Warnungen vor der politischen Entwicklung hat es schon immer gegeben. Und besonders in Deutschland lassen sich diese immer sehr gut verkaufen. Bestimmte politische Trends wurden mit Bestsellern vorgeführt und das lesende Publikum einer ganzen Nation hatte seine wahre Freude daran. Ungewöhnlich dabei ist nur, dass die politische Kritik zumeist kaum praktische Folgen hat, aber auch das scheint ein deutsches Phänomen zu sein. Was neu ist, und wahrscheinlich auch bei Günter Ederers Buch Träum weiter Deutschland. Politisch korrekt gegen die Wand eintreten wird, ist die Ignorierung derartiger Bücher durch das Feuilleton und das mediale Feld insgesamt und, sollte dieses nicht vollständig gelingen, die Diskreditierung und Verdammung des Autors. Vieles spricht bereits jetzt dafür, dass es Günter Ederer auch so gehen wird.
Dabei ist das Buch ein wertvoller Beitrag für eine grundsätzliche Diskussion in der Bundesrepublik über die Fehlentwicklungen der gegenwärtigen Politik und die Notwendigkeit einer radikalen Kurskorrektur. Ausgehend von der immensen Verschuldung von 1,9 Billionen Euro zeichnet Ederer die Entwicklungslinien nach, die dazu geführt haben: Ein immer gewaltiger anwachsender Subventionismus, der von dem Irrglauben ausgeht, durch Steuern und Subventionen tatsächlich die gesellschaftliche Entwicklung steuern zu können. Das Gegenteil, so Ederer, ist der Fall. Einer planerischen Fehlentwicklung wird mit der nächsten begegnet und entstanden ist ein gewaltiges Konglomerat an Bürokratie, das zunehmend die Lebenspraxis beherrscht und die Entmündigung der Bevölkerung vorantreibt. Hinzu kommen noch demokratisch nicht legitimierte Institutionen des Mainstreams, die definieren, was politisch korrekt ist und was nicht.
Die politische Klasse insgesamt ist in diesem Strudel des staatsmonopolistischen Kapitalismus keine agierende und gestaltende mehr. Sie hat den Preis für das wohlfeile Leben bezahlt mit einer systemimmanenten Allerweltsexistenz, die ihre Legitimation nur noch schafft durch die Beschleunigung der Entmündigungsprozesse. Günter Ederer bearbeitet in seinem faktenreichen, auf unzähligen Recherchen basierenden Enthüllungsbuch die großen thematischen Felder, um die es geht: ausgehend vom Freiheitsbegriff und seiner historischen Entwicklung in Deutschland widmet er sich ausführlich den Staatsbilanzen, der demographischen Entwicklung und damit verknüpften Fragen der Immigration, stellt Verknüpfungen zu der Verstaatlichung so genannter Daseinsvorsorge durch die Nationalsozialisten her, dokumentiert die Vergesellschaftung der Arbeitslosigkeit, schildert die Boykottstrategien beim Ausbau der Infrastruktur und skizziert die föderalistische Verballhornung der Bildung.
Den meisten Argumentationen kann man sehr gut folgen und es ist eine Stärke des Buches, dass Ederer sehr sorgfältig recherchiert hat und jedes seiner Argumente mit zahlreichen Fakten unterlegt. Über seine Grundthese, dass die Lösung des Problems in einer ordoliberalen Konzeption eines Ludwig Erhards zu suchen ist, lässt sich heftig streiten. Und dass der Autor, der bei seinen Recherchen immer wieder auf Vertreter der politischen Klasse stiess, die mit ihrer Ignoranz und Bräsigkeit kaum noch zu ertragen sind und ihn emotional auf die Palme gebracht haben, lässt sich nachvollziehen und die eine oder andere Formulierung verzeihen, die seinen Gemütszustand dokumentieren. Das Buch aber deshalb zu diskreditieren wäre genau das, wozu der politisch korrekte Mainstream greifen würde und was einfach nicht mehr akzeptiert werden kann. Zu viele Argumente des Buches treffen ins Schwarze und die Notwendigkeit einer radikalen Neudefinition von Politik und Freiheit in diesem Land sind zu seiner Überlebensfrage geworden.
[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2011-09-08)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.