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Rezensionen  
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Stefan Zweig - Ungeduld des Herzens
Ungeduld des Herzens ist Stefan Zweigs einziger Roman. 1939 entstanden, wird er hier in einer wunderbaren neuen Ausgabe bei Manesse wieder aufgelegt. Sein Titel weist auf das zentrale Thema der Erzählung hin, das falsche Mitleid, das dem anderen nicht hilft, sondern schadet. Der Roman spielt unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet.
Der in einer kleinen ungarischen Garnisonsstadt stationierte Leutnant Anton Hofmiller erhält eine Einladung in das Schloss des ungarischen Magnaten Lajos von Kekesfalva. Dessen gelähmte Tochter Edith verliebt sich in den jungen Offizier, Hofmiller aber empfindet nur Mitleid für das »kranke Kind«. Aus Feigheit verschweigt er Edith seine wahren Gefühle, macht dem unheilbaren Mädchen Hoffnung auf eine baldige Genesung. Er versteigt sich sogar dazu, sich mit Edith zu verloben, verleugne sie aber in der Öffentlichkeit. Als Edith den Verrat Antons bemerkt, nimmt sie sich das Leben.
Als Roman bezeichnet, ist „Ungeduld des Herzens“ aber eher eine sehr lange Novelle, in der Zweig seinen Protagonisten seine Gefühle bis in die kleinsten Details beschreiben lässt, so wie er das in vielen seiner anderen Novellen auch getan hat. Gleichzeitig ist es eine Hommage an das habsburgischen Kaiserreich, dem Zweig im Exil nachtrauerte und dessen Untergang er nicht verwinden konnte. Zweig nahm sich 1942 in Brasilien das Leben.
Stefan Zweig, Ungeduld des Herzens, Manesse 2015, ISBN 978-3-7175-2376-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-03-27)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.
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