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Ray McKinnon - Rectify
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McKinnon, Ray - Rectify bestellen
McKinnon, Ray:
Rectify

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(Bücher frei Haus)

„Rectify“ könnte man am besten mit „richtigstellen“, „wieder in Ordnung bringen“, „wiedergutmachen“, „begradigen“ übersetzen. Natürlich ist damit einerseits das gemeint, was die Gesellschaft dem zu Unrecht verurteilten Daniel Holden schuldet, andererseits aber auch ein klares Statement gegen die Todesstrafe. Denn solange es diese gibt, macht sich die Gesellschaft schuldig, da Justizirrtümer ja immer wieder passieren können. Der Hauptdarsteller Aden Young kommt als Daniel Holden nach 20 Jahren aus dem Gefängnis, nachdem sich die Sperma DNA-Spuren am Körper seiner 16-jährigen Freundin Hanna durch ein neues Verfahren endlich als nicht mit seinen vereinbar herausgestellt haben. Holden kehrt vorläufig in seine Heimatstadt zurück und wird dort vor allem von seiner Schwester Amantha (Abigail Spencer) liebevoll aufgenommen. Auch seine Eltern glauben an seine Unschuld, doch die meisten Bewohner seiner Stadt Paulie in Georgia/USA sind da ganz anderer Ansicht. Und genau daraus entwickelt sich die Dramaturgie dieser Serie des Kabelsenders Sundance Channel, die von denselben Produzenten wie Breaking Bad finanziert wurden, aber ein ganz anderes Tempo einschlägt.
Unschuldige Jugend
Faszinierend sind nämlich vor allem die langsamen Kamerabilder, die fast wie Meditationen vor dem Zuschauer ablaufen und einen einfühlsamen Zugang zu dem geben, was Holden erlebt haben muss und erlebt, als er in seine ihm einst so vertraute Umgebung zurückkehrt. Natürlich hat Holden im Gefängnis viel schreckliche Dinge erlebt und ist dadurch erwachsen geworden, aber innerlich ist er doch immer noch der 18-jährige Junge, den man einst wegen Mordes anklagte und einsperrte, weil er ein Geständnis ablegte und einige Zeugen falsch aussagten. Besonders deutlich wird seine kindliche Seite, als er im Dachboden der Eltern auf alte Casetten stößt und diese in seinem Walkman durchhört, während er alte Bücher und Briefe durchstöbert. Zusätzliche Spannung entsteht auch dadurch, dass Holdens Mutter Janet während seiner Inhaftierung neu heiratete, sodass sein Stiefvater Ted Senior und die Stiefbrüder Ted Junior und Jared sowie Teds Frau Tawney nun auch zur Familie gehören.
Das zweite Purgatorium
Zudem ist der ehemalige Ankläger in Daniel Holdens Fall, der mittlerweile zum Senator aufgestiegene Roland Foulkes, so wie die meisten anderen Dorfbewohner immer noch von Daniels Schuld überzeugt und versucht ihn gemeinsam mit dem Sheriff wieder hinter Gitter und auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Auch sein Stiefbruder, der in der Tankstelle der Familie mitarbeitet, wird zusehends zu einem immer gefährlicheren Gegenspieler, da er einerseits eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die Daniel bei seiner Frau, einer born again christian, auslöst, ist, andererseits aber auch ganz einfach ein dummer Redneck ist, der eine ziemlich einfache Sicht der Welt hat. Als Daniel Holden in der 5. Episode seinen Arm um Ted‘s Hals legt und ihn dann mit Kaffeepulver den Arsch vergoldet, hat beinahe Mitgefühl – aber mit Daniel. Der Mann, der schon so viel mitgemacht hat und unschuldig im Gefängnis saß, erlebt in seiner Heimatstadt ein zweites Purgatorium und muss erkennen, dass der Knast eigentlich nur die Vorhölle war. Als dann nämlich auch einige der Nachbarn mit Drohgesten und Gebärden den Frieden der Familie stören, überlegt sich Daniel in eine andere Stadt zu ziehen, um seine Familie zu schützen. Aber dann kommt doch alles ganz anders. Die Produktion der zweiten Staffel begann im Februar 2014 in und um Griffin im US-Bundesstaat Georgia, auch an einer dritten Staffel, die aus weiteren sechs Episoden bestehen soll, wird seit August 2014 gearbeitet. Ein interessantes Projekt, das sich Zeit läßt und deswegen seine Dramaturgie und den inneren Sog umso mehr entfaltet, je genauer man zusieht und die weiteren Staffeln gar nicht mehr erwarten kann.

Ray McKinnon
Rectify
Vereinigte Staaten, Originalsprache Englisch, 2013/14
Produktionsunternehmen Gran Via Productions
Episoden: 16 in 2+ Staffeln à 45 Minuten
Produktion: Don Kurt/Idee: Ray McKinnon/Musik: Gabriel Mann

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-10-26)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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