Biographien Rezensionen Diskutieren im versalia-Forum Das versalia.de-Rundschreiben abonnieren Service für Netzmeister Lesen im Archiv klassischer Werke Ihre kostenlose Netzbibliothek

 


Rezensionen


 
Franz Dobler - The beast in me
Buchinformation
Dobler, Franz - The beast in me bestellen
Dobler, Franz:
The beast in me

Bei amazon bestellen

(Bücher frei Haus)

Als Hinterwäldler wurde Franz Dobler auch verspottet, er pflückte zwar keine Baumwolle, musste aber auf dem elterlichen Bauernhof mithelfen. Irgendwann begann seine Liebe zur Countrymusik, und weil Waylon Jennings gesagt hatte: „Johnny Cash is country music, country music is Johnny Cash”, kam er an diesem Namen einfach nicht vorbei. Mit seinem Buch „Auf des toten Mannes Kiste” und zweier Cds entwickelte er sich zum Kenner der Szene, die bei uns stellenweise noch immer als gefidelte Hillbilly-Musik, als Lagerfeuerromantik a la John Wayne, sozusagen als amerikanisches Pendant zur Volksmusik gehandelt wird. Und Tom Astor, Gunther Gabriel oder Truck Stop transportieren beharrlich das Bild des singenden Cowboys durch deutsche Verstärker. Aber Dobler wäre kein echter Redneck, wenn er es nicht geschafft hätte, dieses Vorurteil gekonnt an die Wand zu spielen; „The beast in me” ist weder eine Kompilation über einen „Superstar”, noch eine reine Biografie, vielmehr stellt das Werk die „Balance zwischen den Geschichten” dar. Der Autor warnt im Vorwort davor, dass man keine neuen Fakten entdecken werde, auch kein persönlich geführtes Interview, und dass er einige der 75 Alben und wichtige Songs nicht mal erwähnt habe, es gehe um die Art Line-Dance, Geschichten, die objektiv wie subjektiv im Leben dieser Musik wichtig seien, vermutlich deshalb ziert das Cover ein Photo des jungen Cash bei seiner Verhaftung wegen Drogenbesitzes 1965 am Flughafen von El Paso.
Darum geht es also. Nun, der Tanz zwischen den Linien ist gelungen, wer Johnny Cash noch nicht kennt, erfährt hier sein Leben und die Umstände darüber, wie es dazu gekommen ist, wie es ist. Vor 8 Jahren notierte ein bissiger Kritiker, dass über Johnny Cash eigentlich schon alles geschrieben sei, in Anspielung auf einen Zeitungsartikel, der den Countrybarden nach einem sekundenlangen Herzstillstand während einer Operation bereits im Grab sah. Dann hätte Franz Dobler dieses Buch vermutlich nie gemacht. Oder er hätte es erst Recht gemacht. Jedenfalls ist es gut, dass er es gemacht hat.
In acht Kapiteln erfahren wir vom Aufstieg, von wechselnden Erfolgen und Misserfolgen, von Drogenexzessen und Blut, Schweiß und Tränen, wir erfahren von einer seltsam schönen Musikrichtung und Liedern über Gott, Liebe und Mord und warum Cash in Reno einen Menschen erschossen hat, nur um ihn sterben zu sehen.
Gleichwohl zeichnet der Autor mit lockerer Hand einen Zusammenhang von „Leben und lyrics”, er rückt Klischees zurecht. Denn über Johnny Cash gibt es eine Menge Widersprüche, an denen Cash selbst (neben einigen Biographen) nicht unbeteiligt ist, man hält ihm in Interviews oft vor, erst letztens habe er sich aber ganz anders geäußert.
„The Beast in me” ist ein Reader über Countrymusik, ein Lesebuch über J. Cash, es demonstriert keine überschwängliche Seelenverwandtschaft, bei aller Liebe bleibt der Stil distanziert und ausgelotet, und wo sich die Recherchenquellen in die Quere kommen, überläßt Dobler dem Leser/Inn die witzigere Anekdote oder die wahrscheinlichere Version. Darin kennt er sich aus: Countrymusik ist sein Parkett, Cash sein Parcour, den er von Kingsland/Arkansas bis Hendersonville/Johnny-Cash-Parkway auf seinen Spuren verfolgt hat; nebenbei ist Dobler DJ - also Plattenaufleger. Soll noch einer behaupten, Bayern habe neben Fußball nur wässriges Bier zu bieten.
Zum Schluss, bevor Zeittafel, Diskografie und Bibliografie erscheinen, serviert uns Dobler eine abgefahrene Geschichte, die er „Rhythm and Cocain Blues” nennt.
Die seltsame und schöne Welt der Countrymusik, the beast in me und Johnny Cash sind zu einem lebendigem Konglomerat geworden, every song tells his story. Allmählich passt alles zusammen. Und wie Johnny Cash in der Serie „Unsere kleine Farm” als betrügerischer Reverend sagte: „Gestern ist gestern, heute ist heute”, so spaziert der Plot des Buches vom Gestern zum Heute, den Blick immer im Rückspiegel und das Tier auf dem Beifahrersitz.



Franz Dobler: The beast in me. Johnny Cash und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik.
Verlag Antje Kunstmann
270 Seiten, bebildert
2002 *** ISBN: 3888973023

Hartmuth Malorny

[*] Diese Rezension schrieb: Hartmuth Malorny (2005-08-27)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


-> Möchten Sie eine eigene Rezension veröffentlichen?

[ weitere Rezensionen : Übersicht ]

 

Anmelden
Benutzername

Passwort

Eingeloggt bleiben

Neu registrieren?
Passwort vergessen?

Neues aus dem Forum


Gedichte von Georg Trakl

Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





Das Fliegende Spaghettimonster

Ukraine | Anti-Literatur | Datenschutz | FAQ | Impressum | Rechtliches | Partnerseiten | Seite empfehlen | RSS

Systementwurf und -programmierung von zerovision.de

© 2001-2024 by Arne-Wigand Baganz

v_v3.53 erstellte diese Seite in 0.006738 sek.