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Mauro Corona - Im Tal des Vajont
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Corona, Mauro:
Im Tal des Vajont

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(Bücher frei Haus)

Nachdem der Riemann Verlag im Jahr 2001 zwei Bücher des 1950 in einem Bergdorf im Friaul als Sohn von fahrenden Händlern geborenen Bildhauers, Bergsteigers und Schriftstellers Mauro Corona veröffentlicht hatte, war es in Deutschland lange still um einen bemerkenswerten Autor, dessen Bücher in Italien mittlerweile 1,5 Millionen mal verkauft wurden.

Alle Geschichten, die er in seinen Bücher erzählt, die sich lesen wie die Gegend, in der er lebt, stammen ausschließlich aus dem abgelegenen Tal seiner Kindheit um Erto im Friaul.

Das hier vorliegende, in Italien schon 2005 erschienene Buch beginnt er mit einer Einleitung, in der er berichtet, wie Ende November 2003 ein Mann in sein Bildhaueratelier in Erto kommt und ihm ein Manuskript seines Vaters übergibt, wohl in der Absicht, dass Corona es als Schriftsteller der Öffentlichkeit zugänglich macht. Nicht verwandt mit dem schon lange verstorbenen 1879 in Erto geborenen Verfasser seiner handschriftlichen Lebensaufzeichnungen, Severino Corona, übernimmt Mauro den Auftrag und hat bis auf die Korrektur offensichtlicher Fehler aus dem unveränderten Text einen Roman gemacht.

Einen Roman, der handelt von einer Geschichte zwischen zwei Männern, die ein Leben lang Freunde zu sein glaubten, zwischen denen es aber zu einer verhängnisvollen Geschichte aus Schuld, Liebe und Gewalt kommt. Severino Corona, von Schuld- und Reuegefühlen zerfressen, hat sie in großer Hast in seinen letzten Lebensmonaten aufgeschrieben.

Er beginnt mit seiner Kindheit, die er als Waisenjunge Ende des 19. Jahrhunderts verbringt. Es ist eine harte Kindheit in der kargen Umwelt einer Bergwelt mit einer ebenso schönen wie umbarmherzigen Natur. Lange eisige Winter wechseln sich mit extrem heißen Sommern ab. Die Menschen dort haben gelernt, mit ihren Lebensumständen zu recht zu kommen, aber sie haben ihren alten Aberglauben und ihren Argwohn mit ins neue, das 20. Jahrhundert mitgenommen.

Im jugendlichen Alter lernt Severino den etwa gleichaltrigen Raggio kennen. Sie freunden sich an, ihre Freundschaft scheint so dick wie Blut. Irgendwann beschließen die beiden, etwas Neues zu wagen und eröffnen eine Käserei. Ihren Projekt ist großer Erfolg beschieden. Sie produzieren hervorragenden Käse und bieten den Bauern so in Zeiten hoher Milchproduktion ihrer Kühe eine willkommene Zusatzeinnahme.

Doch bald schon legt sich ein Schatten über die Freundschaft der beiden, jedenfalls aus der Sicht von Severino. Denn die junge Frau von Raggio versucht sich an Severino heranzumachen und ihn zu verführen.
Der zeigt sich zunächst standhaft, ahnt er doch, dass eine sexuelle Affäre mit Raggios Frau der Anfang vom Ende seiner Freundschaft zu ihm wäre. Die aber lässt sich locker, lauert ihm auf, zeigt ihm ihre Blöße und beschimpft ihn als einen Schlappschwanz, der es einer Frau nicht besorgen könnte. Völlig ihrer Triebhaftigkeit ausgeliefert, wird Severino eines Tages schwach, obwohl er doch genau weiß, dass er sich seinem Freund Raggio hätte öffnen und ihm die Wahrheit hätte sagen sollen. Doch wäre das nicht genauso das Ende ihrer Freundschaft gewesen?

Und so entscheidet sich Raggio für die kurzfristige Lust. Einmal erfolgreich, will die triebhafte Frau Raggios immer mehr und verlangt von dem von Schuldgefühlen zerfressenen Severino, dass er ihren Mann tötet. Zino, wie Severino von allen genannt wird, weigert sich, gibt seinem Freund aber eines Tages eine zerstoßene Tollkirsche, von deren Verzehr Raggio nicht stirbt, aber seine Seele und sein Geist sind danach für immer dem Wahn verfallen.

Die sexuellen Begegnungen mit Raggios Frau werden seltener, hören schließlich ganz auf, weil auch sie sich zu einer verschrobenen Persönlichkeit entwickelt. Was nicht aufhört bis zu seinem bitteren Ende, sind die Gefühle von Schuld und Verdammnis, die Zino quälen , bis er in der Niederschrift seiner verzweifelten Geschichten so etwas erhofft wie Vergebung.

„Im Tal des Vajont“ ist ein bewegendes und erschütterndes Lebenszeugnis eines Mannes, dessen Verrat an seinem Freund sein ganzes Leben zerstört. Es führt den Leser in eine ebenso grausame wie schöne Bergwelt des Friaul, die auch heute noch etwas von der Einsamkeit ausstrahlt, in der die Menschen des 19.Jahrhunderts lebten.

Es ist zu hoffen, dass der Graf Verlag nach diesem Buch der deutschsprachigen Öffentlichkeit noch weitere Bücher dieses Schriftstellers zugänglich macht.

Mauro Corona, Im Tal des Vajont, Graf 2012, ISBN 978-3-86220-024-5

[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-05-29)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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