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Mel Brooks - Frankenstein Junior
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Brooks, Mel:
Frankenstein Junior

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(Bücher frei Haus)

Transsylvanien liegt in Deutschland. Zumindest in dieser köstlichen Komödie von Mel Brooks sprechen auch in der englischen Originalfassung die Schaffner und Reisenden im Zug deutsch und die anderen Bewohner des Landes englisch mit einem scharf rollenden „r“. Am „Hauptbahnhof Transsylvanien“ weist ein Schild „Stadt“ in das Zentrum und selbst die Aufschrift auf dem Sarg des Großvaters von Frederik Frankenstein ist auf Deutsch geschrieben: „Baron von Frankenstein“, mit rollendem „r“ gesprochen. Die Bewohner der Stadt tragen auch eher Kostüme, die aus dem Fundus der KellnerInnen des Münchner Oktoberfestes stammen könnten und ein vermeintlicher einheimischer Inspektor Kemp (Kenneth Mars) hat Probleme mit seinem mechanischen rechten Arm, der immer in der Habachtstellung verharren will, die Analogie zu den Deutschen unter Hitler ist Absicht.
Diese Parodie auf die Frankensteinfilme der Dreißiger Jahre wurde von Mel Brooks absichtlich in S/W gedreht, um die richtige gruselige Atmosphäre zu erzeugen und natürlich ist eine Parodie auch immer eine Hommage an die ganz Großen des Genres, etwa Boris Karloff, der in seiner Karriere das Monster wohl ein halbes Dutzend Male gegeben hatte. Anscheinend wurden sogar Originalkulissen, die von Kenneth Strickfaden (sic!) für „Frankenstein“ entworfen worden waren, für „Frankenstein Junior“, der von Gene Wilder übrigens kongenial verkörpert wird, verwendet. Peter Boyle spielt das Monster und Gene Hackmann in einer Nebenrolle den blinden Einsiedler der das Frankenstein-Monster zu einem Abendessen einlädt, von dem dieses brüllend und aufgebracht flieht. „Wollten Sie nicht noch einen Espresso?“ Einfach zum Schreien witzig!
Der bucklige Igor wird ebenso genial von Marty Feldman verkörpert, der seinen Buckel einmal rechts und dann wieder links trägt und bald genauso wie die anderen Protagonisten eine sexuelle Potenz entwickelt, z. B. in einer wirklich sehenswerten Szene, als die Frau von Dr. Frankenstein, Elisabeth, im Schloss gerade dann ankommt, als dieser mit seiner Assistentin Inga (Teri Garr) im „Himmelbett“ liegt. Auf die Frage von Elisabeth wobei sie eigentlich genau assistiere, erwidert Inga: „Oh, we are having a lot of intellectual discussions, as a matter of fact, we were just having one while you were arriving…“. (Mit rollendenm „r“ zu lesen!) Elisabeth (Madleine Kahn) hat später dann sogar mit dem Monster mehr als eine dieser „intellektuellen Diskussionen“ und kommentiert diese mit den Worten: „7 has always been my lucky number“.
Kulturspezifisch interessant ist auch die Szene, als Dr. Frankenstein sein Monster einem Publikum nach dem Motto „das gezähmte Tier“ vorführt. Wie zeigt man am besten, dass man Herr über die Kräfte der Natur geworden ist und diese auch beherrscht? Das Monster muss erst auf der Ferse vor und zurückgehen und dann – im Frack - mit seinem Erschaffer zu „Puttin` on the Ritz“ auf der Bühne tanzen: „If you're blue and you don't know where to go to/why don't you go where fashion sits,/Puttin' on the Ritz./Different types who wear a day coat, pants with stripes and cutaway coat, perfect fits,/Puttin' on the Ritz./
Dressed up like a million dollar trouper/Trying mighty hard to look like Gary Cooper (super duper)…“. Den Titel könnte man übersetzen mit „sich fein machen“, durchaus passend also zu Szene und sehr witzig in der Ausführung. Kulturfähigkeit und Zivilisiertheit lassen sich also – für Mel Brooks - mit der Tanzbarkeit für ein Musical gleichsetzen. Wohl eine ziemlich amerikanische Idee...
„I am the monster. As long as I can remember, people have hated me. They look at my face and my body and they run away in horror. In my loneliness I have decided, that if I could not inspire love, which was my deepest hope, I would instead cause fear!“, setzt das Monster am Ende des Filmes zu einem Monolog und Prolog für den tot geglaubten Wissenschaftler Dr. Frankenstein an und da es nach einer Hirntransplantation plötzlich sprechen kann und sich nun wirklich zivilisiert, wie ein Gentleman benimmt, (wie es selbst sagt: „now that I found a more sophisticated way of expressing myself…“) wird es auch nicht mehr vom Mob verfolgt, sondern von Inspektor Kemp, dem selbsternannten „leader of the community“ zu „spongecake“ und Wein zu sich nach Hause eingeladen und er gibt auch eine neue Losung zum Feiern aus: „To the lumberyard!“ Während sich Inga und Dr. Frankenstein im Bett vergnügen und einen weiteren positiven Nebeneffekt der Transplantation entdecken, werden auch Elisabeth und das Monster miteinander glücklich! Eine traumhafte screwball Komödie, die man einfach gesehen haben muss!

Mel Brooks (Regie)
Frankenstein Junior
Mit Gene Wilder, Peter Boyle, Marty Feldman
USA 1974
101 Minuten
Edition Zweitausendeins
www.zweitausendeins.de

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2011-02-20)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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