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Dante Alighieri - Die göttliche Komödie
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Alighieri, Dante:
Die göttliche Komödie

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(Bücher frei Haus)

Die Bedeutung von Dante`s Werk für die italienische Kultur zu messen, würde bedeuten, dem Universum ein Korsett verpassen zu wollen. Dante Alighieri (*1265 in Florenz; † 1321 Ravenna) ist nicht nur in der Alltagssprache, sondern vor allem natürlich auch in der Hochsprache des Italienischen omnipräsent und wer je einen Florentiner Dante zitieren hörte, weiß, wie „Hoch“italienisch – sollte es denn eines geben – gesprochen werden muss. Was den Italienern als „die“ Hochsprache gilt, erscheint dem Nicht-Muttersprachler als einer der vulgärsten Dialekte, im Sinne von gewöhnlich. Das aspirierte C wird zum H und aus der „Coca Cola“ eine „Hoha Hola“. („Doch den Provenzalen, die ihm zuwider handelten, vergeht/das Lachen, denn schlecht fährt der, der das rechte Tun/ eines anderen als seinen eigenen Schaden ansieht.“ Paradies, 5. Gesang). Zudem wird dem Florentiner, der im Exil starb, heute nicht nur durch die ominöse Statue vor der Kirche Santa Croce gehuldigt, sondern auch in zahlreichen Straßen in der Innenstadt, die allesamt den Namen „Canti“ (Gesänge) tragen. So wird Florenzens Sohn auch heute noch verehrt, in ganz Italien, aber natürlich besonders auch in Florenz, der ehemaligen Hauptstadt Italiens und heutigen Hauptstadt der Toskana. Aber ganz abgesehen davon, soll es hier eigentlich um die Göttliche Komödie gehen, die hier in einer großformatigen Prachtausgabe vorgelegt wird, und von keinem Geringeren als Gustav Doré (*1832 Straßburg; † 1883 Paris) illustriert wurde.

„Nel mezzo del cammin di nostra vita/mi ritrovai per una selva oscura,/che la dirtitta via era smarrita.“ („In der Mitte unserer Lebensbahn kam ich zu mir in einem finsteren Walde, denn der gerade Weg war verfehlt.“), heißt es geradezu prophetisch zu Beginn der „Göttlichen Komödie”, denn in der Lebensmitte, scheinen tatsächlich alle Werte auf den Kopf gestellt und nichts mehr wie es einmal war. Der „rechte“ Weg wird in Frage gestellt und es kommt zu einer Umbesinnung. Soll man so weitermachen wie bisher, oder hat man doch alles richtig gemacht? Schließlich will man doch – so wie Dantes Wanderer – auch einmal ins Paradies gelangen, wenn schon nicht ins Jenseitige, so zumindest ins Diesseitige: die Pension! Die Jenseitsreise, die den Wanderer bei Dante dann durch das Purgatorio (Fegefeuer), das Inferno (Hölle) und schließlich ins Paradiese führen wird, führt aber immerhin zu einem glücklichen Ende, denn im Schlussakt darf der Erzähler - und damit auch der Leser - mit Hilfe des Hl. Bernhard und der Geliebten Beatrice schließlich „Gott schauen im Paradies“: „Der hohen Phantasie versagte hier die Kraft;/doch schon trug mein Sehnen und mein Wollen dahin, so wie ein Rad gleichmäßig kreist, die Liebe, die die Sonne kreisen lässt und die anderen Sterne.“

Vor dem Paradiese gibt selbst ein so großer Dichter sich mit Worten bescheiden, denn das lässt sich selbst von Dante nicht näher beschreiben, jeder muss es wohl selbst erleben und in der Liebe seine Erfüllung finden. Während der „Höllen“- und „Fegefeuer“-Teil nämlich jeweils mehr als hundert Seiten umfasst, finden die 33 Gesänge über die Liebe auch auf 62 Seiten Platz, abzüglich der Illustrationen natürlich. Überraschend ist nämlich, dass Dante vor allem für die ersten beiden Teile bekannt ist, seine Beschreibung des Paradieses wird weit weniger oft zitiert, dabei enthält auch sie viele wunderbare Stellen: „O ihr, die ihr in ganz kleinem Nachen, zu hören begierig,/hinter meinem Schiff gefolgt seid,/ das mit Gesang hinausfährt,/ kehrt um und sucht wieder neue Gestade auf…“. Beatrice erklärt dem Wanderer, im fünften Gesang des „Paradieses“, dass das größte Geschenk Gottes an den Menschen die Freiheit des Willens gewesen sei, es gibt also einen Weg aus all dem Chaos, denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Aber wer wird denn gleich umkehren wollen?

„In jahrelanger Arbeit schuf der Maler und Illustrator Gustave Doré 136 Holzstiche zu Dantes `Göttlicher Komödie´. Mit ihrer suggestiven Bildsprache gelten sie als wegweisend für die Geschichte der modernen Buchillustration. Diese Ausgabe vereint Dantes allegorisches Lehrgedicht in der hoch gelobten Übersetzung des Romanisten Walter Naumann mit Dorés expressiven Illustrationen zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk.“, heißt es im Verlagstext und es ist kein Wort davon übertrieben, denn tatsächlich haben wir es hier mit einem Gesamtkunstwerk der klassischen Sorte zu tun, von dem nicht nur in seiner formalen, sondern auch seiner inhaltlichen Form nur in Superlativen gesprochen werden kann. Die Auflage ist allerdings auf 1.499 nummerierte Exemplare limitiert und wer gar die in hochwertigem Leder gebundene Ausgabe und auf 199 nummerierte Exemplare limitierte Auflage bevorzugt, wird sich ärgern nicht längst Mitglied bei der WBG geworden zu sein. Diese Ausgabe, die „Edle Capra-Lederausgabe (weinrot)“, wird nämlich exklusiv nur für Mitglieder reserviert und ausgeliefert.

Dante Alighieri
Die göttliche Komödie
Illustriert von Gustave Doré
einer kunsthistorischen Einleitung von Anja Grebe.
Übersetzung von Walter Naumann.

2010
WBG-Preis
296 S. mit 1 Frontispiz,
135 Holzstichen und 5 s/w Abb.,
24 x 32 cm, Fadenh.,
geb. mit Lesebänd.,
Leinenausgabe im Schuber.
EUR 49,90.-

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-06-10)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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