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Brigitte Schlosser - Rousseaus „Émile ou de l´Éducation" Ein Erziehungsentwurf aus produktiver Einbildungskraft
Buchinformation
Schlosser, Brigitte - Rousseaus „Émile ou de l´Éducation" Ein Erziehungsentwurf aus produktiver Einbildungskraft bestellen
Schlosser, Brigitte:
Rousseaus „Émile ou
de l´Éducation" Ein
Erziehungsentwurf aus
produktiver
Einbildungskraft

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(Bücher frei Haus)

Jean Jacques Rousseau hat mit seinen Begriffen wie „Natürliche Erziehung“, „Negative Pädagogik“ und die „Methode inactive“ die Forschung zur Erziehung nachhaltig geprägt. Er orienierte sich an der Natur des Kindes und wollte den „Emile“ in seinem Erziehungsroman „Émile ou l`education“ nie durch Zwang zu irgendetwas wie einem Lernprozess zu bewegen. Emile, als er noch sehr klein ist, zieht seine Lehren meist selbst aus dem, was ihm der Lehrer zurechtgelegt oder „arrangiert“ hat. Rousseau machte zum wichtigsten Prinzip in der weiteren Erziehung, dass Emile alles aus eigenem Antrieb und ohne jeden Zwang lernt und nur das Wissen erwirbt, an dem er Interesse hat und sich dieses auch nur deshalb aneignet, weil er sich Selbst einen Nutzen davon verspricht. Diese Ansichten erinnern etwas an den Konstruktivismus und an den Utilitarismus. An ersten, weil der Lehrer nur Vermittlerrolle spielt und der Schüler nur das lernt, wozu er aufgrund seiner Erfahrungen aufbauen kann, an letzteren, weil es darum geht, den größtmöglichen Nutzen (engl.: utility) für das Leben aus dem Gelernten zu ziehen. Rousseau beschäftigt sich in seinem „Emile“ auch mit dem „Wesen der Frau“, nämlich als Emile endlich ins heiratsfähige Alter kommt und sein Erzieher merkt, dass es jetzt darum geht, die richtige Frau für ihn zu finden. Das „richtige“ Erziehungswerk wird damit sozusagen beendet, das ist ein wirklich interessanter Gedanke, dass die Wahl der richtigen Frau eigentlich als die Krönung der Erziehung gilt. Wer schon einmal die Probleme mit Schwiegertöchtern oder Schwägerinnen am eigenen Leib, in der eigenen Familie erlebt hat, für den könnte diesem Gedanken Rousseaus – oder seines Erziehers im „Emile“ – durchaus etwas abzugewinnen sein.
Der „Émile“, der Rousseau drei Jahre Arbeit und 20 Jahre Nachdenken gekostet haben soll, wurde von ihm selbst als sein wichtigstes Werk betrachtet. Für Rousseau ist der Mensch, das Kind, von Natur aus gut und „empfindsam“ und wird erst durch die Gesellschaft verdorben. Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Mensch beherrscht von seiner „amour de soi“ (Selbstliebe), die er ja auch braucht, um sich selbst zu erhalten. Die richtige Erziehung könne es aber verhindern, dass sich diese natürliche amour de soi durch die schlechten Einflüsse der Gesellschaft in eine „amour propre“ (Selbstsucht) verwandle. Das Kind müsse von selbst zum Ziel kommen. Der Erzieher dürfe nur leiten, damit das Kind vernünftig urteilen lernt. Erziehung ist bei Rousseau eher ein gelenkter Erfahrungsprozess, der „Natur“-Begriff in „Émile ou de l’éducation“ ist aber tatsächlich sehr bedeutend und auch sehr vieldeutig für Rousseau. Brigitte Schlosser knüoft in ihrem Werk nun insofern an Rousseaus erzieherisches Werk an, als sie es in neuem Licht zeigt, nämlich im Licht der „Logotektonik“. Brigitte Schlosser zeigt mittels der sog. „Logotektonik“, daß es sich bei Rousseaus „Émile oder über die Erziehung“ um ein außerordentliches Produkt reiner, nicht historischer Einbildungskraft handle. Nicht zuletzt könne auf diese Weise auch die Bedeutung Rousseaus für unsere Gegenwart aufgezeigt werden. Das Wesen des Menschen sei nur reiner produktiver Einbildungskraft zugänglich, keiner Erfahrung. Ein im Sinne Rousseaus erzogener Mensch denkt und handelt nicht nur selbständig - das lernt er schon als Kind -, sondern er folgt konsequent seinem Gewissen - das lernt er in der Jugendzeit - und ist damit in der Lage, den anderen Menschen selbstbewußt zu lieben, d.h. mit einer Liebe, die die Instrumentalisierung dieses anderen nicht zuläßt. Um sich den Aufgaben in Familie und Staat stellen zu können, müsse er als junger Erwachsener schließlich lernen, dass für Mann und Frau verschiedene und doch gleichwertige Aufgaben zu erfüllen seien, dabei spiele die produktive Einbildungskraft eine große Rolle, wie Schlosser in vorliegender Publikation erklärt.

Brigitte Schlosser
Rousseaus „Émile ou de l'Éducation"
Ein Erziehungsentwurf aus produktiver Einbildungskraft
Tectum Verlag

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-02-25)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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