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Literaturforum: R2076


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 Thema: R2076
tekkx
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 28.02.2003 um 22:17 Uhr

Aas essen
Lebewesen beerdigen
Massenzucht für Massenherstellung für Massenessen für die Massen
Massen an Massen

An einem regnerischen leichtbraun-hellgrau Tag liegen in der Nähe eines Abstellgleises eines Kleinortbahnhofs zwei durchnässte, abgebrochene Bretter. Durch eines ist ein Nagel getrieben worden, und das andere liegt auf einer leicht flatternden Einkaufstüte. Hinter einem Steinchen und ein bisschen Moos, auf Teilen des Gleises, liegt ein kleines Vogelkücken, dessen Kopf fehlt. Nicht weit entfernt, hinter den Blätterlosen Bäumen, ist ein Kindergeburtstag in einem Restaurant, wo die Familie und die Gäste Fleisch vom Kinde einer Mutter essen. Nicht weit hiervon entfernt findet ein Mann zwei Hundekinder, in einem Müllbeutel, und irgendwo kauft ein Opa seinem Enkel einen Wellensittich. Anschließend gehen sie Mc Chicken Essen und beobachten eine Frau, die mit ihrem Dackel spazierengeht. Es ist das Jahr 2076, ich las mit 20 Jahren folgende Anzeige: „Wir alle essen, machen sie eine Ausbildung bei Schupex, ein Beruf mit unbegrenzter Zukunft. Hier ist das Fleisch Mjam!“ Ich arbeite nun beim weltweit grössten Transport- und Schlachtunternehmen für Fleisch. Es ist ein rumänisch-französisches Unternehmen, mit Hauptsitz in „R“, der Hauptstadt von Europa.

Ausbildungstag:
„Wir haben tun eine Art des Landtransportes bei Schuspex, das ist der hier.“ sagte der Ausbildungsleiter und zeigte mit dem Stock auf ein Poster, das neben der Tafel hing. Es zeigte einen Klotz, mit einem oben angesetzten, rechteckigen Cockpitfenster, dieser Klotz war überwiegend grau und hatte weit unten halbverdeckte Räder. Wie bei einem üblichen LKW lief dann ein Steg nach hinten, an dem auch ein Rad war, und dieser Steg mündete in einem grauen Anhänger mit der Aufschrift „SX“. „Wir können an diesen einen Anhänger bis zu zehn weitere anhängen tun, wenn wir also in einen Anhänger hundert Tonnen Fleisch laden tun, haben wir tun wie viele Tonnen?“ Und er sah fragend zu uns Auszubildenden. Als ob ihn eine Antwort von uns nicht interessieren würde, beantwortete er sie selbst: „1000 Tonnen“... „Wir haben tun von diesen Transportern weltweit 120.000 Stück, jeder durchschnittlich mit sieben Anhängern, also tun wir weltweit durchschnittlich 84.000.000 Tonnen Fleisch transportieren, und das sind nur die Landtransporte, die Schifffahrt und den Lufttransport nicht mit gerechnet, das ist viel gutes Fleisch, mjam!“ Einige machten erstaunt, ich auch. „Der Transporter tut ungefähr bis zu 120 Meilen die Stunde machen, ist das wahr?“ fragte einer. Der Ausbildungsleiter sagte: „Ja, das stimmt, und nachher wird jeder von euch bei einem mitfahren tun. Das ist wichtig, weil ihr eine Ausbildung bei der Logistik machen tut.“ Er redete noch etwas weiter, aber ich ging zu den Hunderten Garagen, die draußen im Regen standen und aussahen, als ob sie in jeden Transporter, der kam, reinkotzen würden.

Zugfahrt:
Während mir die Fahrt mit dem Transporter immer noch im Kopf herumgeht, merke ich aus den Augenwinkeln, wie ein Jugendlicher neben mir steht und immer wieder herguckt. „Müak“ höre ich auf einmal, ähnlich dem Geräusch, dass ein Mensch machen würde, wenn er einen Frosch nachmacht. Es ist der Jugendliche neben mir. Kurz darauf blickt ein andere Mann hoch, lächelt das Lächeln und macht ebenfalls „Müak“. Jetzt kommt es von überall her, ein Kind springt mit seinem Stück Mc Donalds-Fleisch auf, und macht: „Müak! Müak! Müak!“ Alle machen mit und sind guter Laune, das gefällt mir, das gefällt schließlich jedem, also gefällt es mir auch. Nach 11 Stationen sind nur noch ein paar Leute im Abteil und wischen sie teils mit der Hand über die Stirn, denn vom Lachen mussten sie schwitzen. Ich sehe mich um und denke: „Da soll einer mal sagen, dass Menschen nicht auch Spass haben können! Bekräftigt öffne ich die Tür und trete hinaus, ich verlasse den Zug, der Zug verlässt mich. Unterwegs schaue ich die Leute nicht an und überlege meine Denk-Routine, wie ich es immer tue: Ob es wohl richtig war, eine Ausbildung bei Schuspex anzufangen. Ich kann es immer wieder mit „Ja“ beantworten, es muss also richtig sein. Da ist doch der Bäcker, der nur Brezeln ohne Fleisch führt, einer der wenigen Bäcker, die diesem Trend in „R“ folgen. Ich hasse aber das Salz auf den Brezeln, es immer abzupulen, und dabei etwas von der Brezel unter den Fingernagel zu bekommen, das tut weh und es dauert lange, bis sich dieses Schmerzen auf mysteriöse Weise unter dem Nagel auflöst. Nein, keine Brezel, gegenüber ist schließlich ein SX-Metzger. Ich öffne die Tür, und die Leute schauen kurz zu mir, dann wieder in andere interessante Ecken der Metzgerei. Endlich bin ich dran, die Verkäuferin guckt auf meine Jacke und sagt: „Ah, sie tun sein Auszubildender bei Schuspex. Da kriegen sie tun z.B. 12 % Preiserlass für Kalbsfleisch – mjam!“ Und wieder einmal zeigt sich, dass ich richtig liege, bei meiner Denk-Routine. Später beisse ich in mein Kalbsfleisch und zwischen meinen Zähnen bleibt ein Stück hängen, das schmerzt.

Unfall:
„Schuspex liefern tun jetzt auch Kamelfleisch aus Ägypten!“ stand auf einem Plakat neben der Bahnhaltestelle. Darunter waren drei Fotos, das erste zeigte den Kamelschlachthof, das zweite zeigte eine Innenansicht und auf dem dritten war einer der berühmten Schuspex-Köche mit ziemlich grosser Kochmütze und roten Backen. Er stand vor einer grossen, grauen Mauer mit dem Logo „SX“ drauf. Der Schlachthof für Kamele sah im Übrigen aus, wie alle Schlachthöfe, ob für Kühe, Schafe, Katzen, Krokodile, Elefanten, usw... Nur die Geräte waren der Grösser der entsprechenden Fleischsorte angepasst. Neben der Bahnhaltestelle war auch gleich eine Schuspex-Schnell-Restaurant (kurz: SX-SR). Das war mir noch die aufgefallen, also ging ich rein.
Drinnen war alles grau, an den Wänden hingen Fotos von Schlachttieren... „Ah, guten Morgen, ihre Bahn kommt tun in fünfzehn Minuten. Wenn sie wollen, können sie noch etwas essen.“ Diese Worte kamen von einem Koch, ähnlich dem berühmten Koch auf dem Plakat, nur etwas kleiner. Er redete gleich weiter: „Tun sie doch mal unser Kamelfleisch probieren, frisch aus Ägypten - mjam“
Ich bestellte Kamelfleisch, gerade wo ich stand. Fünf Minuten später sah ich auf die Uhr und bemerkte, dass der Koch sich geirrt haben musste, denn die Bahn kam schon. Erschreckt verschluckte ich mich an einem Stück Kamelfleisch, dass der Koch mir inzischen gebracht hatte, und verlor das Bewusstsein. Irgendwann wachte ich inmitten eines Bettes auf und nahm sofort die aufrechte Position ein. Ein Arzt stand im grauen Zimmer und sagte: „Sie tun kurz tot gewesen, wir haben sie wieder ins Leben zurückgetan.“... „Der Koch!“ sagte ich, „... der Koch hat geschwindelt!“
In den darauffolgenden Tagen und Wochen folgte ein Prozess, in dem untersucht wurde, ob man an Kamelfleisch ersticken könne, im Gegensatz zu anderen Fleischsorten. Alte Leute vor dem Fernseher meinten, das hätten sie schon längst gewusst, dass das exotische Zeug nichts taugen würde. Die jungen Leute waren derselben Meinung. Als Entschädigung für meine verpasste Bahn bekam ich eine Angestellten-Stelle bei Schuspex. Ich bekam eine Entschädigung deswegen, weil ich an den vergangenen Tagen gefehlt hatte, und wichtige Abschlussprüfungen verpasst hatte. Aber egal, jetzt hatte ich einen richtigen Job. Schuspex zog alles Kamelfleisch vom Markt zurück und den Familien kamen beim Anblick der Fernsehbilder, die Schuspex aus Ägypten zeigte, die Tränen. Denn sie sahen, wie herzallerliebste Kamelkinder, deren Fleisch doch so zart war, ihnen durch die Lappen ging.

Telefonat:
Folgendes Telefonat hat ein Mitarbeiter, mir gegenüber im Büro, geführt: „Hallo? Hallo, Kalschow! Na? Wie tut es gehen? Sehr gut. Ja, ich tue gerade vom Essen kommen. Mjam, eine Spitzen Suppe war das heute wieder in der Kantine. Ich muss dir was erzählen tun.
Neulich hat meine Kleine zwei kleine Hundebabys in einer Mülltüte, neben dem Spielplatz für Schuspexmitarbeiterkinder, gefunden getan. Als Schuspex-Mitarbeiter steht es einem frei, zu tun mit dem was man auf dem Schuspex-Gelände findet, was man will, wir sind also ab nach Hause, und meine Frau hat gleich eine Suppe gemacht getan, du kannst dir denken tun, was für eine... nämlich die, die letztens in der Schuspex-Mitarbeiterinfo empfohlen wurde, also, meine Frau macht diese Suppe und meine Tochter tut mit den beiden Hundebabys spielen. Wie niedlich die waren, also wirklich, aber eine Sache hat dann doch genervt, meine Tochter hat aus Versehen einem Hundebaby ein Bein gebrochen getan, das war so, sie hat einen Ball gehabt, da hat sie ein Hundebaby draufgestellt, das ist auf dem Ball ausgerutscht und hat sich, wie Tiere nun einmal sind, irgendwie das Bein eingequetscht, das hat die ganze Zeit gejault und meine Tochter war unglücklich, und im Fernsehen kam gerade die Nachrichtenshow Rtuschskz, die ich so gerne sehen tue, da habe ich dem verletzten Hundebaby das Genick gebrochen, aber so, dass es meine Kleine nicht bemerkt, ich bin ja kein Unmensch, meine Frau hat das Fell abgemacht und ihn ausgenommen getan, alles genauso wie es in der Mitarbeiterinfo drinstehen tut, meine Tochter, sie heißt übrigens Peraschek, genau wie eine Freundin von ihr, ist dann mit dem Fernseher spielen gegangen, ich tue mir das andere Hundebaby schnappen, und eine Stunde später war das Essen fertig, ich muss sagen, die Köche von Schuspex verstehen ihr Handwerk wirklich, das junge zarte Fleisch tut einen perfekten Kontrast zu der herzhaften, kräftigen Soße bilden, die ja wirklich stark
im Geschmack ist... ja klar, sag Bescheid, ich zeige dir, wie man die machen tut, aber ich ruf dich noch wegen was anderem an. Kannst du mir die Zahlen vom letzten Überlandflug Schuspex geben tun? Ja, der von heute morgen, drei Uhr. Japanisches Königreich, genau! Wie viele Tonnen? 80.000 Tonnen Kalbsfleisch, alles klar. Ob ich was habe? Ja, ja... ja tue ich. Also, bis in zwei Stunden.“

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