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William Blake - Songs of Innocence and of Experience
Buchinformation
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Blake, William:
Songs of Innocence and
of Experience

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(Bücher frei Haus)

William Blake, der 1757 im Londoner Soho geboren wurde und immerhin 70 Jahre alt geworden ist - was damals sicherlich noch eine Seltenheit war, besonders, wenn man in Soho aufwuchs und lebte - soll sogar noch auf seinem Sterbebett gesungen haben, schreibt Richard Holmes in seiner Einleitung zu diesem wunderschönen Brevier das von Tate Publishing nun schon in der fünften Auflage herausgegeben wird. Tate ist nämlich nicht nur eines der coolsten Museen der wieder hippen Stadt an der Themse, sondern bringt auch Bücher heraus und „Songs of Innocence and of Experience. Shewing the Two Contrary Statues of the Human Soul“ ist nur eines von vielen gelungenen Beispielen, wie man schöne Bücher zu erschwinglichen Preisen herausgeben kann. Denn diese Ausgabe von William Blake`s Klassiker ist auch mit seinen Illustrationen in Farbe versehen, was den Betrachter besonders erfreut, weiß er doch, dass Blake nicht nur ein begnadeter Dichter und Zeichner war, sondern auch noch ein Graveur, ein Handwerk, das heute so ausgestorben ist, dass mir nicht einmal mehr der richtige Name auf Deutsch dafür einfallen würde.

„He is always in Paradise“
Die vorliegenden „Lieder“ kamen am Höhepunkt der Französischen Revolution heraus, 1794, das Jahr in dem eigentlich alles schon wieder vorbei war und der Terror so richtig begann. Was das mit Blake zu tun hat? Nun, es gibt die Mähr, dass dieser mit einer phrygischen Mütze am Kopf durch die Straßen Londons geschlichen sein soll, angesichts der Tatsache, dass es sich dabei um eine Kopfbedeckung des Erbfeindes handelte eine sicherlich gewagte Aktion. Aber Blake war mehr ein individueller denn ein kollektiver Revolutionär. So soll er einmal Besucher dazu aufgefordert haben, einzutreten, obwohl er nackt mit seiner Geliebten in seinem Garten saß, „It`s only Adam and Eve there, you know“ murmelnd. Aber auch in seinem Leben selbst befand er sich stets mehr im Garten Eden, dem Paradiese, denn in den Niederungen der Erde, so erwidert es auch Catherine: „I have very little of Mr Blake`s company; he is always in Paradise.“

Mansions in Eternity
„Self-taught, engergetic, passionately imaginative“, so beschreibt ihn Holmes, er habe gegen die Konventionen der Kirche rebelliert und auch die sexuelle Moral der damaligen Zeit herausgefordert und von der Gewalt eine sehr egalitäre Sicht der Dinge gehabt: „Alles was lebt, ist heilig.“ Blake soll zwar „gentle, kindly and generous“ gewesen sein, aber niemals „peaceful“ oder „conventional“, so Holmes weiter. Sein „Pardadies“ sei aber ziemlich turbulent gewesen, denn in den 80igern trat er den Gordon Rioters bei, in den 90er unterstützte er die radikalen Ideen eines Thomas Paine oder einer Mary Wollstonecraft. Aber abgesehen von all seinen „Raufereien“ sei er ein „loving man“ gewesen, „sensitive to every kind of callousness and injustice in the world“. Und so jemand wurde trotzdem 70 Jahre alt? Er muss wirklich ein sehr zufriedener Mensch gewesen sein, dieser Blake, denn selbst dem Tod gegenüber nahm er eine radikale Haltung ein. Als einem Freund von ihm der Sohn starb, soll er diesem mit den folgenden Worten tröstend zur Seite gestanden sein: „May you continue to be more and more persuaded that every Mortal loss is an Immortal Gain. The Ruins of Time builds Mansions in Eternity“ (sic, in Großbuchstaben, JW).

Blake`s Einfluss auf die zeitgenössische Rockmusik
Nicht nur die amerikanische Rockgruppe “The Doors” verdanken dem englischen Kupferstecher William Blake einiges an Inspiration „If the doors of perception were cleansed, every thing would appear to man as it is, infinite.“, war ein oftmals von Jim Morrison zitierter Ausspruch Blakes, den er wahrscheinlich bei Aldous Huxley aufgelesen hatte: „Wenn die Pforten der Erkenntnis geläutert würden, würde alles dem Menschen erscheinen, wie es ist: grenzenlos und unbeschränkt.“ (1964) Die bisher umfangreichste Werkausgabe in deutscher Sprache ist übrigens beim Deutschen Taschenbuchverlag erschienen und zeigt William Blakes Texte im Parallelsatz mit den englischen Originaltexten und zudem mit 18 Illustrationen seiner grandiosen Arbeiten als Graveur und Illustrator, also fast so grenzenlos und unbeschränkt, wie die Pforten der Erkenntnis selbst. Und tatsächlich liegt zwischen den Zeilen von William Blake ein Haufen Erkenntnis, wie auch Patti Smith auf dem Album „Trampin`“ (2004) in dem Song „My Blakean year“ es verarbeitet: „So throw off your stupid cloak Embrace all that you fear/For joy shall conquer all despair In my Blakean year“. So ein Jahr, das kann man allen wünschen, auch 2012.

Singend und malend gestorben
William Blake (* 28. November 1757 in London; † 12. August 1827), der Zeitgenosse Goethes, Dichter & Kupferstecher, stellte schon zu seinen Lebzeiten ein Ausnahmeerscheinung dar, denn in seinen Schriften setzte er völlig unzeitgemäß Imagination, Ekstase und Energie über alle Vernunft. „In Blakes visionärem Kosmos agieren „Urizen“ (die abstrakte Vernunft), „Orc“ (die Rebellion) oder „Los“ (das Schöpferische) mit- und gegeneinander: eine private Mythenwelt, die geradezu psychedelische Wirkung hervorruft.“. William Blake, der im London des 18. Jahrhunderts eine Lehre als Kupferstecher absolvierte und an der Royal Academy of Art studierte, sah Bild und Text als Einheit, und erfand auch eine neue Graviertechnik für seine Werke. „Wenn es je einen glücklichen Menschen unter den Intellektuellen gab“, so sein Biograph Peter Ackroyd, „dann war es dieser Künstler.“ Der London- (!) und Blake-Biograph Peter Ackroyd hat in seiner Birographie „William Blake – Maler, Dichter, Visionär“ auch Blakes letzte Worte zitiert. Einer weiteren Legende nach soll er auf dem Sterbebett an einer neuen Version seines Gemäldes „Und Gott erschuf die Welt“ gearbeitet und gesagt haben: „Ich gehe in ein Land, das ich schon immer sehen wollte“. Ob er dabei auch noch gesungen hat? Wer seine Gemälde und Visionen, die auch in seinen Texten zum Ausdruck kommen, kennt, wird diesem letzten Satz wohl zustimmen können “Tyger, Tyger, burning bright,/In the forests of the night;/What immortal hand or eye./Could frame thy fearful symmetry?” . http://www.blakearchive.org http://www.tate.org.uk/

William Blake
Songs of Innocence and of Experience. Shewing the Two Contrary Statues of the Human Soul.
Introduction by Richard Holmes
Tate Publishing

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-02-06)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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