Meg Wolitzer ist eine in den USA sehr bekannte Schriftstellerin, die im Jahr 2013 mit ihrem Roman „Die Interessanten“ auch in Deutschland einem größeren Publikum bekannt geworden ist. Dies hat dazu geführt, dass Dumont nun einen Roman von ihr nachlegt, der in den USA schon im Jahr 2003 erschienen ist und in dem die Feministin Meg Wolitzer in einer spannenden und frei von jedem moralischen oder politisch-korrekten Impetus die Geschichte eines berühmten Schriftstellers und seiner nicht minder literarisch-begabten Frau erzählt.
Ich-Erzählerin ist Joan Castleman, die ihrem Mann Joe als dessen Studentin kennengelernt und wegen der er seine erste Frau verlassen hat. Auf dem Flug nach Helsinki – dort soll Joe Castleman ein großer Literaturpreis verliehen werden auf den er schon jahrelang gewartet hat – beschließt Joan, ihren Mann zu verlassen. Sie erträgt seine sexuellen Abenteuer nicht mehr und hat lange genug ihre eigenen Bedürfnisse und auch ihre schriftstellerischen Ansprüche zurückgestellt um seinem Erfolg nicht im Weg zu stehen.
Schon auf dem Hinflug und dann in Helsinki, denkt sie in Rückblicken, in denen sie ihre gesamte Geschichte mit Joe Castleman beschreibt, über ihr Leben nach. Es geht um Ruhm und Erfolg, ihr Leben als Frau und Mutter. Und immer wieder auch um den Literaturbetrieb und viele andere Schriftsteller. Und um einen langjährigen Bewunderer von Joe, Nathaniel Bone, der unbedingt dessen Biographie schreiben will.
Der Roman ist spannend aufgebaut und der Leser wartet bis zum überraschenden Ende auf eine Auflösung des Geheimnisses der Beziehung zwischen Joan und Joe, das er schon bald nach Beginn seiner überaus unterhaltsamen Lektüre vermutet, aber keine Anhaltspunkte findet.
Leichtfüßig und mit viel satirischem Witz erzählt Meg Wolitzer von Frauen, die ihre eigene Energie und Kreativität in die Karrieren ihrer Männer stecken und dabei unglücklich werden.
Meg Wolitzer, Die Ehefrau, Dumont 2016, ISBN 978-3-8321-9816-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-11-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.