
|
Biographie: Ulrich Bräker 

|
(* 22.12.1735 – † 11.09.1798)
Bräker wurde 1735 bei Wattwil im Kanton St. Gallen geboren und starb in Wattwil 1798. Er war das älteste von elf Kindern armer Leute (Vater Salpetersieder, zeitweise Kleinbauer). Der junge Bräker genoss fast keine Schulbildung, war zuerst Ziegenhirt, dann Knecht und wurde selbst Salpetersieder. 1755 geriet er in Schaffhausen in die Hände eines preußischen Werbeoffiziers, war anfangs sein Diener, wurde dann nach Berlin geschickt und gegen seinen Willen als Rekrut für den bevorstehenden Siebenjährigen Krieg ausgebildet. Er desertierte bei der Schlacht von Lobositz (1. Okt. 1756) und kehrte ins heimatliche Toggenburg zurück. Er arbeitete erneut als Salpetersieder.
1761 heiratete Bräker. Er wurde Zwischenhändler für Baumwollprodukte und verarbeitete später selbst Baumwolle in Heimarbeit. Die Ehe verlief unharmonisch. Von sieben Kindern starben drei früh. Vor seinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten – hohe Schulden, drohender Bankrott – flüchtete er sich in seinen mittleren Jahren gern in die Literatur. Er las viel – am liebsten Shakespeare - und begann zu schreiben (unterschiedliche Gattungen, auch Tagebücher). Entdeckt durch den Pfarrer von Wattwil, wurde er Mitglied in einer literarischen Vereinigung und konnte einiges veröffentlichen. Pfarrer Imhof verschaffte ihm auch Kontakt zum Verleger Füssli in Zürich.
Bräkers Hauptwerk wurde seine Autobiographie „Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg“, oft abgekürzt „Der arme Mann im Tockenburg“ (erstmals 1788, später häufige Neuauflagen). Das Buch wie Bräkers Werk insgesamt ist geprägt vom Gegensatz zwischen ererbter pietistischer Frömmigkeit und lebhafter Teilnahme an einer zunehmend aufgeklärter, „moderner“ werdenden Welt. Darüber hinaus ist es wertvoll als sozial- und kulturgeschichtliches Dokument. Der Autodidakt Bräker vermittelt bis heute eine detailreiche Sicht von unten auf die Ereignisse und Abläufe eines „großen“ Jahrhunderts.
Weitere Werke u.a. Tagebuch des Armen Mannes im Tockenburg, div. Schauspiele, Lieder, Traktate. Umfangreich ist die Sekundärliteratur über Bräker.
Diese Biographie schrieb: Arno Abendschön (2013-02-04)
Hinweis: Für die Richtigkeit der Daten kann versalia.de keine Garantie übernehmen. Sollten Sie in dieser Biographie Fehler finden, schicken Sie bitte eine Email an den Webmaster.
-> Bücher von Ulrich Bräker ansehen zurück zur Übersicht
|
|
Aus unseren
Buchrezensionen
 
Nagibin, Jurij: Steh auf und wandle Die Sowjetunion 1928. Da fängt noch ein fröhliches Kind Schmetterlinge für seine Sammlung, bald schon aber schickt man seinen Vater in die Verbannung nach Irkutsk. Der Grund: Er war ein mäßig erfolgreicher Börsenmakler während der Zeit von Lenins Neuer Ökonomischer Politik, der NÖP (NEP). Das bringt ihn in den Ruf eines …[...]
-> Rezension lesen
|
| Dostojewski, Fjodor: Aufzeichnungen aus dem Kellerloch Ein 40-jähriger verarmter Kanzleiangestellter im selbstgewählten hässlichen Exil vor der hässlichen Welt, den Kristallpalast lehnt er entschieden ab – das ist der beichtende Erzähler in Dostojewskijs "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" (1864). Die Trägheit erdrückt ihn, etwas treibt ihn ständig zu Niedertracht und …[...]
-> Rezension lesen
|
Tolstoi, Leo: Die Kosaken "Die Kosaken" (1863) ist ein Frühwerk Tolstojs. Es handelt sich um eine Erzählung, die vom kurzen kaukasischen Sommer des jungen, adeligen Moskauer Fahnenjunkers Olenin berichtet. Wer dieser Olenin ist, lässt sich schnell sagen: ein menschenscheuer Romantiker, der noch keinem Weib in die Fänge geraten ist und der fernab der …[...]
-> Rezension lesen
|
| Gorki, Maxim: Die Mutter Irgendwo im vorrevolutionären, also zaristischen Russland bekehren sich die einfachen, unterdrückten Leute zur Religion des Kommunismus. Einer nach dem anderen erwacht - so auch die Mutter, Gorkis positive Vorzeigeheldin: "Mein ganzes Leben lang habe ich immer nur an eins gedacht, wie ich um den Tag herumkommen, wie ihn …[...]
-> Rezension lesen
|
|
|