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Literaturforum: Knut Hamsun - Segen der Erde


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 Thema: Knut Hamsun - Segen der Erde
Kenon
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 08.08.2004 um 13:34 Uhr

Der Roman "Segen der Erde" ist die Geschichte des einfachen bäuerlichen, der modernen Welt abgewandten Lebens im Ödland von Norwegen, die um die Hauptfigur Isak aufgebaut worden ist. Diese lässt sich zum Anfang des Werkes in einer Einöde nieder und beginnt, sich die Erde nutzbar zu machen. Isak fällt Bäume im Wald, verkauft diese in das nächstgelegene Dorf, errichtet sich eine Gamme, in welcher er und bald auch seine ersten Tiere schlafen, er entwässert das Moor und bringt Saat auf seine Felder, damit er Korn ernten kann. Es ist ein Leben ganz im Einklang mit der Natur, und der Leser darf an seiner raschen Fortentwicklung teilhaben. Bald hat Isak eine Frau, die Inger. Sie geht ihm zur Hand, sie gebiert ihm Kinder, alles gedeiht, wächst. Weitere Ansiedler werden im Ödland sesshaft, aber Isak bleibt durch seine unermüdliche Arbeitskraft, seine Tüchtigkeit immer die schillerndste Person unter ihnen. Er genießt den Ruf eines Markgrafen - er hat eine große Viehherde, einen Stall aus Stein, ein Sägewerk, Bewässerungsgräben für dürre Sommer, eine Kutsche, Pferde; alles ist aus eigener Arbeit entstanden.
Das in "Segen der Erde" geschilderte Leben läuft nicht ohne Probleme ab, aber ich möchte diese hier nicht im einzelnen anführen. Von herausragender Stellung ist jedoch das Thema des Kindesmordes, welches im Buch gleich zweimal behandelt wird. Hier können wir eine Sichtweise einer Zeit nachempfinden, in der es mit der Verhütung und dem Schwangerschaftsabbruch nicht so einfach war wie heute.
Die Gegensätzlichkeit von Stadt- und Landleben ist ein fortschwelender Konflikt, der sich durch das ganze Buch zieht. Als Inger für 8 Jahre in der größeren Stadt Drontheim verweilen muss, da sie dort eine Haftstrafe wegen Kindesmord verbüßt, ändert sie dadurch ihre Gewohnheiten. Das städtische Leben, auch wenn Inger inhaftiert ist, ist nicht ohne Einluss auf sie. Als sie eines Tages zurück nach Sellanraa, so heisst das Gut von Isak, kehrt, fällt es ihr schwer, sich umzugewöhnen, das einfache Leben wieder aufzunehmen. Oft sehnt sie sich nach der großen Stadt, aber mit der Zeit verfliegt dieses Weh und sie ist wieder ganz die alte.
Auch in den Figuren der Barbro und des Eleseus, Sohn von Isak, sehen wir, wie das Leben in der Stadt den Menschen verändert. Von ihren Wurzeln entfernt, wollen sie groß tun wie die Städter, sie müssen den neuen Kleidungsmoden hinterherlaufen und ihre Umgangsformen üben. Eleseus findet sich im Ödland nicht mehr zurecht, als er aufgrund von Arbeitslosigkeit aus der Stadt heimkehren muss. Doch für das Landleben ist er für alle Zeit verdorben, er führt wenig erfolgreich einen Krämerladen und zieht dann in die USA. Er kommt nie mehr zurück.

Die philosophische Aussage des Buches wird zu seinem Ende in den Worten des ausgedienten Lehnsmannes Geissler in einem längeren Monolog zusammengefasst:

Der Mensch und die Natur bekämpfen einander nicht, sie geben einander recht [...]. Mitten drin geht ihr Leute auf Sellanraa und gedeiht. Der Berge, der Wald, die Moore, die Matten, der Himmel und die Sterne - ach, das ist alles nicht armselig und karg zugemessen, das ist ohne alles Maß! [...] Ihr habt alles, was ihr zum Leben braucht, alles, wofür ihr lebt, ihr werdet geboren und erzeugt neue Geschlechter, ihr seid notwendig auf der Erde. Das sind nicht alle, aber ihr seid es: notwendig auf der Erde. Ihr erhaltet das Leben. [...] Nicht Geld braucht das Land, das Land hat Geld mehr als genug.

Über die Stadtmenschen sagt er:

Sie sind krank und verrückt, sie arbeiten nicht, sie kennen den Pflug nicht, sie kennen nur den Würfel. Haben sie denn keine Verdienste, sie reiben sich ja auf mit ihrer Narrerei? [...] Der Fehler ist, dass sie nicht mit dem Takt dess Lebens schreiten wollen, sie wollen rascher gehen als das Leben, sie jagen, sie treiben sich selbst wie Keile ins Leben hinein. [...] Dann zerbricht sie das Leben, höflich, aber bestimmt. Und dann beginnen die Klagen über das Leben, das Toben gegen das Leben.

Mir hat das Buch gefallen, wenn auch nicht so sehr wie davor von Hamsun verfasste. In seiner Sprache ist es eher nüchtern, die meiste Zeit werden Handlungen beschrieben; in rascher Abfolge fußt eine auf der anderen. Dies führt dazu, dass man bald eine gewisse Sättigung am Gedeihen von Sellanraa verspürt, die sich gerade um die Schnittstelle von Teil 1 und 2 des Buches bemerkbar macht, aber es lohnt sich dennoch, das Buch zu Ende zu lesen und die in ihr dargestellte, längst untergegangene Welt, in der man noch vom Leben selbst lebte, zu entdecken.

1920 erhielt Knut Hamsun "für sein monumentales Werk ´Segen der Erde´" den Nobelpreis.

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