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Literaturforum: Bunt ist grau


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 Thema: Bunt ist grau
ArnoAbendschoen
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Eröffnungsbeitrag Abgeschickt am: 15.07.2018 um 18:49 Uhr

Die diesjährige CSD-Saison hat begonnen. Nun flimmert das bunte Treiben wieder über die Bildschirme, wenn abends Tagesschau und andere berichten: unendlich viel Glamour, Lust an Exaltation und Provokation und vor allem ein nach außen gestülptes, scheinbar sehr starkes Selbstbewusstsein. Dieses in der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit vermittelte Bild spiegelt indessen keineswegs die realen Stimmungen und Verhältnisse wider. So sind z.B. Transvestiten, entgegen ihrer zentralen Rolle in diesen überinszenierten Straßenshows, eine zahlenmäßig verschwindend kleine Randgruppe. Mit „Transen“ identifiziert sich die Masse männlicher Homosexueller keineswegs. Sie werden von jeher hingenommen, ertragen, als Ulknummern genossen und nun gern auch zum öffentlichen Nachweis eigener Toleranz demonstrativ bejubelt. Viel Mache und viel Claque jetzt also und wenig Substanz.

Die ursprünglichen CSD-Märsche sahen ganz anders aus. Die, die mitliefen, zeigten sich als eben jene, die sie wirklich waren, als ausdifferenzierte Normalbürger, die öffentlich darauf bestanden, ihrer Natur in einem zentralen Punkt entsprechen zu können. Je weiter Emanzipation und vordergründige Akzeptanz fortschritten, umso mehr wurde aus einer seriösen politischen Demonstration dann ein schriller, grotesker Straßenkarneval – von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr sinnentleert.

Natürlich ist das kein singulärer Prozess, er ist eingebettet in gesamtgesellschaftliche Entwicklungen, die von Entpolitisierung, Übergewicht der Werbung, strikter Eigenstilisierung im Sinne von Marken, von Worthülsenkultur und Gags um jeden Preis charakterisiert sind. Was Tucholsky einmal satirisch für emsig beworbene Fabrikwaren formulierte: nur Ausstattung, keine Qualität, das gilt längst auch für Ideen, für geistige Bewegungen, für Machtspiele. Dieser kleine Beitrag wird daran nichts ändern.

Nur in einem Punkt will ich nachhaken: Stichwort bunt. Das soll sie ja seine, diese Kultur von Minderheiten. Ist sie es wirklich, im Alltag, im realen Leben? Als ihr Mekka gilt seit Jahrzehnten San Francisco. Mit dem Mythos San Francisco hat die finnische Filmemacherin Susanna Helke 2013 in ihrem Dokumentarspielfilm „American Vagabond“ nebenbei mit abgerechnet. In der Hauptsache ging es ihr um junge schwule Obdachlose in San Francisco. Einen der Höhepunkte bildet eine Folge von tief melancholischen Statements Betroffener, von der Stadt und auch von ihrer schwulen Subkultur Enttäuschter. Die sehr eindringliche, bewegende Reihe von authentischen Stimmen schließt mit diesen Eindrücken eines jungen Mannes:

„Ich dachte, dies sei die Stadt am Ende des Regenbogens. Das Gelobte Land der Schwulen. Der Ort, an dem ich in Sicherheit sein würde. Aber ich stellte fest, dass die Stadt grau war. Mit grauen Tauben, grauen Straßen, grauen Häusern und grauen Männern in grauen Anzügen. Graue Seelen, soweit das Auge reichte.“ (Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bettina Arlt für Babelfisch Translations)

Seien wir auf der Hut, wenn das Wort „bunt“ inflationär gebraucht wird, nicht nur im Zusammenhang von sexueller Identität. Gehen wir mit offenen Augen durch unsere Städte. Was sehen wir dort tatsächlich?

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bodhi
0 25.10.2005 um 11:16 Uhr
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