, die Haltung des Dichters und die der Wörter. Seine Gedichte leben von der Genauigkeit der Wahrnehmung, von der Macht der Evokation und der Suggestion.
Als Denkfallensteller im Namen der Literatur bringt A.J. Weigoni seine desillusionierende Poesie mit allegorischer Schärfe zum Ausdruck. Seine Gedichte haben eine analytische Genauigkeit, die man sonst eher in Essays findet; hier werden Formen des Denkens und der Poesie zusammengeführt. So entstehen Gedichte als transitorische Momente, blitzartige images und Augenblicksbilder der Erfahrung. Wie ein Arzt einen Brustkorb, so klopft Weigoni die Worte auf ihren Ideologiecharakter ab, lenkt den Blick in die existenziellen Tiefen der condition humaine. Die Sprache muss dann die Wahrheit ausspucken, ob sie will oder nicht.
Die so genannten Neuen Medien sind ein genuiner Resonanzboden. Auch Weigoni weiss um die negative Qualifikation, die eintritt, wenn einer fähig ist, in Unerklärlichkeiten zu sein, in Zweifeln, ohne dem ärgerlichen Ausstrecken nach Faktum und Vernunft. Er geht das subtile Bündnis von Wort und Ton ein und erweist sich als VerDichter, der die Sprache im Körper verankert und sich vehement dagegen verwahrt, dass man seine lyrischen Konzentrate im Verstehensprozess wieder verdünnen muss.