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Peter Bölke - Deep South - The Story of the Blues
Buchinformation
Bölke, Peter - Deep South - The Story of the Blues bestellen
Bölke, Peter:
Deep South - The Story
of the Blues

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(Bücher frei Haus)

Hoochie-Coochie-Men
„I'm your hoochie-coochie man“, singt Muddy Waters auf CD 04 dieses Earbooks, das sich ganz dem tiefen Süden und seiner wilden Musiker verschrieben hat. Wenn die Frauen vor Freude schreien, dann weiß jeder, dass er wieder hier ist: „Everybody knows I'm here“ , er , der Sohn der Waffen („a son-of-a-gun“ ), wie die alte Zigeunerin seiner Mutter prophezeite: „Gypsy woman told my momma/Said `Ooh, what a boy´,/he`s gonna make so many women,/jump and shout for joy“ . Muddy Waters soll seiner Version des Bluesklassikers bei Liveauftritten noch den additional 2nd verse vom Original aus dem Jahre 1954 hinzugefügt haben: „I got a black cat bone, I got a mojo too/I got John the Conqueror, I'm gonna mess with you/I'm gonna make you, pretty girl, lead me by the hand/Then the world will know, the Hoochie-Coochie Man“.Wie bei so vielen anderen Bluesliedern geht es auch im Hoochie-Coochie-Mann um Frauen und Sex, am besten natürlich gleich in Verbindung mit Drogen oder zumindest Alkohol. So bedeutet etwa „mojo“ ursprünglich zwar nur Amulett (Vodoo-Stoffbeutel), aber in Verbindung mit einem „schwarze-Katze-Knochen“ wird schnell klar, dass es sich vielmehr um das männliche Glied handeln muss. Auch der Titel selbst ist schon voller sexueller Anspielungen und eine insgeheime Aufforderung zur nichtsportlichen körperlichen Betätigung. Hoochie bedeute „booze“, Coochie hingegen das weibliche Geschlechtsorgan. Sex `n´ Drugs `n´ Blues eben.

Die Geburt des Blues aus dem Dilemma
Die Ur-Musik sei eigentlich das Gespräch und die Instrumente würden nur menschliche Stimmen nachahmen, schreibt der bekennende Blues-Fan Michael Köhlmeier in „Abendland“, seinem Jahrhundertroman, in dem er auch einige Passagen dem Blues und Jazz widmet. „Schlecht ist bereits die Wiederholung des Guten“, schreibt er weiter, aber das lasse sich bestimmt nicht nur auf die Musik beziehen „Je weniger einem zu tun übrig bleibt, desto heftiger drängt es einen zur Tat,“ so Köhlmeier. Dieser Satz bringt in „Abendland“ das Dilemma auf den Punkt, nämlich dass man gerne etwas tun würde, einem aber die Hände gebunden sind, denn jedes Tun würde die Ausgangslage nur verschlimmern. Bei einem Dilemma angelangt, ist es wohl besser, sich still zu verhalten, sich eben nicht zu bewegen, zu verharren, inne zu halten und keine Taten zu setzen. Allein der Geist vermag das Dilemma zu lösen. Oder der Fortlauf der Zeit. So wie Köhlmeiers Protagonisten liegt auch dem Bluesmusiker und den in seinen Songs erzählten Geschichten ein grundlegendes Dilemma zugrunde: die Wunde schließt der Speer nur, der sie entfacht. Oder mit anderen Worten: die Heils- und Erlösungserwartung, die in die geliebte Frau gesetzt wird, kann nur neue Enttäuschungen verursachen.

“I got a losing hand, but a winning heart“
Denn Frauen sind mitnichten die besseren Männer, wie die Legende es verspricht. In „Losing Hand“ singt Ray Charles etwa: „Your ways keep changing like the shifting desert sand/While I was playing fair baby you played a cheating game/I know you didn't care but I love you just the same/I thought I'd be your king baby, yes and you could be my queen/But you used me for your joker 'cause I thought you're deal was clean/The way you did me pretty baby, I declare I'll never understand/I gambled on your love baby, hey, hey, hey I got a losing hand.“ Der Wirtschaftsredakteur des Spiegel und Jazz-Spezialist Peter Bölke; Herausgeber von „„Deep South – The Story of the Blues“ zitiert in seinem Vorwort einen der bekanntesten Jazzer: „Der Blues ist die Seele des Jazz und die Seele jeder Musik, die von schwarzen Afrikanern geschaffen wurde“. Und in der Tat kann man die Einflüsse des schwarzen Blues in fast jeder zeitgenössischen Musik registrieren, auch wenn es meist Weiße waren, die damit Geld verdienten. In vier Kapiteln mit dazu jeweils einer CD erzählt Bölke die Geschichte des Blues von Anfang an und erinnert an jene Gestalten, die ihn einst – sogar unter Einsatz ihres Lebens – sangen. Auf den insgesamt vier CDs finden sich die wichtigsten musikalischen Meilensteine aus der Geschichte des Blues, mit dabei sind u.a. B. B. King, Chuck Berry, John Lee Hooker, Muddy Waters, Bessie Smith, Meade Lux Lewis oder John Mayall, Big Bill Broonzy, Robert Johnson oder auch Blind Lemon Jefferson.

Jedes Kapitel verfügt auch über einen reichen Bildteil mit historischen Aufnahmen und einem Text in Deutsch und Englisch. „Die kompakte Form als Konzept: für Leute die etwas wissen, aber noch nicht genug wissen und etwas hören wollen, über das, was sie da gelesen haben“, so fasst der Herausgeber selbst seine Blues-bible zusammen und hat damit wohl nicht nur seine
eigenen blue devils in den Griff gekriegt, sondern auch die von vielen anderen Fans dieser ursprünglichen, roughen und ehrlichen Musik.

Peter Bölke
Deep South-The Story of the Blues

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-09-17)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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