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Jonathan Demme - Neil Young Journeys
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Demme, Jonathan:
Neil Young Journeys

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(Bücher frei Haus)

Der Regisseur dieses Konzertfilmes über Neil Young, Jonathan Demme, hat 1984 einen der besten Livemitschnitte ever herausgebracht, nämlich „Stop Making Sense“ von und mit den Talking Heads. Richtig bekannt wurde er aber erst 1991 mit der Verfilmung des Romans „Silence of the Lambs“. Natürlich kann man sich bei „Neil Young Journeys“ nun keine Mischung der beiden erstgenannten Filme erwarten, sondern eigentlich das pure Gegenteil. Bei „Journeys“ zählt Minimalismus und Bescheidenheit, denn der Film ist eine eher ruhige Geschichte über eine Legende der amerikanischen Folkrockmusik, Neil Young, der mit „Hey Hey My My“ oder „After the Goldrush“ schon in den 70ern Musikgeschichte geschrieben hat. Eigentlich ist „Journeys“ ja Teil einer Demme/Young Triologie, denn Demme hat schon 2006 „Heart of Gold“ und 2009 die „Neil Young Trunk Show“ gedreht und damit einem der größten amerikanischen Musiker wohl mehr als ein Denkmal gesetzt.

„Fuck, it’s all gone…“
In „Journeys“ reist Young vor allem in seine eigene Vergangenheit, denn er führt das Filmteam in seinem 1956er Ford Crown Victoria gemeinsam mit seinem Bruder persönlich an den Ort seiner Kindheit, nämlich Omemee, Ontario, wo sie geboren wurden. Der berühmteste amerikanische Rockmusiker ist nämlich eigentlich Kanadier, aber das wissen seine Fans natürlich ohnehin schon. Was aber weniger bekannt sein dürfte ist, dass die „Scott Young Public School“, im Gedenken an Neil Youngs Vater - eben: Scott Young - benannt wurde. Sein Vater war ein zumindest in Kanada sehr bekannter Sportjournalist und Autor zahlreicher Bücher, darunter auch „Neil & me“ (1984). „Fuck, it’s all gone…“, sagt Neil Young, als er vergeblich das Elternhaus sucht, denn es ist nur mehr eine grüne Wiese zu sehen, wo vorher das Haus stand. „…but it’s still in my head it‘s still in my heart…like friends are.“ Als er dies sagt, sitzt er im Auto und dreht dann das Radio auf und wechselt das Thema: „I don’t give a shit about speakers so big, I can tell the quality of a song by listening to it on my car stereo.“

„Tin soldiers and Nixon coming“
Im Gegenschnitt zu den Autofahrten, die das Filmteam mit den Young-Brüdern unternimmt, sind dann Konzertaufnahmen von Neil zu sehen, und zwar jenes an der Massey Hall in Toronto, bei dem er vor allem neue Kompositionen (2010-11) spielt, aber natürlich auch ein paar seiner alten Hits. Der prominenteste und politischste darunter ist sicherlich „Ohio“, bei dem im Film archival footage von den Studentenunruhen bei der Kent State University verwendet werden. Vier der beteiligten Studenten wurden 1970 dort erschossen, nur weil sie gegen die Invasion Kambodschas und Nixon demonstriert hatten. Die Photographien dieser vier werden gezeigt, wobei in den „Extras“ zum Film betont wird, dass die Eltern der Ermordeten um Erlaubnis gefragt wurden. Kent State steht als Fanal für die Radikalisierung der 68er Generation und deren abgleiten in den Terrorismus, so wie in Deutschland der Tod des Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967. Als Reaktion auf das „Massaker von Kent State“ (67 Kugeln in die Menge) streikten damals 8 Millionen Studenten allein in den USA.

„…but I still sing about love and war.“
Unveröffentlichte Songs wie „Leia“ und „You Never Call“ sind auf der Blu-ray™ und DVD ebenso zu hören wie „Down by the River“ (1969). „Yeah, she could drag me/over the rainbow,/send me away/Down by the river/I shot my baby/Down by the river,/Dead, oh, shot her dead.“, singt Neil Young und die Kamera hält bei diesem Lied vor allem auf seinen Mund, zeigt wie er wippt, vor und zurück geht, wie der Applaus anschwillt und der Jubel zwischendurch aufkeimt, seine E-Gitarre weint und Young, der immer noch zornige alte Mann, gegen die Windmühlen kämpft. Sein Publikum in Toronto weiß auch die neuen Lieder zu würdigen, da es sie schon beim ersten Akkord erkennt und beklatscht. Neben Neil Young steht übrigens ein Indianer auf der Bühne, der in rotes Scheinwerferlicht getaucht ist. Ansonsten ist Young mit seinen beiden Gitarren, einer akustischen und elektrischen, ganz auf sich allein gestellt. „I used to sing about justice and I had a bad core, but I still sing about love and war.“

Jonathan Demme
Neil Young Journeys
Sony Pictures Home Entertainment 2013

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-03-16)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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